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«Ein europäisches Projekt»

«Ein europäisches Projekt»
(Reuters)

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Am Montag soll es offiziell sein. Nach fast 90 Jahren im Besitz des US-Autokonzerns General Motors steht die deutsche Traditionsmarke Opel vor einem Eigentümerwechsel hin zum französischen Autobauer PSA Peugeot Citroën.

Nach fast 90 Jahren im Besitz des US-Autokonzerns General Motors steht die deutsche Traditionsmarke Opel vor einem Eigentümerwechsel: Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën will die bisherige Europa-Tochter von GM übernehmen, die Entscheidung zum Kauf soll am Montag offiziell bekannt gegeben werden, wie die Nachrichtenagentur AFP am Wochenende aus Unternehmenskreisen in Paris erfuhr.

PSA und GM setzten für Montagmorgen um 09.15 Uhr eine Pressekonferenz in Paris an. Opel lud für Montag zu einer Betriebsversammlung am Firmensitz in Rüsselsheim ein. Am Freitagabend hatte der PSA-Aufsichtsrat grünes Licht für die Übernahme gegeben, wie in Paris verlautete. Erst Mitte Februar war bekannt geworden, dass die Franzosen und GM über einen Eigentümerwechsel für das defizitäre GM-Europageschäft mit den Marken Opel und Vauxhall verhandeln. Diese Gespräche seien «rund gelaufen», hieß es nun aus Firmenkreisen in Frankreich.

«Viel Zufriedenheit und Enthusiasmus»

Auf beiden Seiten herrsche «viel Zufriedenheit und Enthusiasmus» hinsichtlich des Ergebnisses. Mit der Übernahme entstünde der nach Volkswagen zweitgrößte Autokonzern Europas. Opel war 1862 in Rüsselsheim gegründet worden. Bereits im Jahr 1929 wurde der Konzern in der Weltwirtschaftskrise an General Motors verkauft.

GM hatte im vergangenen Jahr mit seiner Europasparte erneut ein Minus von 257 Millionen Dollar (gut 240 Millionen Euro) eingefahren. Seit dem Jahr 2000 hat GM in Europa mehr als 15 Milliarden Dollar Verlust gemacht (rund 14 Milliarden Euro). Dagegen präsentierte PSA Peugeot Citroën für das vergangene Jahr glänzende Zahlen: Der französische Autobauer konnte den Gewinn 2016 um 79 Prozent auf 2,15 Milliarden Euro steigern.

An Garantien festhalten

PSA-Chef Carlos Tavares erklärte kürzlich, sein Unternehmen werde dem seit Jahren Verluste schreibenden Rüsselsheimer Autobauer helfen, «wieder auf die Beine zu kommen». Gleichzeitig sicherte er zu, an den von GM gegebenen Standort-, Investitions- und Beschäftigungsgarantien festzuhalten. Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, mahnte einen dauerhaften Erhalt der Marke Opel an.

«Unsere Hoffnung ist natürlich, dass Opel mit seiner eigenen Identität und mit seiner Innovationskraft erhalten und gestärkt wird», sagte Wissmann der «Welt» vom Samstag. Grundsätzlich sei die Idee gut, «ein französisch-deutsches Unternehmen und damit ein europäisches Projekt zu realisieren». Wissmann deutete den Verkauf von Opel durch GM auch als Warnsignal: «Aber wenn man hört, dass einer der Gründe für die Absicht von General Motors, Opel zu verkaufen, in den harten europäischen Regulierungen liegt, dann muss das für die europäische Politik ein Hinweis sein, dass ökologische Vorgaben immer in der Balance zur Wirtschaftlichkeit gehalten werden müssen.»

Auch VW hatte Interesse

Einem Bericht der «Bild am Sonntag» zufolge hatte auch Volkswagen Interesse an einer Übernahme von Opel – und hatte dafür auch die Unterstützung der Bundesregierung. Die Verhandlungen mit GM seien im Jahr 2014 jedoch an dem aus VW-Sicht zu hohen Kaufpreis gescheitert, berichtete das Blatt. Der damalige VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) damals über die Opel-Pläne informiert, berichtete die Zeitung. Merkel habe Winterkorn signalisiert, dass die Bundesregierung eine Übernahme begrüßen würde.