Fernsehdebatten können die Schwächen eines politischen Kandidaten gnadenlos bloßstellen. Marine Le Pen demontierte sich vor laufenden Kameras selbst mit ihrer Vulgarität, Brutalität, Aggressivität und dem totalen Mangel an konstruktiven Vorschlägen.
Als die britische Premierministerin Theresa May am Montag gegen Labour-Leader Jeremy Corbyn antrat, verlief das Ganze zwar bei Weitem nicht so katastrophal wie bei der französischen Fascho-Führerin. Trotzdem wurden die Grenzen der Kandidatin auf beeindruckende Weise deutlich.
Zwar mimt sie den Kapitän, der das Schiff Britannia mit fester Hand durch die dräuenden Stürme steuern wird, doch wird man den Eindruck nicht los, dass diese grimmige Entschlossenheit zu großen Teilen nur Fassade ist.
In welche Richtung das Vereinigte Königreich derzeit wirklich unterwegs ist, weiß nämlich nur der Teufel. May selbst kann es bestenfalls auf höchst schemenhafte Weise wissen.
Denn auf den künftigen Kurs des UK nehmen auch die 27 vom Kontinent einen entscheidenden Einfluss. Da kann May noch so sehr die Eiserne Lady raushängen lassen, völlig souverän wird auch ein Großbritannien nicht entscheiden können, das – um mal im Brexiteer-Jargon zu reden – „seine Freiheit wiedergewonnen“ hat.
Einfalls- und Ideenlosigkeit
Aber May wäre ja nicht die Erste, die Einfalls- und Ideenlosigkeit durch betont taffes Auftreten zu maskieren suchte.
Wenn sie Glück hat, wird die „HMS Britannia“ an die paradiesischen Gestade ihrer Träume angeschwemmt. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie an den Klippen der Realität scheitern wird.
Denn viel mehr als ihre mantraartig vorgetragenen Versprechen, dass irgendwie, irgendwo, irgendwann alles gut werden wird, scheint sie nicht auf dem Kasten zu haben. Die Brexit-Verhandlungen nehmen sich jedenfalls so „fiendishly“ komplex aus, dass derzeit kein Mensch auf Erden sagen kann, wo das Ganze dereinst enden wird.
Und ihr Großgetöne, dass sie an die „Europäer“ notfalls einen kräftigen Bras d’honneur adressieren werde, sollten sich die Verhandlungen nicht nach ihrem Geschmack entwickeln, kann man nicht anders als verantwortungslos gegenüber ihrer eigenen Nation bezeichnen.
Nun gäbe es ja genug kompetente Leute auf den Inseln, die ihr Wege aus der Brexit-Sackgasse aufzeigen könnten. Doch auf die hört sie nicht. Nicht nur, weil sie nicht hören will, sondern weil sie nicht auf sie hören kann. Der Machismo, mit dem sie einen harten Brexit-Kurs verkündet hat, erweist sich als selbstkonstruierte Falle. Den Weg vom Remainer-Saulus zum Brexit-Paulus kann sie nicht zurückgehen, ohne sich selbst zu versenken.
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