Die erste Phase des Eintrittskartenverkaufs für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ist vorbei. Es wurden ausschließlich Ticketpakete angeboten und wer Pech hatte, dem blieben nur Krümel oder dicke Brocken übrig. Eintrittskarten für die olympischen Kernsportarten Schwimmen und Leichtathletik gab es so gut wie keine und wenn doch, dann nur noch in der höchsten Preiskategorie. Und das bedeutet im Falle der Leichtathletik: 100 Euro für einen Platz in den Morgensessions ohne Finals und 690 Euro für eine Abendsession mit Medaillenentscheidungen.
Kein Wunder also, dass eine überwältigende Mehrheit der Franzosen die zu hohen Ticketpreise beklagen. In einer repräsentativen Umfrage erklärten 82 Prozent der Befragten, die Eintrittskarten seien für sie nicht erschwinglich. Ist aus den Olympischen Spielen, die sich stets ihrer Universalität rühmen, ein exklusives Event für gut betuchte Menschen geworden?
Der Fußball ist das schon lange. Zumindest der Spitzenfußball. Wer bei Champions oder Premier League, Europa- oder Weltmeisterschaften im Stadion sitzen will, muss eine Menge Geld dafür ausgeben. Dadurch hat sich das Publikum im Laufe der Jahre verändert. Aus dem Sport für Proletarier ist ein Event mit dementsprechendem Publikum geworden. In England begann die Zeitenwende mit der Stadion-Katastrophe von Hillsborough 1989, als 97 Menschen zu Tode kamen. Aus dem Unglück resultierte der „Taylor Report“, der den Fußball auf der Insel nachhaltig veränderte. Dabei war dieser Bericht auf Lügen aufgebaut, denn erst das Versagen der Sicherheitskräfte hatte die Katastrophe möglich gemacht. Nach 34 Jahren bat die Polizei nun endlich um Entschuldigung.
Als Reaktion auf den Taylor-Bericht beschloss die britische Regierung die konsequente Abschaffung von Stehplätzen. Der Hooliganismus war zu dieser Zeit ein echtes Problem, die Hillsborough-Katastrophe also eine gute Gelegenheit, in den Stadien „aufzuräumen“. Leidtragender war der „kleine Mann“, der sich die viel teureren Sitzplätze nicht mehr leisten konnte. Er musste auf die „new terraces“ ausweichen. Gemeint sind die Plätze in der Kneipe vor den Bildschirmen mit der Live-Übertragung.
Eine Live-Übertragung, die immer mehr ins Pay-TV abwandert, was sich auch nicht jeder leisten kann oder mag. Denn durch die Zersplitterung des Marktes gibt es immer neue Anbieter. Demnach braucht man gleich mehrere Abos, um zum Beispiel eine Fußball-Liga komplett verfolgen zu können. Auch Olympia wird diesen Weg gehen. Das Fernsehen wird irgendwann für die attraktivsten Entscheidungen ein Eintrittsgeld verlangen.
Die Frage ist, ob sich der Sport nicht selber abschafft, wenn er sowohl den Stadionbesuch als auch die TV-Übertragung zum Luxusgut macht. Das Motto der Spiele von Paris, „Ouvrons grand les jeux“ (deutsch: „Offene Spiele“), klingt in diesem Zusammenhang wie blanker Hohn. Genau wie die FIFA-Botschaft „For the Game. For the World“ oder der UEFA-Slogan „United by football“.
Sport ist etwas was man tut, anderen beim Sport zuzusehen ist so was von dämlich.
Op enger Säit kësst den Här Macron séng Sportlerkapitalisten, op der anerer wëll hien d' Rente verkierzen. Sozial ass anescht.