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Hinsetzen und reden

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Die logische Vorgehensweise

Im Vorwort seines ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Werkes „Die Kunst, Recht zu behalten“ widmet der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer eine Passage der natürlichen Schlechtigkeit des Menschen. „Wäre diese nicht, wären wir von Grund aus ehrlich, so würden wir bei jeder Debatte bloß darauf ausgehn, die Wahrheit zu Tage zu fördern, ganz unbekümmert ob solche unsrer zuerst aufgestellten Meinung oder der des Andern gemäß ausfiele: dies würde gleichgültig, oder wenigstens ganz und gar Nebensache sein. Aber jetzt ist es Hauptsache“, behauptet Schopenhauer.

Diese Beobachtung ist ebenso scharfsinnig wie richtig. Tatsächlich fällt es uns schwer, zuzugeben, dass wir mit einer Behauptung unrecht hatten. Oft bemerken wir es nicht einmal, weil unsere Psyche derart funktioniert, dass sie uns blind macht für Gegenargumente und uns Angst einflößt vor der etwaigen Häme eines Gegners oder, schlimmer noch, der Häme der Zuschauer. Zu beobachten ist dieses Phänomen überall, ob in der Kneipe, auf dem Sportplatz oder in der Politik.

Eine weitere scharfsinnige Beobachtung machen Spieltheoretiker – insbesondere der Mathematiker John Nash. Sie kommen zu dem interessanten Schluss, dass Personen, die sich nicht absprechen und eine aus ihrer Sicht logische und nachvollziehbare Entscheidung treffen, am Ende schlechter dastehen, als wenn sie sich abgesprochen haben.

Berühmt geworden ist das Gefangenen-Dilemma, in dem zwei Gefangene getrennt verhört werden und denen die Polizei einen Deal vorschlägt. Beide kommen zu dem Schluss, dass es besser ist, als Kronzeuge auszusagen, wohingegen beide eine niedrigere Strafe erhalten würden, wenn sie ein gemeinsames Vorgehen abgesprochen und geschwiegen hätten.

Nun ist es nachvollziehbar, warum Schopenhauer von einer natürlichen Schlechtigkeit des Menschen spricht. Allerdings ist das nicht zwingend so. Vielmehr gibt es Hinweise, dass Kleinkinder ein natürliches Einfühlungsvermögen – eine natürliche Empathie – besitzen und von Natur aus hilfsbereit sind. Irgendwann jedoch, beim Aufwachsen, legen Menschen dieses Verhalten ab. Daraus folgt, was intuitiv auch richtig scheint. Probleme sollten, anstatt mit Streit und Waffengewalt, gelöst werden, indem man sich an einen Tisch setzt und diskutiert. Das mag naiv klingen, sollte jedoch für eine Spezies, die Raketen ins All schickt, durchaus möglich sein.

Dass es Menschen gibt, die nicht empathiefähig oder zu sehr in ihrer Hassmentalität gefangen sind, ist klar. Im Moment sieht es jedoch eher so aus, als wäre wirklich niemand mehr bereit, an einem Strang zu ziehen, gemeinsame logische Ziele auszuarbeiten und sie zu verwirklichen.

Insbesondere Europa schien noch bis in das frühe 21. Jahrhundert hinein eine löbliche Ausnahme zu sein. Ein Projekt, bei dem alle ihre egoistischen Interessen, zu einem gewissen Grad, hintanstellen und so zusammen mehr erreichen.
Heute gewinnt die Idee, dass Länder alleine mehr erreichen, wieder an Zulauf. Spaltung ist die Folge. Sinn macht das nicht. Gut für Europa ist das auf keinen Fall.