3.847 Kandidatinnen und Kandidaten werden am Sonntag ab 14 Uhr nur auf eines warten – sie wollen erfahren, neben welchen Namen beziehungsweise über welchen Listen wir, die knapp 330.000 eingeschriebenen Wählerinnen und Wähler bei diesen Gemeinderatswahlen vom 11. Juni 2023, unsere Kreuze gemacht haben. Dazu zählen auch jene paar Dutzend Menschen aus Luxemburg, die wir in den vergangenen Monaten auf den Seiten dieser Zeitung zu Wort haben kommen lassen – und die Ihnen jetzt von unserer ersten Seite dieser Wahlausgabe des Tageblatt entgegenblicken. An dieser Stelle ein Dank für die Offenherzigkeit all dieser Menschen.
Wie und wen und welche Parteien wir alle wählen, ist die eine Frage. Andere fügen sich daran an, wenn ausgezählt ist. Mit wem koalieren die Parteien in den einzelnen Gemeinden? Wie werden sie den Wählerwillen deuten? Kurzgefasst, was machen die Frauen und Männer aus dem Vertrauen, das ihnen die Bürgerinnen und Bürger in Form von Kreuzchen auf dem Wahlzettel geschenkt haben?
Die drängendsten Probleme des Landes werden bei diesen Wahlen nicht gelöst. Bei den erhofften Lösungen für die Wohnungskrise, die Mobilitätsfragen, die Ungleichheiten braucht es den nationalen Hebel. Doch es ist kein normales Wahljahr. Die Gemeinderatswahlen stehen unter einem besonderen Stern oder vielmehr unter einem mächtigen Schatten. Dem Schatten, den die Chamberwahlen bereits jetzt aus dem kommenden Herbst auf diesen Frühling mit sommerlichem Wetter hinüberwerfen. Es werden übrigens Temperaturen von um die 30 Grad erwartet, ein solch heißes Wahlwetter hatte Luxemburg wohl noch nie. Im Oktober wird es, auch wenn es dann vielleicht nicht an den Temperaturen liegt, ebenfalls heiß hergehen.
Und deswegen werden die nationalen Parteien nach den Wahlen am Sonntag alles geben, um die Ergebnisse und die einzelnen Bündnisse auf Gemeindeebene für sich ins rechte Licht zu rücken. Auf die Verlierer, weil auch die wird es geben, kommt so einiges an Kopfzerbrechen zu.
Es steht also noch mehr auf dem Spiel als sonst vor Gemeinderatswahlen. Die Nervosität bei den einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten sowie in den verschiedenen Lagern ist entsprechend hoch. Wenn die CSV Luxemburg-Stadt gewinnt und Esch behält, ist das Wind in Luc Friedens Segeln. Wenn die DP in der Stadt erneut triumphiert, ist die CSV dort heftig angeschlagen. Wenn die LSAP Esch zurückgewinnt, geht sie mit breiterem Rücken in den Herbst. Ob das dauernde Grünen-Bashing von Mitte rechts und ganz rechts „déi gréng“ auf Gemeindeebene schadet, wird ein interessanter Punkt. Dazu: Wie schneiden die Piraten ab, wie Fokus, wie die ADR?
Im Oktober 2017, am Tag nach den vergangenen Wahlen, titelte das Tageblatt auf seiner ersten Seite mit nur einem Wort: Rechtsruck! Die LSAP hatte damals mehr als nur eine Schlappe erlitten. Knapp sechs Jahre später ist die Spannung vor dem ersten Wahlsonntag 2023 Jahr groß. Auch dieses Mal werden viele Wechsel erwartet. Überraschungen sind garantiert, aber welche? Wir sind gespannt, was wir am Montag auf unserer ersten Seite stehen haben werden.
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