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LuxemburgImmer mehr Wolfssichtungen oder nur eine gefühlte Häufung? Rückblick auf die bisherigen Nachweise

Luxemburg / Immer mehr Wolfssichtungen oder nur eine gefühlte Häufung? Rückblick auf die bisherigen Nachweise
Laut dem Naturschutzbund Deutschland wird der europäische Grauwolf 60 bis 80 Zentimeter groß (Schulterhöhe) und bis zu 1,40 Meter lang Symbolfoto: dpa/Boris Roessler

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Ist der Wolf im Großherzogtum auf dem Vormarsch oder ist das alles nur ein Hype, der auf einem Gefühl beruht? Das Tageblatt hat sich die Wolfssichtungen aus den vergangenen Jahren angeschaut. Ein Rückblick.

Wird irgendwo ein Wolf gesichtet oder nachgewiesen, gibt es oft zwiegespaltene Reaktionen darauf. Im Netz finden sich dann häufig Kommentare wie „Abschießen, der ist eine Gefahr für unsere Nutztiere“ oder eben „Lasst den Wolf doch in Ruhe“. Manche zeigen sich aber auch einfach nur genervt und fürchten: „Jetzt geht dieses Theater schon wieder los“. In Luxemburg gab es im aktuellen Jahr bisher zwei Wolfsnachweise. Aber sind die Sichtungen in letzter Zeit häufiger vorgekommen? Bei der Einschätzung kann ein Blick zurück in die Geschichte der Wolfsnachweise im Großherzogtum helfen. 

Der Wolf ist erst seit einigen Jahren zurück im Großherzogtum. Davor hat er sich eine sehr lange Zeit nicht blicken lassen – insgesamt gab es 124 Jahre lang keinen einzigen Nachweis im Land. Am 24. April 1893 wurde der letzte Wolf in der Nähe von Olingen erschossen. Ironischerweise von einem Herrn Wolff.

DNA-Test

Zurück nach Luxemburg kam er schließlich 2017. „Erster Wolf in Luxemburg ist jetzt amtlich“, schrieb das Tageblatt damals in der Überschrift der zugehörigen Meldung. Damals wurden Mitte Juli zwischen Holzem und Garnich auf einer Weide acht Schafe gerissen. Anhand der Fraßspuren ging die Naturverwaltung bereits davon aus, dass es sich um einen Wolf handelt. Ein DNA-Test in Deutschland bestätigte die Vermutung und ergab zudem, dass es sich um einen Wolf aus der Alpenpopulation handelte. Weitere Tiere aus dieser Population seien zuvor auch schon in den Vogesen, in Lothringen und Rheinland-Pfalz nachgewiesen worden. Generell gingen Wolfssichtungen in Luxemburg auch oft Nachweise in den angrenzenden Nachbarländern voraus.

Der zweite Nachweis folgte ein knappes Dreivierteljahr später. Ende Februar 2018 riss ein Raubtier ein Schaf in Fuhren – die Naturverwaltung hegte Verdacht und ließ den Vorfall untersuchen. Da erste genetische Untersuchungen nicht aufschlussreich genug waren, wandte man sich an internationale Experten, die schließlich einen Nachweis bestätigten. „Überall in der Großregion tauchen Tiere auf“, sagte Laurent Schley von der Verwaltung damals auf Tageblatt-Nachfrage. Schafzüchter betrachteten die Entwicklungen damals bereits mit eher skeptischem Blick. Laut Schley fressen die Wölfe jedoch oft Tiere im Wald, wie zum Beispiel Rehe oder Wildschweine. Schafe stünden daher verhältnismäßig nicht so häufig auf dem Speiseplan.

Nachdem es im Jahr 2019 keinen Wolfsnachweis im Großherzogtum gegeben hatte, kehrte das graue Raubtier 2020 wieder offiziell nach Luxemburg zurück. Im Mai 2020 bestätigte die Naturverwaltung, dass ein Wolf für die drei gerissenen Schafe im Raum Niederanven verantwortlich war. Den Beweis lieferten DNA-Analysen des an den Bisswunden vorhandenen Speichels. Es habe sich dieses Mal um einen Wolf aus der mitteleuropäischen Flachlandpopulation gehandelt, deren Verbreitungsschwerpunkt sich von der Weichsel im Zentrum Polens bis nach Niedersachsen erstreckt. Das ergaben die Untersuchungen des Senckenberg-Instituts in Gelnhausen in Deutschland, ein Referenzlabor in diesem Bereich.

Doch nicht immer ist es zu 100 Prozent sicher, ob es sich bei einer Sichtung oder einem gerissenen Nutztier auch wirklich um einen Wolf gehandelt hat. Das zeigt unter anderem ein Beispiel aus Ulflingen. Dort wurde 2022 ein gerissenes Schaf gefunden. Experten der Naturverwaltung erstellten ein Rissgutachten und konnten einen Wolf als Urheber nicht ausschließen. Genetische Untersuchungen seien in diesem Fall nicht sonderlich vielversprechend gewesen, so die Behörde in ihrem Presseschreiben. Der Kadaver des Schafes habe nämlich zwei Tage im Regen gelegen und dessen genetische Kontamination durch Füchse sei „äußerst wahrscheinlich“. Das Gelände wurde daher von einem speziell auf Wolfsgeruch ausgebildeten Hund abgesucht. Der Hund signalisierte dabei, dass er den Geruch eines Wolfes ausgemacht hatte. Der Vorfall wurde also der Kategorie C3 zugeordnet. Das bedeutet: Die Anwesenheit eines Wolfes konnte weder zu 100 Prozent bestätigt, noch ausgeschlossen werden – doch die Wahrscheinlichkeit sei sehr hoch. Während also Landwirte nach einem eindeutigen Wolfsnachweis bei einem Nutztierriss zu 100 Prozent entschädigt werden, wurde der Landwirt in dem C3-Fall vorschriftsgemäß zu 75 Prozent entschädigt.

Fotoanalyse

Ein Autofahrer fotografierte im Januar 2022 bei Wintger einen Wolf
Ein Autofahrer fotografierte im Januar 2022 bei Wintger einen Wolf Archivfoto: Privat

Außerdem gibt es eindeutige Nachweise nicht immer nur durch eine genetische Untersuchung von Fell oder Speichel. Auch per Fotoanalyse kann die Naturverwaltung manchmal feststellen, dass es sich sicher um einen Wolf gehandelt hat, den ein Spaziergänger oder Jäger fotografiert hat. So knipste beispielsweise ein Autofahrer im Januar 2022 nördlich von Wintger ein „hundeähnliches Tier“. Die Naturverwaltung teilte „nach eingehender Überprüfung aller wichtigen Identifikationskriterien“ mit: Das war eindeutig ein Wolf. Den hatte außerdem vielleicht nicht nur dieser eine Autofahrer gesehen, wie die Verwaltung weiter mitteilte: „Etwa anderthalb Stunden vorher, also gegen 8.30 Uhr, war ein Wolf in der Nähe von Bourcy in Belgien gesichtet worden (etwa acht Kilometer vom Ort der heutigen Sichtung in Luxemburg entfernt), wie die belgischen Kollegen der Naturverwaltung am heutigen Nachmittag mitteilten.“ Man gehe daher von einer großen Wahrscheinlichkeit aus, dass es sich dabei um dasselbe Tier gehandelt hat.

Haare eines Wolfs an einem Stacheldrahtzaun nahe Trotten – eine Spaziergängerin traf dort am 22. Januar 2023 auf das Tier
Haare eines Wolfs an einem Stacheldrahtzaun nahe Trotten – eine Spaziergängerin traf dort am 22. Januar 2023 auf das Tier Archivfoto: Laura Goeders

Die nächste Sichtung meldete eine Spaziergängerin am 22. Januar 2023. Die Frau war laut der Naturverwaltung gerade mit ihren drei Hunden in der Nähe von Trotten unterwegs gewesen, als sie in etwa 150 Metern Entfernung „ein großes hundeartiges Tier“ gesehen habe. „Das Tier flüchtete in ein nahegelegenes Waldstück, wobei es sich unter einem Stacheldrahtzaun durchzwängte. Genau dort wurde später ein Haarbüschel gefunden, bei dem ein speziell auf Wolfsgeruch ausgebildeter Hund auf die Art und Weise anschlug“, so die Verwaltung. Die Analyse der Haare habe ergeben, dass es sich um einen männlichen Wolf gehandelt habe.

Der jüngste Nachweis ist rund anderthalb Monate her und stammt damit von Mitte Juli 2023. Die Naturverwaltung teilte dazu Anfang August mit, dass zwei Wochen zuvor auf einer Weide im Raum Lieler bei Clerf ein Schaf gerissen wurde. Zunächst konnten Experten einen Wolf aufgrund der Bissproben nicht ausschließen. Deswegen wurden Proben entnommen und nach Deutschland geschickt – laut deren Ergebnissen stammt der ermittelte Wolf aus der zentraleuropäischen Population.

Was tue ich, wenn ich einem Wolf begegne?

Die Naturverwaltung stellt eine Broschüre („Wölfe in Luxemburg?“) bereit, in der unter anderem die Verhaltensregeln bei einem Wolfskontakt aufgegriffen werden. Prinzipiell gilt:

– Nicht vor dem Wolf weglaufen, da das seinen Jagdinstinkt auslösen könnte.
– Sich nicht auf den Wolf zubewegen, ihn aber immer im Blick behalten. Direkter Augenkontakt sollte dabei allerdings vermieden werden.
– Man soll den Wolf auf sich aufmerksam machen, indem man ihm zuruft und mit den Armen wedelt. Wenn sich der Wolf nicht gleich zurückzieht, sollte man sich selbst langsam zurückbewegen, um so den Abstand zum Tier zu vergrößern.
– Sollte sich der Wolf immer noch nähern, rät die Naturverwaltung, dem Tier weiter zuzurufen und mit vor Ort liegendem Material – beispielsweise Ästen oder Steinen – in seine Richtung zu werfen.
– Auf keinen Fall versuchen, einen Wolf mit Futter anzulocken, auch nicht um Fotos zu machen.

Danielle
30. August 2023 - 14.09

Jean-Marie Grober@ Dir brengt et op den Punkt. Ech gin iech vollkommen Recht an hoffen dat vill Leit sech dat emol durch den Kapp goen loossen…. Net den Wollef as den Beisen…..

Jean-Marie Grober
29. August 2023 - 17.49

2020 wurden in Luxemburg 27.932 Rinder, 144.369 Schweine, 2.399 Schafe und 215.865 Geflügel geschlachtet. Wer hatte Mitleid mit diesen Tieren und deren Besitzer? Wieviele Tiere fielen im gleichen Zeitraum einem Wolf zum Opfer? Wurde irgendein Mensch durch einen Wolf verletzt oder gar getötet? Wohl keiner! Wieviele Menschen wurden dagegen durch Verkehrsunfälle schwer verwundet oder sogar getötet? Warum wurde denn das Autofahren bislang nicht verboten? Um jetzt nicht falsch verstanden zu werden: Auch ich esse Fleisch (und frage mich immer öfter, ob ich nicht damit aufhören sollte) und bin gerne und fast ausschliesslich Autofahrer.

max.l
29. August 2023 - 14.19

Präsenz vun engem Wollef misst een awer och seriös huelen, dat ass kee Petzi fiir mat an d'Bett
de Wollëf ass een héicht intelligent Déier, deen am Fong fiir de Rythmus ënnert den Déiere souergt

ët dierf een awer eent nët vergiessen:
wann hien Honger huet, da fängt hien sëch och mol ee Schoof oder soss Eppes
a wou hië kee Spaass versteet, dat ass, hië gët nët gären gehänselt..

carlocoin
28. August 2023 - 20.05

Danielle, daat ass och wouer...

Zuang
28. August 2023 - 19.46

Rotkäppchen hat noch Urlaub und Grossmutter braucht Delikatessen.

Eng Spargel
28. August 2023 - 17.52

Auf dem Hunsdorfer Berg läuft auch ein Wolf ohne Leine rum. Er ist sehr nett, heißt Sammy und lässt sich gerne steicheln. Meistens hat er einen Fotoapparat umhängen?

Danielle
28. August 2023 - 16.05

Charles.hild@ Egal wei vir Schoof gett et keen Happy End. As et net den Wollef dann brengt den Bauer et an Schluechthaus an gett do embruecht…..