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Scoxit rechnet sich nicht

Scoxit rechnet sich nicht
(Editpress)

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Eine Trennung, die wohl nicht stattfinden wird

Der Scoxit – die Trennung Schottlands vom Vereinigten Königreich – wäre aus ähnlichen Gründen eine schlechte Idee wie der Brexit – die Scheidung des UK von der EU. Das zeigen die wirtschaftlichen Grunddaten. Die Schotten treiben zwei Drittel ihres Handels mit dem Rest des Vereinigten Königreichs, aber nur ein Fünftel mit den EU-27. Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht wären das zehn Fünfzehntel gegen drei Fünfzehntel – immerhin ein Faktor von 3,3.
Wie die Schotten das anstellen wollten, jenen Teil ihrer wirtschaftlichen Einkünfte aus dem Handel mit dem Rest-UK, der sich durch eine Trennung unweigerlich in Rauch auflöste, durch Neuakquisitionen im Handel mit der EU zu ersetzen, dürfte wohl alles andere als klar sein.

Einen großen Teil ihrer Schiffe lässt etwa die Royal Navy in Schottland bauen, wo diese Aktivität Zehntausende von Arbeitsplätzen sichert. Und obwohl die neuen Tank- und Versorgungsschiffe Ihrer Majestät Marine aus Südkorea stammen, erscheint es schwer vorstellbar, dass die Navy ihre Fregatten und U-Boote jemals im Ausland vom Stapel laufen lassen würde.

Doch gerade hochqualifizierte und vergleichsweise gut bezahlte Industriejobs sind nördlich der „Border“ ähnlich rar gesät wie südlich davon. Auch hier hat die neoliberale Politik, wie sie seit Thatcher von den Tories wie von Labour betrieben wurde, Mondlandschaften hinterlassen.
Und es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Scoxit daraus wie von Wunderhand wieder blühende Landschaften erschaffen könnte.

Die Schotten genießen auf dem Kontinent große Sympathien und viele EU-Bürger würden sie wohl mit offenen Armen als neuen 28. EU-Staat begrüßen. Doch würde diese Begeisterung wohl rasch abflauen, wenn sich herausstellte, dass man sich mit einem unabhängigen Schottland einen weiteren am Dauertropf hängenden Subventionskandidaten eingehandelt hätte, zumal die Einkünfte aus dem Ölhandel immer weniger werden.

Doch wie gesagt, der Brexit wird für alle Briten aus vergleichbaren Gründen Nachteile haben. Zwar faseln die Brexiteers von goldenen Zeiten, die den Inseln nun wegen eines im großen Stil wiederbelebten Handels mit den übrigen Commonwealth-Staaten ins Haus stünden, doch zeigen auch hier die nackten Zahlen, dass derlei Fantasien, wie so vieles, was die Brexiteers dem leichtgläubigen Volk verklickert haben, reiner Quatsch sind: Der gesamte britische Handel mit dem Commonwealth erreichte 2015 knapp den Wert, den im Rahmen der EU allein der wirtschaftliche Austausch des UK mit den Niederlanden generierte. Am Ende wird es wohl nicht zu einem Scoxit kommen, da die Schotten durchaus wissen, auf welcher Seite ihr Brot – wie spärlich auch immer – besser gebuttert ist.

fwagner@tageblatt.lu