2017 war es in Schifflingen zum Machtwechsel gekommen. Zwar hatte LSAP-Spitzenkandidat Carlo Feiereisen das familieninterne Duell mit seinem Bruder Pierrot von der CSV gewonnen und seine Partei mit 38,4% die meisten Stimmen eingefahren, doch der vormalige Koalitionspartner CSV wendete sich von den Sozialisten ab. Die CSV hatte kräftig zugelegt (von 28,4 auf 37,2%) und zwei Sitze erobert. Wegen des Bevölkerungswachstums wurden vor sechs Jahren erstmals 15 anstelle von 13 Posten im Gemeinderat vergeben. Bei der CSV sah man sich demnach als Wahlgewinner und ging eine Koalition mit den Grünen ein.
Da Carlo Feiereisen mehr Stimmen als sein Bruder Pierrot gesammelt hatte, zog er als Oppositionsführer in den Gemeinderat. Laut Gesetz dürfen Mitglieder des kommunalen Gremiums nicht direkt miteinander verwandt sein. Und im Zweifelsfall hat der Kandidat mit den meisten Stimmen den Vortritt. In der neuen schwarz-grünen Mehrheit übernahm demnach der Zweitplatzierte Paul Weimerskirch den Bürgermeisterposten für die CSV, obwohl er eigenen Angaben zufolge eine Fortführung der LSAP-CSV-Koalition von 2011 bevorzugt hätte. Seine Parteikollegen aber überstimmten ihn.
Und so gibt es am kommenden Sonntag ein Duell zwischen dem Amtsinhaber Weimerskirch und Carlo Feiereisen, der trotz seiner erst 45 Jahre auf die Erfahrung von 18 Jahren im Gemeinderat, davon zwölf als Schöffe, zurückblicken kann. Unter seiner Führung haben die sechs LSAP-Räte in den vergangenen fünfeinhalb Jahren eine konstruktive, aber auch strenge Oppositionsarbeit geleistet. „Ich war ein wenig erschrocken, dass die Mehrheit im Wahlkampf nicht auf unsere Kritikpunkte, zum Beispiel zum Bautenreglement, reagierte. Das zeigt mir, dass wir nicht falsch liegen“, sagte Carlo Feiereisen, der zudem eine Überraschung aus dem Hut zauberte, als er mit der langjährigen Gemeindesekretärin Fabienne Diederich eine Co-Spitzenkandidatin präsentierte. Es gibt wohl niemanden, der das Innenleben der Gemeinde besser kennt als Diederich. Hinzu kommen die Gemeinderäte Agovic, Nothum, Kill, Fiorelli und Courtoy, die allesamt wieder antreten werden. Kein Wunder, dass man auch bei den konkurrierenden Parteien mehr oder weniger offen zugibt, dass die LSAP die stärkste Liste hat.
Konkurrenz von links
„Ich erwarte, dass die LSAP gestärkt wird und wenn möglich einen siebten Sitz hinzugewinnen kann“, sagt dann auch Carlo Feiereisen. 2017 war der populäre Bürgermeister Roland Schreiner nicht mehr angetreten, sodass dessen persönliche Stimmen der LSAP verloren gingen. Das ist diesmal nicht der Fall. Allerdings haben die Sozialisten im linken Parteienspektrum mit „déi Lénk“ Konkurrenz bekommen.
Die Linken präsentieren sich erstmals in Schifflingen den Wählern, halten den Ball aber bewusst flach. „Wir haben am 9. März unsere Sektion gegründet und waren zu diesem Zeitpunkt nicht sicher, eine Liste auf die Beine stellen zu können“, sagt Andrea Spigarelli, eine der treibenden Kräfte der Gründung. Der Einzug in den Gemeinderat wäre ein Bonus. Priorität hat aber zunächst, die Parteisektion in Schifflingen zu etablieren. Ein klassisches Wahlprogramm konnte „déi Lénk“ in der Kürze der Zeit nicht präsentieren, jedoch hat sie zehn Schwerpunkte identifiziert, von der Stadtentwicklung über die Jugend und Mobilität bis hin zur Natur.
Die CSV tritt mit Bürgermeister Paul Weimerskirch an der Spitze an, auch die Schöffen Marc Spautz und Carlo Lecuit kandidieren wieder, genau wie die weiteren CSV-Mitglieder im Gemeinderat. Mit ihrem Koalitionspartner haben sie in der vergangenen Legislaturperiode in erster Linie in die Bildungslandschaft investiert. Ein Weg, den sämtliche Parteien in Schifflingen mitgehen. „Wir wollen unsere Position halten, alles andere wäre ein Bonus“, erklärt Weimerskirch zu den Zielen seiner Partei am Wahlsonntag. Dass die Konservativen am liebsten mit Koalitionspartner „déi gréng“ weiterregieren wollen, relativiert Weimerskirch: „Man soll nie nie sagen. Die Wahlprogramme der Parteien ähneln sich, sodass ich nichts ausschließen will. Natürlich auch nicht, dass es so weitergeht wie bisher. Wenn der Wähler die Koalition bestätigt, dann sehe ich keinen Grund, nicht weiterzumachen. Auf der anderen Seite hat eine breite Mehrheit auch Vorteile.“ Einen Gewinner gibt es aber schon vor dem Urnengang: „Und zwar mich. Entweder ich bleibe Bürgermeister oder meine Familie hat endlich mehr von mir“, so Weimerskirch.
DP verliert Zugpferd
Dass die Arbeit der Mehrheit gut bei den Bürgern angekommen ist, davon ist Albert Kalmes vom CSV-Koalitionspartner „déi gréng“ überzeugt. Der Schöffe schaut mit Optimismus auf den Urnengang, denn für ihn haben die Grünen das durchdachteste Wahlprogramm aller Schifflinger Parteien ausgearbeitet. „Unser Ziel ist es, einen dritten Sitz zu bekommen“, sagt Kalmes. An dem war man 2017 knapp vorbeigeschrammt. Die Tendenz der Grünen zeigt jedenfalls in den letzten drei Wahlen nach oben, konnte man doch stets um die drei Prozent zulegen. Die Arbeit mit der CSV würde man gerne weiterführen, aber auch Koalitionen mit anderen Parteien seien denkbar. Programmatisch sieht Kalmes jedenfalls kein Hindernis.
Bleibt die DP, die ihr Zugpferd Idette Cattivelli verloren hat und mit Jeffrey Drui als Spitzenkandidat ins Rennen geht. Es geht dabei wohl darum, Cattivellis Sitz im Gemeinderat zu halten. „Ein persönliches Resultat wie das von Idette wird keiner von uns erreichen können, wir müssen das als Kollektiv auffangen“, sagt Drui. Auch er geht mit einer Portion Optimismus in die Wahlen. Man habe sich neu aufgestellt und es wurde viel gearbeitet. Die Kandidatenliste sei runderneuert, so Drui. Als Hauptproblem sieht die DP wie auch die anderen Parteien die Verkehrslage in Schifflingen. Drui möchte eine Umgehungsstraße. Genau wie bei der LSAP ist man der Meinung, dass in den letzten sechs Jahren zu wenig gegen das alltägliche Verkehrschaos unternommen wurde.
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