Der kostenfreie Parkplatz im „Deich“ war, wie jeden Tag um diese frühmorgendliche Uhrzeit, bis auf den letzten Platz belegt. Die wenigen Passanten, denen man auf dem Weg zum Stadtkern begegnete, eilten an ihren Arbeitsplatz. „Keng Zäit. An ausserdeem sinn ech net vun hei“, so die Antwort vieler, die am fast immer gähnend leeren Parkhaus „am Däich“ (2021 eröffnet) vorbei Richtung Stadtkern hasteten.
Erst mal in der Fußgängerzone angekommen, war dann der erste „Stack-Ettelbrécker“ auf dem Weg zum Zeitungskiosk. „Ich könnte mir die Zeitung auch per Post zustellen lassen, doch ich zog es bis dato immer vor, jeden Morgen meine Tageszeitung am Kiosk zu kaufen und so den einen oder anderen Mitbürger zu treffen. Ich denke aber inzwischen darüber nach, das zu ändern, denn in der Fußgängerzone begegne ich immer weniger Ettelbrücker“, so Claude F. „Sehen Sie sich doch mal um …“
An jenem Morgen war die Fußgängerzone wirklich nur sehr spärlich bevölkert, was aber wohl auch an dem schlechten Wetter hing. „Ja, das Wetter spielt wohl mit, doch man sollte eine Tatsache nicht außer Acht lassen: Viele ältere Mitbürger fühlen sich in ihrer Gemeinde nicht mehr sicher. Viele wollen tagsüber nur in Begleitung in den Stadtkern, bei Dunkelheit bleiben sie zu Hause“, so Claude F. weiter. Ein Geschäftsmann, der nicht namentlich genannt werden möchte, stieß hinzu und sagte: „Ich habe das Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung bei unserem Bürgermeister schon mehrmals angesprochen, doch …“
Die einst so stolze Stadt, die sich früher selbst Geschäftszentrum des Nordens, Bauernstadt, Pattonstadt usw. nannte, hat, so der in Ettelbrück geborene und auch heute noch dort lebende Nico B., ganz klar den Glanz früherer Zeiten verloren. Die Stadt plage sich täglich mit einem sehr hohen Verkehrsaufkommen herum. Die vielen Baustellen, die es momentan gäbe, würden für zusätzliches Chaos sorgen. Die Lebensqualität habe sich in Ettelbrück in den letzten Jahren keinesfalls verbessert, das Gegenteil sei eher der Fall.
Stadtkern attraktiver gestalten
Auf die Frage, was er denn anders machen würde, wäre er Bürgermeister, antworte Nico B.: „Ich würde auf jeden Fall alles daransetzen, den Stadtkern attraktiver zu gestalten. Es gibt wohl noch einige Geschäfte, die auf ihre Stammklientel zurückgreifen können, doch insgesamt gesehen wirkt die Stadtmitte trostlos. So lockt man keine Leute an. In dieser Hinsicht wurden in den vergangenen Jahren meines Erachtens sehr viele Fehler gemacht. Fehler, die heute, wenn überhaupt, wohl nur schwer rückgängig gemacht werden können. Die Gemeinde besitzt zum Beispiel in der Fußgängerzone mehrere Gebäude, aus denen sie etwas machen könnte, doch das Interesse daran scheint im Rathaus nicht sonderlich groß zu sein. Zudem fehlen im Stadtkern Plätze und Grünflächen, die zum Verweilen einladen.“
Genörgelt wurde an jenem verregneten Morgen genug. Ändern könnte man so manches – so die Zusammenfassung der Gespräche. Doch außer Acht gelassen wurde dabei, dass die Gemeinde Ettelbrück in den letzten Jahren schnell gewachsen ist. Allein im vergangenen Jahr, so liest man auf der Internetseite der Gemeinde, habe man 1.369 neue Bürger willkommen geheißen. Ganze 810 Kinder besuchen zurzeit die Grundschule.
Mit seinen insgesamt 9.686 Einwohnern ist Ettelbrück die größte Gemeinde im Kanton Diekirch. Der Bahnhof Ettelbrück, der eine umfassende Modernisierung erfährt, ist einer der größten Luxemburgs, was die Passagierzahlen anbelangt. Die verschiedenen Schulen ziehen täglich hunderte von auswärtigen Schülern an, das „Centre hospitalier du Nord“ hat das ganze Jahr über täglich rund um die Uhr Dienst und das Verkehrsnadelöhr in Richtung Bastnach wartet seit Jahrzehnten auf eine dringend benötigte Lösung.
„Vielleicht täte ein politischer Wechsel unserer Gemeinde gut“, so Claude F. mit einem verschmitzten Lächeln, bevor er seines Weges ging.
Ettelbrück
Größe: 15,2 km2
Ortschaften: Ettelbrück, Warken
Einwohnerzahl: 9.686 (Stand: 31.12.2022)
Aktueller Bürgermeister: Jean-Paul Schaaf (CSV)
Zusammensetzung des Gemeinderates: Bob Steichen (Schöffe, LSAP), Pascal Nicolay (Schöffe, CSV), Bob Angelsberg (LSAP), Svenja Birchen (déi gréng), Jairo Delgado (LSAP), Alain Feypel (DP), Jean-Pierre Gutenkauf (DP), Edmée Feith-Juncker (CSV), Luc Rasqui (CSV), Mireille Reuter-Schmit (CSV), Christian Steffen (LSAP), Christophe Theis (déi gréng)
Ettelbrück ist schon lange nicht mehr das was es einmal war.
Nicht nur den Glanz sondern viel, sehr viel mehr!
Der Lack ist ab in dem einstigen Geschäftzentrum des Nordens, es gibt noch einige Läden ( Deco, Kleidung Elektro) in welchen man gerne einkauft. An den Geldautomaten geht Frau nur, wenn keine bedrohliche Gestalt vor der Bank rumhängt. Es gehört zum Strassenbild, schon am Vormittag, dass Menschen ihren Bierdurst auf Bänken oder in Hauseingängen löschen.
Problem ist, dass der Bürgermeister die Sorgen der Bürger ignoriert und so tut; als bestehe kein Sicherheitsproblem . Auch Drogenkonsum und Dealer werden einfach so hingenommen, alljährlich "feiert" man dann Ettelbrooklyn. Was genau feiert man da??? Den Untergang einer kleinen Stadt, welche ihr Niveau nach unten anpasst???
Friedliche Grüsse?
Das waren noch Zeiten, als die von der Écurie du Nord Montags mit den Startnummern vom letzten Bergrennen auf den Autos durch die Groussgass, was heute Fußgängerängerzone heißt, donnerten, und wir im Schulhof wegliefen um uns den Specktakel anzuschauen. Und der Menn mit seiner Kuh Hupe auf dem MG hinterher. 10 Minuten später kam dann der Dorf Polizist auf dem Solex gerast. Und Sonntgs spielten Pulze Willy, der Pipo und Haase Luc das The Dansant beim Bibi in der Milk Bar. Ich war schon gefühlte 100 Jahre nicht mehr in diesem Nest, man hört ja auch nichts interessantes mehr. Der Glanz ist Heute noch das Schaufenster von Paul Wengeler, dann sollte man aber schnell umdrehen ??????