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Nicht alle Züge fahren mit dem «sichersten System»

Nicht alle Züge fahren mit dem «sichersten System»
(Isabella Finzi)

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Die CFL-Direktion legt einen Zwischenbericht zum Zugunglück in Bettemburg vor. Der Zug fuhr auf der Strecke (ordnungsgemäß) ohne ETCS-Sicherheitssystem.

Wie Verwaltungsratspräsident Jeannot Waringo erklärt, soll in der Pressekonferenz zusammengefasst werden was passiert ist. Einen großen Dank schickt er an die Rettungskräfte. Sie haben exemplarisch gearbeitet. Selbst wenn man besonders auf Sicherheit achte, könne immer etwas passieren, auch wenn das schwer zu verkraften sei. Beim Thema Sicherheit werde permanent nachgebessert. «Wir waren transparenter als im Fall «Zoufftgen». In diesem Fall wollen wir nichts verheimlichen.»

Bahndirektor Marc Wengler liefer die Details: Um 8:45 Uhr kam es zum Zusammenstoß zwischen einem Personenzug und einem Güterzug. Es gab zwei Verletzte und einen Toten. Ursache war, dass der Personenzug ein Haltesignal nicht beachtet hat. Die Blackboxen sind noch nicht alle geborgen.

Die hintere Blackbox befindet sich in den Händen der Behörden. Die vordere wurde noch nicht geborgen. Vielleicht wird man heute fertig mit den Aufräumarbeiten. Gestern (15.2.) wurden zwei ineinander verkeilte Maschinen getrennt. Die Strecke kann nicht vor Sonntagabend in Betrieb genommen werden. Bis die Strecke wieder eröffnet wird befördern Busse die Passagiere. Das restliche Netz funktioniert normal.

Ein altes und ein neues System

Der Lokführer erhält bevor er ein Haltesignal erreicht ein «Vorsignal» dann erst ein «Hauptsignal». Zwischen beiden liegt eine Strecke von 1,2 km. Der Lokführer wird also gewarnt, bevor er das eigentliche Signal erreicht. So kann er den Bremsvorgang rechtzeitig einleiten.

Bei einem alten System fährt der Zug über einen Kontakt, der den Prozess in die Wege leitet. Es ist also ein physischer Kontakt zwischen Maschine und Gleis nötig.

Beim neuen ETCS-System besteht eine permanente Überwachung. Es ist auch kein physischer Kontakt zwischen dem Zug und einem Signalnehmer nötig. Alles funktioniert über ein für die Bahn reserviertes GSM-Netz. Dabei handelt es sich um das beste Sicherheitssystem das derzeit existiert.

Mit der Installation des neuen Systems hat man 2003 begonnen. 33 Millionen wurden investiert. 2014 waren 100 Prozent des Netzes damit ausgestattet. Die Züge wurden jedoch noch nicht alle mit diesem neuen System ausgestattet. Die Lok-Serien 2000, 2200 und 2300 sind zu 100 Prozent damit ausgerüstet. Die Lokomotiven der Serie 3000 sind zu 26 Prozent ausgerüstet. Bei der Serie 4000 wurde lediglich ein Prototyp ausgerüstet.

Bis Dezember 2017 sollen alle Züge mit dem neuen System ausgerüstet sein. Die Kosten belaufen sich auf 38 Millionen Euro.

Bislang ist nicht geklärt wie es zu dem tragischen Unfall gekommen ist. Theoretisch hätte das System funtionieren müssen. Es ist bislang nicht bekannt ob eine Vollbremsung eingeleitet wurde. Die Kollision fand 350 Meter hinter dem Hauptsignal statt. Wenn ein leerer Zug eine Vollbremsung macht, dann ist der Bremsweg unter 350 Meter lang.

Das im Zug installierte Sicherheitssystem (Memor 2+) kann manuel ausgeschaltet. Es muss vor jeder Fahrt überprüft werden. Es gibt daher zwei Möglichkeiten. Entweder das System war ausgeschaltet oder es gab einen technischen Defekt.

Das ETCS-System war im Zug installiert, allerdings nicht für Frankreich homologiert. Deshalb war es nicht aktiv. Wäre es aktiv gewesen hätte man es nicht ausschalten können.

Die Handlungen die am Sicherheitssystem vorgenommen wurden, werden von der vorderen Blackbox aufgezeichnet.

Im Jahr 2016 gab es drei Vorfälle bei denen Haltesignale missachtet wurden. In diesen Fällen hat das System Memor 2+ funktioniert.