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Gut, dass Kate kommt

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Warum der Besuch der Duchess of Cambridge hilfreich ist

Das Zahlwort Million kann nicht nur im Geschäft sehr wirkungsvoll eingesetzt werden (wie viele Millionen verdient Google in diesem Jahr, Zehntausende?), sondern auch in der Politik: Wann
hat Luxemburg über die Million Einwohner, 2080 oder früher, vielleicht schon 2050, wer weiß? Wir sind jetzt rund 590.000, davon mindestens 48% Ausländer, nach dem rasanten Wachstum der drei letzten Jahrzehnte, in denen sich das Land gewollt und ungewollt zur Metropole entwickelte.

1867, vor erst sechs Generationen à 25 Jahren, waren wir 200.000. Damals fand sich unser Großherzog, der holländische König Wilhelm III., bereit, das bettelarme Luxemburg für fünf Millionen Gulden (10,750 Millionen Goldfranken) an Napoleon III. zu verkaufen. Prinz Henri, der Statthalter – Stichworte Amalia, Eisenbahnen (ja, er!!!) –, hatte den Vertrag unterschriftsreif gemacht. So billig hatte man in Europa schon lange keine Weißen gehandelt, kommentierte der belgische König Leopold.

Wëllem, der notorische Prasser

Wëllem, der notorische Prasser, brauchte Geld, Napoleon nach seinem Mexiko-Abenteuer einen diplomatischen Erfolg und Bismarck einen Krieg mit dem Franzosen, um sein Deutsches Reich (ohne Austria) zusammenzuschweißen.
Wilhelm bekam die Knete nicht, denn die Sache drang an die Öffentlichkeit und die deutschen Zeitungen wurden verrückt ob des Schachers um das urdeutsche Land (so sahen sie Luxemburg, genau wie Hitler 60 Jahre später). Bismarck hätte mit dem Norddeutschen Bund ins Feld ziehen „müssen“, wäre der Deal gemacht worden. Der geniale Politstratege konnte sich diesen Traum aber erst 1870 erfüllen, weil Wilhelm und der innenpolitisch angeschlagene Napoleon kalte Füße bekamen.

Kate, Duchess of Cambridge, kommt am 11. Mai 2017 nach Luxemburg, pünktlich zum 150. Jahrestag der Unterschrift des Londoner Vertrags, der die Krise beendete, indem er dem Kleinstaat Luxemburg eine weitreichende Unabhängigkeit gab, die von den Großmächten Frankreich, Großbritannien, Preußen, Österreich und Russland verbürgt wurde. Nebenbei notiert: Österreich hätte Luxemburg lieber Belgien angegliedert bzw. an Belgien zurückerstattet …
So passt denn dieser Besuch aus England sehr gut zur laufenden politischen Diskussion über unseren Platz in Europa und in der Welt.

Erste und wichtigste Lehre bleibt auch heute noch, dass unser politischer Spielraum von den Nachbarn und Partnern bestimmt wird. Zur Erinnerung, im Schritt der sechs jüngsten Generationen:

1. 1867. Die Festung wird geschleift, die preußische Garnison zieht ab, Tausende wandern aus (USA, Frankreich), von Hunger und Armut getrieben. Aber Luxemburg ist nun eine offene Stadt und in ein paar Jahren beginnt im Süden die Eisen-und-Stahl-Ära.

2. 1890. Aus den Kuhdörfern sind im Escher Industrie-Revier Städte geworden, mit Immigranten aus Italien, Deutschland, Polen … und aus dem Ösling.

3. 1915. Das Deutsche Kaiserreich hat Luxemburg rechtswidrig besetzt und zum Hinterland seines Krieges gegen Frankreich gemacht.

4. 1940. Und schon wieder sind sie da, die Deutschen, diesmal unter Hitler, der Luxemburg vergewaltigt und zum Gau Moselland macht.

5. 1965. Happy time. Alles ist wieder aufgebaut, der Stahl boomt, die Wirtschaft blüht, die erkämpfte Sozialgesetzgebung ist fortschrittlich wie sonst nirgends.

6. 1990. Schon fast vergessen, der Niedergang des Stahlsektors in den 70ern/80ern: „Wir“ sind jetzt ein Top-Finanzplatz + Europa + Hightech, allerdings zunehmend auf Arbeitskräfte aus der Region angewiesen.
Die „Millennials“, also die seit 85/90 Geborenen, werden das Millionen-Luxemburg erleben oder auch nicht. Wie all die großen Vorkommnisse, die das Leben der fünf vorausgegangenen Generationen seit 1867 prägten, werden die gestaltenden Elemente der Zukunft nicht in Luxemburg entstehen, sondern draußen, in Europa, in der Welt. Das sollten wir verinnerlichen, nicht verdrängen.

Nur die Bereitschaft zur Innovation, zum Vorsprung, bringt Luxemburg voran; konservatives Denken und Handeln würden es schnell in den toten Winkel stellen.

Zulasten der siebten Generation. Jener ab 2015