„It’s closing time“: Mit diesem Lied über die Sperrstunde beschloss Leonard Cohen für gewöhnlich seine Konzerte. Drei Wochen vor seinem Tod im Alter von 82 Jahren erschien das letzte Studioalbum des Kanadiers. Ihn wird man nicht mehr live erleben können, genau wie so viele bedeutende Musiker, die 2016 starben.
Den Anfang machte im Januar die Musik-Ikone David Bowie, eine Woche später starb mit Glenn Frey einer der beiden Köpfe der Eagles, Supergruppe der 1970er-Jahre. Im April folgte mit Prince ein weiterer Ausnahmemusiker. George Michael, Letzter im Bunde der 2016 verstorbenen berühmten Musiker, kann zwar kaum mit der Genialität der Erstgenannten mithalten, verzauberte dennoch mit seiner Stimme Millionen von Zuhörern.
Die Liste ließe sich weiterführen. Zwar nicht bis ins Unendliche, aber verlässt man einmal den Rock-Pop-Bereich, dann kommen weitere Hochkaräter hinzu. Beispiele: Komponist und Dirigent Pierre Boulez verstarb 2016 ebenso wie Kongos Rumba-König Papa Wemba oder die Soul- und Funk-Queen Sharon Jones. Es war demnach kein gutes Jahr für die Musik. Gar ein schwarzes Jahr, wie es nun in den Jahresrückblicken heißt. In den sozialen Netzwerken konnte man sich 2016 vor RIPs nicht mehr retten.
Doch genau betrachtet war 2015 auch nicht viel besser, als Lemmy Kilmister, Nathalie Cole, Percy Sledge, B.B. King, Max Greger oder Kurt Masur zu beklagen waren. Oder 2014 mit dem Ableben von u.a. Pete Seeger, Joe Cocker, Johnny Winter, Bobby Womack, Udo Jürgens und Paco de Lucia.
„The final bell“: Arg gebeutelt wurde auch die Sportwelt. Mit Muhammad Ali verlor sie ihren wichtigsten Protagonisten des letzten Jahrhunderts. Cassius Clay alias Ali scherte sich nicht um Konventionen. Er mischte sich in politische Debatten ein, wurde zum Gesicht des Protestes gegen den Vietnamkrieg und später zum Vorkämpfer der weltweiten Emanzipation der Schwarzen.
Im Ring wurde er v.a. durch die Kämpfe gegen Frazier und Foreman zur Legende. Man kann darüber streiten, ob Ali der beste Sportler aller Zeiten war, der bedeutendste war er aber ohne Zweifel.
2016 trauerte die Sportwelt aber nicht nur um „The Greatest“. Auch Hollands Fußball-König Johan Cruyff, Golflegende Arnold Palmer und Deutschlands Radstar Rudi Altig gehörten zu den Toten des Jahres, genau wie Carlos Alberto, Cesare Maldini und quasi die komplette Mannschaft von Chapecoense.
RIPs ernteten aber nicht nur Musiker und Sportler. Elie Wiesel, Bud Spencer, Götz George, Umberto Eco, Hans-Dietrich Genscher, Schimon Peres, Fidel Castro, Sonia Rykiel, Dario Fo, Erika Berger oder Gene Wilder, sie alle bleiben ebenfalls dank ihres Lebenswerks unsterblich. Was man von den rund 5.000 Migranten, die 2016 im Mittelmeer auf der Flucht elendig ersoffen, nicht behaupten kann. Für sie gab es keine RIPs in den sozialen Netzwerken, aber das ist eine andere Geschichte …
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