Triefend nass, aber glücklich kletterte Max Verstappen auf die Haube seines Red Bulls – mit dieser Rekordfahrt hatte er nicht nur Sebastian Vettel eingeholt, er hatte auch die Wettergötter besiegt und seine johlenden Heimfans belohnt. Neun Finger streckte der Weltmeister ihnen entgegen, neun Siege in Folge sind es mittlerweile, das schaffte zuvor nur Vettel in der Formel 1.
„Das Wetter hat es uns nicht leicht gemacht“, sagte Verstappen nach einem langen, nasskalten Tag in Zandvoort, „wir mussten viele schnelle Entscheidungen treffen. Ich genieße das jetzt.“ Über den zehnten Sieg wolle er erst „nächste Woche nachdenken“ – am Sonntag winkt in Monza bereits der alleinige Rekord.
In Zandvoort unterhielt sich Verstappen am Abend entspannt mit der Königsfamilie, zuvor hatte er für seinen Erfolg hart arbeiten müssen. Vor Fernando Alonso im Aston Martin und Pierre Gasly im Alpine kam er ins Ziel, dabei schien es zu Beginn, als könnte die fest eingeplante Verstappen-Party auf den prall gefüllten Tribünen tatsächlich ausfallen.
Seit Mai jedes Rennen gewonnen
Denn mit dem Start setzte plötzlicher Regen ein, Red Bull traf eine merkwürdige Strategie-Entscheidung für Verstappen, er fiel weit zurück. Dennoch war er am Ende trotz eines weiteren Sturzregens doch nicht zu halten.
Seit dem Rennen Anfang Mai in Miami hat Verstappen jeden Grand Prix gewonnen, eine solche Serie gab es in mehr als 70 Jahren Formel 1 nur einmal: Vettel schaffte es 2013, ebenfalls im Red Bull. „Das war damals eine unglaubliche Serie mit Sebastian“, sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, „dass wir das jetzt auch geschafft haben, passt in diese Saison. Mal schauen, wie es weitergeht.“
Historische Marken sind mittlerweile die Messlatte für Verstappen; dass er am Saisonende seinen dritten Titel holen wird, steht ohnehin längst außer Frage. Noch neun Rennen sind zu fahren, der Vorsprung auf Sergio Perez beträgt nun 138 Punkte – der Red-Bull-Kollege wurde in den Niederlanden aufgrund einer Fünf-Sekunden-Strafe nur Vierter. Bislang konnte Verstappen nichts stoppen, auch ungünstige Verläufe wie am Sonntag nicht.
Noch bis zum Start war es trocken und teilweise sogar sonnig geblieben, alle Teams setzten also auf Slicks. Als die roten Ampeln allerdings ausgingen, kam der Regen dann doch heftig. Die erste Runde wurde zur Rutschpartie, dennoch gingen nur einige wenige Fahrer für Intermediates an die Box. Darunter Perez, der nur von Rang sieben gestartet war. Verstappen dagegen blieb draußen – und musste durch die zweite Runde schleichen, um nicht von der Strecke zu rutschen.
Eigentlich ein Riesenvorteil für Perez, der nun in Führung lag und 14 Sekunden Vorsprung auf Verstappen hatte. Kaum hatte der Weltmeister aber die richtigen Reifen aufgezogen, holte er mit großen Schritten auf. In der Zwischenzeit war die Strecke wieder getrocknet, Slicks waren wieder gefragt.
Dieses Mal holte Red Bull Verstappen zuerst rein, er zog damit kampflos an Perez vorbei und lag bald wieder komfortabel vorn. Bald aber warnten die Kommandostände vor starkem Regen in der Schlussphase. Elf Runden vor Rennende ging es los, Verstappen wehrte sich noch gegen einen Reifenwechsel, „es ist zu trocken“, funkte er. Und lag damit sehr falsch. Sogar die eilig aufgezogenen Intermediates genügten nicht, die Piloten mussten noch mal kommen, um Regenreifen aufzuziehen.
In diesem Durcheinander sorgte ein Unfall von Zhou Guanyu (Alfa Romeo) für eine Rote Flagge, sieben Runden vor Schluss standen alle Autos in der Boxengasse. Nach dem Restart hinter dem Safety Car hatte Verstappen dann Probleme mit seinen Intermediates, er kam nicht weg, Alonso hing ihm im Nacken – doch es reichte für den Lokalmatadoren zum Rekordsieg.
Im Überblick
Großer Preis der Niederlande: 1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 2:24:04,411 Stunden, 2. Fernando Alonso (Spanien) Aston Martin 3,744 Sekunden zurück, 3. Pierre Gasly (Frankreich) Alpine 7,058, 4. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull 10,068, 5. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 12,541, 6. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 13,209, 7. Lando Norris (Großbritannien) McLaren 13,232, 8. Alexander Albon (Thailand) Williams 15,155, 9. Oscar Piastri (Australien) McLaren 16,580, 10. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine 18,346, 11. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin 20,087, 12. Nico Hülkenberg (Deutschland) Haas 20,840, 13. Liam Lawson (Ricciardo-Ersatzmann/Neuseeland) AlphaTauri 26,147, 14. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas 26,410, 15. Valtteri Bottas (Finnland) Alfa Romeo 27,388, 16. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri 29,893, 17. George Russell (Großbritannien) Mercedes 55,754; – nicht im Ziel: 18. Zhou Guanyu (China) Alfa Romeo (Unfall/62. Runde), Charles Leclerc (Monaco) Ferrari (Schaden/41.), Logan Sargeant (USA) Williams (Unfall/14.)
WM-Fahrerwertung: 1. Verstappen 339 Punkte, 2. Perez 201, 3. Alonso 168, 4. Hamilton 156, 5. Sainz jr. 102, 6. Leclerc 99, 7. Russell 99, 8. Norris 75, 9. Stroll 47, 10. Gasly 37, 11. Ocon 36, 12. Piastri 36, 13. Albon 15, 14. Hülkenberg 9, 15. Bottas 5, 16. Zhou 4, 17. Tsunoda 3, 18. Magnussen 2
Teamwertung: 1. Red Bull 540, 2. Mercedes 255, 3. Aston Martin 215, 4. Ferrari 201, 5. McLaren 111, 6. Alpine 73, 7. Williams 15, 8. Haas 11, 9. Alfa Romeo 9, 10. AlphaTauri 3
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