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Händler des Zweifels

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ExxonMobil, der Klimawandel und das Milliardärskabinett

Die USA scheinen zurzeit zwei Präsidenten zu haben. Die Entscheidungen des derzeitigen Amtsinhabers Barack Obama werden von seinem Nachfolger Donald Trump systematisch kommentiert und kritisiert, was ganz klar den bis dato üblichen Gepflogenheiten zuwiderläuft.

Mit seiner Unterstützung für die UNO-Resolution, die den israelischen Landraub im Westjordanland anprangert, hat Obama ein wichtiges Zeichen gesetzt. Trump hat daraufhin die Vereinten Nationen als eine Art Schwatzbude karikiert und deutlich gemacht, dass nach seiner Vereidigung Israels Premier Netanjahu bei der Errichtung seines Apartheidstaates in Palästina wieder freie Hand haben wird.

Interessant könnte es aber werden, wenn sein designierter Diplomatie-Chef Rex Tillerson von seiner Vergangenheit als CEO des Ölkonzerns ExxonMobil eingeholt werden wird. Diese Gesellschaft entstand 1999 durch die Fusion zweier Firmen, die 1911 aus der Zerschlagung von John D. Rockefellers Standard Oil hervorgegangen waren.
ExxonMobil hintertrieb während Jahrzehnten mit allerlei krummen Methoden den Kampf gegen den Klimawandel, obwohl die firmeneigenen Wissenschaftler – der Konzern beschäftigt Tausende davon – intern schon seit langem davor gewarnt hatten, dass der Klimawandel eine nicht zu leugnende Realität sei, und dass seine Folgen für die Menschheit potenziell desaströs sein würden.

Nach außen hin säte ExxonMobil dagegen systematisch Zweifel an der Richtigkeit der Theorie des Klimawandels und trug somit dazu bei, dass die Menschheit wertvolle Zeit im Kampf gegen dieses Phänomen verlor.
Nun aber zerren Aktionäre von ExxonMobil den Ölgiganten – und damit auch seine Bosse – deswegen vor den Kadi. Allen voran – wie die New York Review am 8. Dezember berichtete – ergriff pikanterweise … der Rockefeller Family Fund (RFF) die Initiative. Und so könnte es sein, dass ausgerechnet eine Stiftung, die auf dem gigantischen Vermögen der Rockefellers beruht, den für die Allgemeinheit schädlichen Machenschaften dieser Ölfirma ein Ende setzen wird. Wobei es sich kaum vermeiden ließe, dass sich der neue Außenminister für seine persönliche Rolle darin verantworten muss.

Aber die US-Bürger werden wohl bald kapieren, wem sie da zur Macht verholfen haben. Gerade jene „kleinen Leute“, die es mit der Wahl Trumps den bösen „Eliten“ mal so richtig zeigen wollten. Trumps designierter Arbeitsminister z.B., der Fastfood-Millionär Andrew Puzder, bekämpft den Mindestlohn mit geradezu religiösem Eifer.
Präsident Trumps Kabinett wird in puncto Privatvermögen kollektiv mindestens 14 Milliarden Dollar schwer wiegen und damit in etwa so viel besitzen wie die 30% ärmsten US-Bürger zusammen. Die Interessen dieser 30% werden ihnen aber mit großer Wahrscheinlichkeit schnurstracks am Allerwertesten vorbeigehen: Die Protestwähler „aus dem Volk“ werden ganz schnell merken, dass sie mit ihrer Stimmabgabe zuallererst einmal sich selbst „gebiischt“ haben.