Schallplatten und CDs streben ein Revival an. Beide Tonträger hören sich gut an und sehen cool aus. Mit ihnen feiert die Stereoanlage ein wohlverdientes Comeback. Sie war einst das Schmuckstück in fast jedem Wohnzimmer, bis Smartspeaker und Streamingdienste sie verdrängten. Ihre Neuentdeckung ist auch jüngeren Musikliebhabern zu verdanken – wegen ihres guten Klangs und ihrer ästhetischen Erscheinung. So habe ich mich vor vielen Jahren für die schlanken Klangobjekte von Bang & Olufsen entschieden, die einen kühlen Hang der Postmoderne in die Wohnung trugen und noch heute nach mehreren Dekaden perfekt funktionieren.
Die Gesamtkomposition dieser wertbeständigen und krisenresistenten Anlagen macht auch derzeit noch immer deutlich: Hier wird Musik gehört, die keinerlei Beiläufigkeiten gestattet. Hier wird kein „Alexa, spiel Musik“-Befehl gegeben. Hier kommt es zu einer Auswahl, die situationsabhängig und mit Bedacht getroffen wird und nicht nur für die Ohren hoffnungsloser Nostalgiker bestimmt ist. Die hier präsentierten CDs von Bear Family Records passen in diesen Kontext, eignen sich für Musikfreunde mit besonderen Vorlieben und finden sich nirgendwo bei Internet-Streamingdiensten.
Zurück zu den Höhlen der Steinzeit
„Destination Jurassic Land – 33 Artifacts from Times Before Christ (1) heißt diese eigenwillige Zusammenstellung aus dem Stone Age zum Thema Dinosaurier und Höhlenmenschen, mit 33 Aufnahmen aus den 1950er und 60er Jahren und mit Artverwandtem aus späteren Jahrzehnten. Ähnlich selten wie Artefakte aus der Jurazeit sind viele der erstmals auf CD erscheinenden Aufnahmen wie „Dinosaur Cavern“ von Terry Wayne oder „The Cave“ von Gary „Spider“ Webb. Mit dabei sind u.a. Big Art Peters und seine Version von „Prehistoric Plateau“ neben dem 1985er Rockabilly-Original dieses Songs von The Blubberry Hellbellies, dazu Rock ’n’ Roller wie Link Wray, Tommy Roe, The Piltdown Men, Tommy Steele, The Hollywood Argyles …
Zurück zur Tiefe und Weite der See
Mit „Sea Conditions, Swell Songs and Shanties for Breezy People“ (2) unternehmen wir eine musikalische Reise durch die Zeit und übers Meer. 32 Melodien beschäftigen sich allesamt mit den Urgewalten der Ozeane und unserer Sehnsucht nach Ferne. Dabei wird uns klar, dass der Mensch schon immer irgendwie ahnte, dass alles Leben dem Wasser entspringt, lange bevor die zeitgenössische Wissenschaft den Beweis dafür lieferte. Weil die großen Wasser schon immer etwas Bedrohliches ausstrahlten, forderten sie uns Säugetieren Respekt ab, was sich in so manchen Liedern widerspiegelt, ob Shanties, Folksongs, Kitschiges aus der Tiki-Schublade, betörender Sirenengesang, Mambo-Grooves, Country- oder Pop-Hits … Darin kommt oft zum Ausdruck, dass Flut und Sturm unser unbedeutsames Dasein mit all seinen Träumen und Plänen im Eiltempo in den Tiefen der sieben Weltmeere versenken können.
Zurück zum schönsten Strandurlaub
Auf der CD-Zusammenstellung „Destination Beach, 30 Tunes for Dancing in the Sand“ (3) kommt das Strandgefühl mit seinen heilenden Sonnenstrahlen voll zur Geltung. 30 musikalische Knüller mit bekannten Künstlern laden zum Herumtollen im Sand und zur Entspannung auf der Lieblingsdecke ein. Niemand wusste besser, wie man eine Strandparty schmeißt, als die Rock ’n’ Roller Freddy Cannon („June, July and August“), Bobby Darin („Beachcomber“), Bobby Vee („Summertime Blues“), Jimmy Simms Thunderbirds („Twistin‘ on the Beach“) und die Fendermen („Beach Party“). Die R&B-Saxofonisten Al Sears und Freddie Mitchell hingegen entfachen einen ordentlichen Sandsturm mit „In the Good Old Summer Time“ und „Seaweed“.
Zurück zum glücklichsten Geburtstag
Die erste CD-Kompilation mit Songs aus den fünfziger und frühen sechziger Jahren rund um das Thema „Geburtstag“ heißt „Happy Birthday, Baby – 32 (Un)Happy Tunes for Your Birthday Party“ (4) und ergibt ein tolles Geburtstagsgeschenk, denn ein jeder hat mal Geburtstag, und das jedes Jahr immer wieder aufs Neue. Neil Sedakas Klassiker „Happy Birthday, Sweet Sixteen“ ist unverzichtbar, ebenso wie Johnny Crawfords „Cindy’s Birthday“ und Wanda Jacksons „Happy, Happy Birthday Baby“ – doch trefflicher als das herrlich anzügliche „Birthday Cake (Keep Your Hands Off Of It)“ des kürzlich verstorbenen Jerry Lee Lewis oder das bewegende „It’s My Party“ von Lesley Gore kann man sich kaum zum Thema äußern.
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