Headlines

RadsportVorschau auf die 107. Flandern-Rundfahrt am Sonntag mit Alex Kirsch und Kevin Geniets

Radsport / Vorschau auf die 107. Flandern-Rundfahrt am Sonntag mit Alex Kirsch und Kevin Geniets
Kevin Geniets und Alex Kirsch werden am Sonntag die 107. Flandern-Rundfahrt bestreiten Fotos: Editpress/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

273,4 Kilometer, 19 Hellinge und sechs Kopfsteinpflasterpassagen: Am Sonntag wartet mit der Flandern-Rundfahrt eines der härtesten Rennen des Jahres auf das Peloton. Beim zweiten Monument des Jahres werden mit Alex Kirsch (Trek-Segafredo) und Kevin Geniets (Groupama-FDJ) zwei Luxemburger am Start sein. Das Tageblatt hat bei den beiden WorldTour-Profis unter anderem nachgefragt, ob die großen drei Favoriten Wout van Aert (Jumbo-Visma), Tadej Pogacar (UAE) und Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) überhaupt zu schlagen sind. 

So richtig gut meint es Fortuna mit Kevin Geniets in diesem Jahr noch nicht. Maximal unglücklich lief dazu sein Rennen am vergangenen Mittwoch, das Dwars door Vlaanderen. „Erst fiel mir die Kette zu einem schlechten Zeitpunkt herunter“, erklärt der 26-Jährige, „dann fuhr ich zur Gruppe zurück und Tim Merlier stürzte vor mir im Anstieg. Damit war mein Rennen gelaufen.“ 

Geniets beendete das Rennen und zeigt sich dennoch mit seiner Form zufrieden. „Ich bin im Vergleich zu den vergangenen Jahren noch ziemlich frisch. Ich möchte das Rennen von Mittwoch schnell vergessen. Es gilt jetzt, sich auf Sonntag zu konzentrieren.“ Die Frische könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. „Ich denke, dass ich mich mit dem Alter besser erhole. Im Training kann ich zu den richtigen Zeitpunkten langsamer machen. Das hilft mir.“ 

Für den Profi von Groupama-FDJ wird es am Sonntag die vierte Ronde in Folge sein. Geniets beendete seine Rennen als 37., 52. sowie 64. und konnte damit schon viel Erfahrung bei dem zweiten Monument des Jahres mitbringen. „Ein wichtiger Zeitpunkt ist der zweite Anstieg am Kwaremont. Da geht das Rennen so richtig los, mit all den Anstiegen, die danach kommen. Man muss gut positioniert sein, aber die Flandern-Rundfahrt ist anders als viele Rennen. Es kommt viel mehr auf die Beine an. Man sollte gut positioniert sein, aber am Ende kommt es darauf an, ob du das Niveau hast oder nicht.“ 

Die Strecke der 107. Flandern-Rundfahrt 
Die Strecke der 107. Flandern-Rundfahrt  Grafik: Flanders Classic

Für Groupama-FDJ werden mit Stefan Küng und Valentin Madouas, der letztes Jahr Dritter wurde, zwei Kapitäne an den Start gehen. „Stefan und Valentin sind aktuell sehr stark, das haben sie in den letzten Rennen gezeigt. Wir spielen eine Außenseiterrolle.“ Als Favoriten gehen Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix), Wout van Aert (Jumbo-Visma) und Tadej Pogacar ins Rennen. „Ich denke schon, dass sie zu schlagen sind“, sagt Geniets. „Es gibt einige Fahrer, die knapp hinter ihnen sind. Wenn man taktisch clever agiert, kann man sie besiegen. Jeder schaut auf diese drei, das macht es für sie nicht einfacher. Andererseits muss man sagen, dass sie natürlich extrem stark sind.“ 

Persönlich wird Geniets eine Helferrolle für die Kapitäne einnehmen – sollten die beiden Leader aber Pech haben oder einen schlechten Tag erwischen, kann der Luxemburger für ein Ergebnis sorgen. „Ich möchte auf jeden Fall bis ins Finale mitfahren, um meine Kapitäne zu unterstützen“, sagt Geniets, der am Sonntag wohl keine Regenjacke brauchen wird. Die Wetterprognosen für Oudenaarde und die Region in Flandern sind trocken, bei bewölktem Himmel und maximal zehn Grad. 


Alex Kirsch kommt immer besser in Form. Zu Beginn der Saison musste er wegen eines Unfalls mit einem Auto zurücknehmen, bei Paris-Nice erkrankte er, doch „nun gibt es keine Ausreden mehr“, sagt er selbst. „Ich merke von Rennen zu Rennen, wie ich die Form aufbaue. Seit dem Opening Weekend fahre ich auf hohem Niveau und ich habe das Gefühl, nicht weit weg von meiner Bestform zu sein. Ich fühle mich sehr gut.“ 

Einen Beweis für seine Fitness zeigte Dwars door Vlaanderen am vergangenen Mittwoch. Trek-Segafredo hatte die Kontrolle über das Rennen übernommen und verfolgte einen Plan: An den Anstiegen nahm das Team das Tempo raus, um danach Vollgas zu fahren. „Wir sind zufrieden, wie wir als Team gefahren sind. Wir wollten die bergfesten Fahrer überraschen, aber vielleicht auch ein paar Sprinter, die schlecht platziert waren. Der Sturz von Tim Merlier hat das Rennen etwas versaut.“ 

Am Ende sprang ein fünfter Platz durch Mads Pedersen raus – dieselbe Platzierung fuhr der Däne vergangenen Sonntag bei Gent-Wevelgem ein. „Ein Sieg bei den Klassikern fehlt noch“, sagt Kirsch. „Aber man muss das auch in Relation setzen. Es ist super schwer, Van Aert, Pogacar und Van der Poel zu schlagen. Wir müssen uns ein wenig die Rennen aussuchen, bei denen die Chancen für uns am größten sind.“ 

Der 30-Jährige sagt, dass die Chancen seines Teams „realistisch gesehen bei Paris-Roubaix größer sind. Das gilt aber für viele Teams auch. Man muss sich an diesem Sonntag irgendetwas einfallen zu lassen, um die besten drei zu schlagen. Wenn man nur wartet, bis sie losfahren, dann wird es schwer. Dann fährt man nur für die Plätze vier bis zehn.“ 

Am Sonntag, wenn es für Kirsch die fünfte Flandern-Rundfahrt sein wird, wird Trek-Segafredo mit einer Außenseiterrolle klarkommen müssen. „Man kann viel Kraft sparen, wenn man die Strecke gut kennt und nur an den nötigten Stellen vorne platziert ist. Aber wann man ehrlich ist, entscheidet am Ende das eigene Level. Das sieht man an Pogacar. Er kennt die Straßen nicht gut und hat auch nicht das Team mit der größten Erfahrung.“ Ähnlich wie Geniets spricht Kirsch eine besondere Stelle an: „Beim zweiten Mal am Kwaremont fällt oft die Vorentscheidung. Da trennt sich die Spreu vom Weizen.“ 

Damenrennen auch mit zwei Luxemburgerinnen

Wie bei den Herren werden auch zwei luxemburgische Damen die 20. Auflage des Rennens in Angriff nehmen. Für Christine Majerus (SD Worx) wird es bereits der 14. Start bei der Flandern-Rundfahrt sein. Ihre Mannschaft geht als großer Favorit in das Rennen, hat man doch mit Vorjahressiegerin Lotte Kopecky, Demi Vollering (gewann am Mittwoch Dwars door Vlaanderen), Marlen Reusser (gewann Sonntag Gent-Wevelgem) oder Lorena Wiebes (Zweite beim Omloop Het Nieuwsblad) mehrere heiße Eisen im Feuer. Während Majerus also viel Rennerfahrung vorweisen kann, ist es für Nina Berton (Ceratizit WNT Pro Cycling) die erste Ronde. Nach starken Auftritten zu Saisonbeginn haben sich die Verantwortlichen der deutschen Mannschaft dazu entschieden, die 21-Jährige als Helferin an den Start des größten Rennens in Flandern zu schicken.