In der diplomatischen Krise zwischen Katar und seinen Nachbarländern hat das Golf-Emirat Hilfe aus dem Iran bekommen. In den vergangenen Tagen seien fünf Flugzeuge mit Lebensmitteln vom Iran nach Katar geschickt worden, sagte ein Sprecher der staatlichen Fluggesellschaft Iran Air am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Maschinen aus dem Iran brachten den Angaben zufolge 90 Tonnen frische Nahrungsmittel, hauptsächlich Gemüse, in das Emirat. Ein sechstes Flugzeug sollte demnach am Sonntag starten. In der iranischen Hafenstadt Dajjer, die gegenüber von Katar am Persischen Golf liegt, sollen zudem bald drei Schiffe mit 350 Tonnen Lebensmitteln auslaufen, wie die Nachrichtenagentur Tasnim unter Berufung auf den Hafenchef meldete.
Katar weist nicht aus
Wenn Katar darum bitte, werde es weitere Lieferungen geben, sagte der Sprecher der Fluggesellschaft. Wegen des Vorwurfs, die Regierung in Doha unterstütze Terrororganisationen, hatten Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate am vergangenen Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen und eine umfassende Blockade gegen das Golfemirat verhängt. Alle Bürger Katars wurden angewiesen, die vier Länder binnen zwei Wochen zu verlassen.
Katar erklärte hingegen am Sonntag, in dem Emirat lebende Staatsbürger aus den betroffenen Staaten vorerst nicht auszuweisen. Dies dürfte für die mehr als 11.000 in Katar lebenden Bürger dieser Länder eine Erleichterung darstellen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte zuvor vor schwerwiegenden Folgen einer Ausweisung für tausende Familien gewarnt.
Das Vorgehen Riads und seiner Verbündeten dürfte erhebliche politische und wirtschaftliche Konsequenzen für Katar haben, das unter anderem auf Importe aus der Region angewiesen ist. Eine Rolle bei der Blockade spielt indes wohl auch das relativ gute Verhältnis Katars zum Iran.
Die Agentur Bloomberg weist in einer Grafik auf die Flüssiggasexporte Katars hin:
Qatar helps fuel some of the nations that are turning against it https://t.co/XqvNJBefdC pic.twitter.com/JmC8Vfkagh
— Bloomberg (@business) 11. Juni 2017
Die beiden verfeindeten Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran streiten um die Vorherrschaft in der Region. Der deutsche Außenminister Gabriel warnte angesichts des Konflikts um Katar vor einem Krieg in der Region. «Es besteht die Gefahr, dass aus dieser Auseinandersetzung ein Krieg werden könnte», sagte Gabriel der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung».
Die Härte des Umgangs zwischen Brudernationen und Nachbarstaaten nannte er «dramatisch». Gabriel fand indes anerkennende Worte für US-Außenminister Rex Tillerson, der Saudi-Arabien und seine Verbündeten dazu aufgerufen hatte, die Blockade zu lockern. Tillerson habe durch eine «sehr kluge und besonnene Haltung» viel zur Beruhigung des Konflikts beigetragen, sagte Gabriel.
Russland will vermitteln
US-Präsident Donald Trump hatte dagegen seine Unterstützung für das saudiarabische Vorgehen bekräftigt. Als Vermittler in der Krise bot sich am Samstag Russland an. Moskau habe die Eskalation des Konflikts mit Sorge verfolgt, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow bei einem Treffen mit seinem katarischen Kollegen Scheich Mohammed al-Thani.
Auch der Außenminister von Kuwait, Scheich Sabah al-Chaled al-Sabah, erklärte am Sonntag, sein Land wolle die Vermittlungsbemühungen vorantreiben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte ein Ende der Blockade gegen Katar. Er rief Saudi-Arabien auf, seiner Führungsrolle in der Region gerecht zu werden und die Krise beizulegen. Zugleich sicherte er Doha weitere Hilfe zu.
Auch türkische Produkte finden verstärkt den Weg nach Katar:
Turkish products hit Qatar shelves as blockade remains pic.twitter.com/jfIkCkyQ2b
— Turkish (@TurkishNU) 11. Juni 2017
Katar gilt durch seine Gasexporte als eines der reichsten Länder der Welt. Die Exporte wurden nach Angaben des Energieriesen Qatar Petroleum durch die Blockade bislang nicht eingeschränkt. Katar ist Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Der Präsident des Fußballverbands Fifa, Gianni Infantino, zeigte sich am Sonntag zuversichtlich, «dass sich die Lage in der Region normalisiert». Die WM sei nicht in Gefahr.
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