Es ist für Luxemburger Verhältnisse durchaus bemerkenswert, was da am vergangenen Freitag im „Rehazenter“ auf Kirchberg offiziell vorgestellt wurde. Luxemburg bekommt einen Stützpunkt, in dem die Fäden in Sachen paralympischer Sport, also Spitzensport für Menschen mit Behinderung, zusammenlaufen.
Es geht in erster Linie um den Leistungssport, der dort optimal gefördert werden soll. Wobei das Ziel das gleiche wie im Spitzensport im Allgemeinen ist: Die Topathleten sollen als Lokomotiven für die Gesellschaft dienen und zu einer sportlichen, also gesünderen und demnach besseren Lebensweise animieren.
In diesen Kontext passt die Geschichte des am Freitag nach Luxemburg gereisten Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees, Sir Philip Craven. Zwei Tage nach einem Unfall bei einer Klettertour sah Craven von seinem Krankenhausbett aus eine Gruppe junger Menschen Rollstuhlbasketball spielen. Das Interesse an dieser Sportart war beim damals 16-Jährigen geweckt und Craven, seit dem Unglück an den Rollstuhl gefesselt, fand einen neuen Lebensinhalt. „Das hat mir das Leben gerettet“, blickte er am Freitag auf die Zeit zurück.
In Anbetracht dieser Geschichte ist es durchaus ein Schritt in die richtige Richtung, das Leistungszentrum des Luxemburger paralympischen Sports (CNParaSports) im Rehazentrum zu installieren. Auf der anderen Seite steht das Stichwort Inklusion. So sieht sich Kugelstoßer und Diskuswerfer Tom Habscheid mehr als Leichtathlet denn als paralympischer Athlet. Genau wie viele seiner Kollegen im Ausland.
Bekanntestes Beispiel ist der unterschenkelamputierte deutsche Weitspringer Markus Rehm, der seit Jahren um die Teilnahme an den großen internationalen Wettkämpfen der Nicht-Behinderten kämpft. Die Starterlaubnis hat er zwar inzwischen (in Deutschland) bekommen, doch wird er getrennt von den nicht behinderten Athleten gewertet, da noch immer nicht zweifelsfrei erwiesen ist, ob ihm seine Prothese einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft oder nicht.
Inklusion im Spitzensport ist jedenfalls möglich und findet vielerorts statt. Außerdem gibt es den „Unified Sport“, also Sportarten, in denen nicht behinderte mit behinderten Menschen in einem Team spielen wie zum Beispiel beim Rollstuhlbasketball. Aber nicht jede Sportart ist dafür geeignet, weshalb die neue nationale Struktur auf Kirchberg durchaus sinnvoll ist.
Zudem tragen die Verantwortlichen des Luxemburger paralympischen Komitees (LPC) um Präsident Marc Schreiner und den unermüdlichen Sportdirektor Romain Fiegen mit der Schaffung des „CNParaSports“ der zunehmenden Professionalisierung des paralympischen Sports Rechnung. Um Spitzenleistungen zu erzielen, braucht es professionelle Trainingsmöglichkeiten und professionelle Betreuung. Und diese Voraussetzungen sind noch lange nicht überall im Land gegeben, weshalb das neue Leistungszentrum mitsamt der disziplinorientierten Projekte auf jeden Fall als Meilenstein für den Luxemburger Behindertensport bezeichnet werden kann.
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