Man konnte als Beobachter der öffentlichen Debatte über den Schutz der historischen Bausubstanz in Luxemburg schon fast Mitleid mit Kultur- und Justizministerin Sam Tanson („déi gréng“) bekommen. Bereits zum zweiten Mal musste sie als verantwortliche Ministerin das neue Denkmalschutzgesetz verteidigen, das zuvor von den hervorragend vorbereiteten Urhebern der Petition zum Erhalt eben jenes architektonischen Erbes auseinandergenommen worden war.
Ganz offensichtlich ist das im vergangenen Jahr in Kraft getretene Gesetz ein stumpfes Schwert gegen die Allmacht der Bauunternehmen hierzulande. Es hält die Zerstörungs- und Neubauwut nicht auf, wie die von den Petenten zum Beginn der Debatte gezeigten Beispiele eindrucksvoll belegten. Also musste sich Tanson den Vorwurf gefallen lassen, indirekt zur Verschwendung von Ressourcen und der Förderung des Rohstoffverbrauchs (Abriss nicht abrissreifer Gebäude und Neubau) sowie zur negativen CO2-Bilanz (Emission bei Neubauten) beizutragen.
Das steht einer Politikerin der Grünen eher schlecht zu Gesicht, weshalb die Denkmalschutzdiskussion ziemlich heikel für Tanson war und ist. So heikel, dass sie tags zuvor extra eine Pressekonferenz einberief. Dort versuchte sie, mit Zahlen zu untermauern, dass es mit dem Schutz des historischen Bauerbes in Luxemburg sehr wohl vorangehe. Eine der Petenten konterte diesen Versuch während der Debatte trocken mit den Worten: „Was nützen uns 700 zusätzlich geschützte Häuser, wenn gleichzeitig 500 andere abgerissen werden?“ Auch als Tanson eine Lanze für moderne Architektur brach, ging der Schuss nach hinten los. Schließlich setzten Architekten das um, was der Bauherr verlange. Und das bedeute in den allermeisten Fällen, so kostengünstig wie nur irgend möglich zu bauen, argumentierte das Lager der Denkmalschutz-Petenten. So brauche man nur über Land zu fahren, um die Grässlichkeiten moderner Passivhaus-Architektur zu sehen.
Es ist nicht das einzige Dossier, in dem Tanson glücklos wirkt. Als Kulturministerin hat sie ein Kulturjahr Esch2022 mitzuverantworten, das wohl an den allermeisten Luxemburgern, sogar denen aus dem Süden, vorbeigegangen sein dürfte. Und als Justizministerin übernahm Tanson das Dossier der Cannabis-Legalisierung von ihrem Vorgänger Felix Braz. Ohne Resultat, wie vergangene Woche bekannt gemacht wurde. Es gibt in Luxemburg weiter nur Muckefuck, genau wie beim Schutz historischer Bausubstanz.
Die Grünen gehen am 9. Oktober erstmals mit einem nationalen Spitzenkandidaten in die Parlamentswahlen. Sam Tanson gab auf dem Kongress Ende März, der sie einstimmig zu eben jenem Hoffnungsträger kürte, die Marschrichtung vor: „Wir haben das Land in den letzten zehn Jahren verändert (…) und wir wollen noch mehr Verantwortung übernehmen.“ Man müsse das Land mit seinen wunderschönen Landschaften und dem architektonischen Erbe schützen und auf die Zukunft vorbereiten …
Genau... Schluutchen an Muckefuck dei leschten 10 Joer lang. Et geet elo duer !!
Muckefuck = ee Kaffi dee nom läschte Krich gedronck gouf well d'Läit keng Sou'en haten oder de gudde Kaffi nët geliwert gouf, esou Eppes wéi Malz oder op lëtzebuergech :
Schluutchen genannt gouf (soot mër mol meng Bom)
wann ëch dee lächten Abscnitt liesen, dat seet mër genuch, da weess ëch wat ëch nët wielen..
zemools dee läschte Saatz,
„Wir haben das Land in den letzten zehn Jahren verändert (…) und wir wollen noch mehr Verantwortung übernehmen"
dat ass richtech, a wéi ass d'Land verännnert gin!
dat seet Alles aus