90 Millionen Euro – das ist das derzeitige Handelsvolumen Luxemburgs mit Lettland. „Da ist sehr viel Luft nach oben“, meint Wirtschaftsminister Franz Fayot auf dem Presse-Briefing zum Schluss der Luxemburger Staatsvisite in Riga. „Mit den beiden baltischen Nachbarn Litauen und Estland haben wir ein 2,5-mal so großes Handelsvolumen.“ Es bestehe also durchaus noch „Potenzial, mehr zu machen“. Ein konkretes Ziel wolle man sich nicht unbedingt setzen, der Vergleich mit Estland und Litauen zeige aber, dass noch Möglichkeiten bestehen. „Wenn das Handelsvolumen einmal die Größenordnung der beiden Nachbarstaaten erreicht, wäre das aber ein schönes Resultat“, sagt der LSAP-Wirtschaftsminister.
Einer der Wirtschaftssektoren, der aus Luxemburger Sicht noch ausgelotet werden könnte? „Holz“, sagt Wirtschaftsminister Fayot. Lettland sei zu über 50 Prozent mit Wäldern bedeckt. „Luxemburg hat daran ein direktes Interesse“, erklärt Fayot. Im Bausektor mache Holz nur rund sieben Prozent der verwendeten Baumaterialien aus. In absoluten Zahlen seien das 400.000 Kubikmeter Holz, die jährlich verbaut werden würden „Weniger Beton, mehr Holz“, müsse die Devise für ein „nachhaltiges Bauen“ heißen. „Deswegen haben wir unsere Experten von LuxInnovation hier in Lettland mit dabei.“
Neben der Forstwirtschaft habe aber auch die Digitalisierung eine große Rolle gespielt. Potenzial bieten ebenso der Welttraumsektor und umweltfreundliche Energietechnologien. „Lettland macht viel mit Wind und Hydropower“, sagt Fayot. „Die Challenge besteht darin, nach der Staatsvisite das Besprochene zu konkretisieren.“
Unverhoffte Chance
Carlo Thelen von der Handelskammer sieht Lettland eher als unverhoffte Chance. „Lettland als Ziel einer Wirtschaftsmission stand nicht unbedingt ganz oben auf der Prioritätenliste der Handelskammer“, gibt der Direktor zu. Es wäre jedoch unsinnig gewesen, das „Set-up“ der Staatsvisite nicht auch für eine Wirtschaftsmission zu nutzen, da das Knüpfen von Kontakten in dem gegebenen Rahmen deutlich einfacher falle. Schlussendlich sei es zu über 90 B2B-Meetings gekommen – gerechnet hatte die Handelskammer mit ursprünglich 60 Zusammenkünften.
Der Handelskammer-Direktor weist aber auch auf eventuelle Hindernisse für Luxemburger Unternehmen hin, die sich in Lettland vernetzen wollen. Lettland habe Thelen zufolge mit einer schwindenden Demografie zu kämpfen. „Auch die Geburtenrate ist relativ niedrig“, so Thelen. „Anstrengungen müssten auch bei der Zugänglichkeit des Landes unternommen werden.“ Eine große Sparte, die zwischen den beiden Ländern noch ausgebaut werden könnte, sei nämlich der Tourismus. „Sie haben schöne Landschaften und es gibt einen schnellen Zugang zum Meer“, meint Carlo Thelen.
Der Großteil der Luxemburger Unternehmen, die sich der Staatsvisite angeschlossen hatten, kommt aus dem IT- und dem Logistik-Sektor. Diese hätten sich auch nicht von der angespannten geopolitischen Lage im Baltikum abschrecken lassen, so Thelen. „Jedes Unternehmen muss manchmal Risiken auf sich nehmen“, sagt Thelen. Außerdem würden Unternehmen „nicht warten, bis sich die geopolitische Lage beruhige – sonst warten sie eventuell noch sehr lange“, so Thelen. Die Risiken seien doch sehr limitiert, die Kooperationsmöglichkeiten jedoch enorm. „Deshalb, würde ich sagen, ist das eine Win-win-Situation.“
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