Den Startschuss für die Pubertät gibt der Hypothalamus, das ist ein gerade mal daumengroßer Teil des Gehirns, der im Bereich des Zwischenhirns liegt. Der Hypothalamus ist eine Art Schaltzentrale, der der Hypophyse, einer benachbarten Drüse, den Befehl gibt, Hormone auszuschütten. Diese Botenstoffe führen dann zu einem Wandel unseres Körpers. Neben einem Wachstumsschub beider Geschlechter verändert sich auch die Körperform, an verschiedenen Stellen wachsen uns Haare, der Geruch wird anders, Hautunreinheiten können uns zu schaffen machen und die Stimmlage wird tiefer. Neben diesen äußerlichen Merkmalen gibt es aber auch mentale Veränderungen, starke Stimmungsschwankungen, Gereiztheit oder Leichtsinnigkeit finden sich plötzlich in unserem Alltag wieder.
Die Pubertät bei Jungen
Zwischen zwölf und 16 Jahren nimmt die Körpergröße bei Jungs enorm zu: Bis zu zehn Zentimeter pro Jahr können sie wachsen, dazu werden Schultergürtel und Brust wesentlich breiter. Auch Penis und Hoden beginnen jetzt zu wachsen. Gleichzeitig nimmt die Körperbehaarung zu. All das geschieht schrittweise, besonders gut lässt sich das am Bartwuchs erkennen. Zunächst ist es nur ein Flaum an der Oberlippe, dann folgen Kinn, Hals und Wangen. Mit der Zeit wird der Haarwuchs immer dichter und kann, nicht regelmäßig rasiert, auch ganz schön kratzig sein. Mit etwa 15 Jahren beginnt auch der Stimmbruch: Das „männliche“ Sexualhormon Testosteron lässt den Kehlkopf wachsen, mitsamt seiner beiden Stimmlippen. Im Erwachsenenalter sind diese dann doppelt so lang wie noch in der Kindheit. Die Stimmlippen sind wie die Saite eines Instruments. Bei doppelter Länge schwingen sie mit halber Frequenz. Das bedeutet physikalisch, dass ihr Klang eine ganze Oktave (also acht Töne) tiefer ist als noch in der Kindheit.
Die Pubertät bei Mädchen
Beginnen wir hier mit der Stimme. Viele wissen es gar nicht, aber auch Mädchen haben einen Stimmbruch, nur ist dieser nicht so auffällig wie der der Jungs. Auch ihre Stimmlippen wachsen, und zwar um etwa vier bis fünf Millimeter. In der Stimmlage bedeutet dies, dass ihre Stimme etwa eine Terz tiefer wird. Verantwortlich dafür ist auch hier das „männliche“ Hormon Testosteron. Oberhand haben im Mädchenkörper jedoch die Östrogene. Ab dem elften Lebensjahr geben diese weiblichen Geschlechtshormone den Anstoß, die Brust zu vergrößern, die Gebärmutterschleimhaut auszubilden und den ersten Eisprung auszulösen. Auch die typisch weiblichen Kurven werden sichtbar: Busen, Bauch, Hüfte und Oberschenkel werden runder. Ähnlich wie Jungs wachsen auch Mädchen in dieser Zeit erheblich: Bis zu neun Zentimeter im Jahr sind möglich.
Die Stimmung schwankt
„Wegen Umbau derzeit geschlossen“, so könnte man mit wenigen Worten zusammenfassen, was während der Pubertät in unserem Kopf los ist! Aber geschlossen ist es ja eben nicht und so gibt es oft ein heilloses Durcheinander, das uns während dieser Zeit zu schaffen macht. Mal ist man todtraurig, dann kann man gackern wie ein ganzer Stall voller Hühner – oder der Übermut packt uns plötzlich. Und tatsächlich ist das Gehirn während der Pubertät eine große Baustelle. Es werden Nervenverbindungen gekappt, andere Verbindungen ausgebaut. Das Gehirn verändert sich, um leistungsfähiger und schneller zu werden. Die präfrontale Rinde ist von den Umbaumaßnahmen besonders betroffen. Sie lässt uns eigentlich vernünftig und überlegt handeln. Ihre Aufgaben sind Affektkontrolle, Handlungsplanung, Folgenabschätzung, Einfühlungsvermögen, aber auch Verantwortungsgefühl. In dieser Zeit kann unser Handeln leicht außer Kontrolle geraten. Freunde, Vertraute oder Eltern können jetzt enorm wichtig werden, um diese Phase gut und sicher zu überstehen, denn in dieser Zeit ist man besonders anfällig für Störungen. Dazu gehören Ess- oder Magersucht, Spielsucht, destruktive Cliquen, waghalsige Spritztouren und vieles mehr. Natürlich ist es eine Zeit des Ausprobierens, aber ein guter Rückhalt kann jetzt besonders wichtig werden.
Setzt die Pubertät immer früher ein?
Die kurze Antwort lautet: „Ja, die Pubertät verschiebt sich immer mehr ins jüngere Alter!“ Experten haben herausgefunden, dass sich die weibliche Pubertät alle zehn Jahre um drei Monate ins jüngere Alter verschiebt. War eure Mutter mit 30 Jahren mit euch schwanger, so ist sie damals noch ein dreiviertel Jahr später in ihre Pubertät gekommen. Das ist ein ganz schön langer Zeitraum und es kann sogar bedeuten, dass sie deine beginnende Pubertät gar nicht bemerkt, weil sie einfach noch nicht damit rechnet.
Aber warum ist das so? Forscher haben unterschiedliche Ansätze. Kinder und Jugendliche sind heutzutage „fülliger“ als noch vor einigen Jahren. Sie haben mehr Körperfett. Dieses Fettgewebe produziert eigenständig Hormone, und zwar vor allem weibliche. Auch negative Umwelteinflüsse, wie vermehrter Stress, können den Beginn der Pubertät in ein jüngeres Alter verschieben. Der Körper bildet dann Stresshormone, die, so die Experten, wiederum einen Einfluss auf die Bildung von Sexualhormonen haben. Beim Thema Umwelt wird auch der Weichmacher mit dem Namen „Bisphenol A“ diskutiert. Dieser ist in vielen Kunststoffen enthalten, so findet man ihn in Verpackungen. Kunststoffschüsseln, Plastikflaschen oder Spielzeug. Es gibt also einige Faktoren, die den Beginn der Pubertät nach vorne verlagern, hierzu gehören auch elektronische Medien, mit denen Kinder und Jugendliche immer früher in Kontakt kommen.
Wie immer man die Pubertät bewerten mag, in der Erinnerung wird diese Zeit meist auch als eine glückliche festgehalten – eine Zeit der ersten bewussten eigenen Erfahrungen, eines ersten Verliebtseins und ersten Liebeskummers. Manchmal muss man dann darüber lächeln, über das eine oder andere aber auch schmunzeln.
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