Headlines

Der 8. März in LuxemburgSo entstand der Internationale Frauentag

Der 8. März in Luxemburg / So entstand der Internationale Frauentag
Frauen nehmen an einer Kundgebung zum Frauentag teil. Am 8. März wird in vielen Ländern weltweit der Internationale Frauentag begangen und für mehr Gleichberechtigung sowie gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert. Foto: dpa/Esteban Felix

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Traditionell wird der 8. März als Internationaler Frauentag weltweit begangen, um die Errungenschaften und Fortschritte im Bereich der Frauenrechte zu feiern. Gleichzeitig bleibt der 8. März auch der Tag, an dem noch immer Frauen auf die Straße gehen, um auf die wunden Punkte in der Gleichberechtigung in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Über die Entstehung und die Hintergründe des Internationalen Frauentags berichtet Pierre Bellion.

Es war ein langer Weg, bis die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen überhaupt gesetzlich verankert wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts waren Frauenrechte noch stark eingeschränkt. Viele Frauen waren von den Entscheidungen ihrer Männer abhängig und hatten keinen gleichberechtigten Zugang zu Bildung oder Arbeit. Auch die Teilnahme an Wahlen war ihnen per Gesetz verboten.

Kampf um Frauenrechte

Der erste entscheidende Moment in der weltweiten Frauenbewegung waren Demonstrationen und Streiks von Textilarbeiterinnen in den USA seit 1858. Seit Beginn der Industrialisierung stieg der Anteil der Fabrikarbeiterinnen. Sie verdienten für die gleiche Arbeit nur einen Bruchteil des Lohnes ihrer männlichen Kollegen. Die Frauen streikten mehrfach für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, für kürzere Arbeitszeiten, gegen unzumutbare Wohn- und Lebensbedingungen und wehrten sich damit gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung.

1909 streikten rund 20.000 Näherinnen in New York, Tausende von ihnen wurden dabei verhaftet. Doch der Einsatz der Frauen zahlte sich aus: Die Unternehmer mussten ihren Forderungen nach zweimonatigem, entschlossenem Streik nachgeben.

Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Europa als Teil der Arbeiterbewegung auch eine dazugehörende Frauenbewegung, die internationale Konferenzen ausrichtete. Mehr als 100 Delegierte aus 17 Ländern nahmen daran teil. Auf Initiative der deutschen Sozialistin Clara Zetkin wurde am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages beschlossen. Der 19. März 1911 war in Europa der erste Frauentag, an dem Frauen und Männer auf die Straße gingen, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen: Recht auf Arbeit, Zugang zu öffentlichen Ämtern, Berufsausbildung, Beendigung von Diskriminierung am Arbeitsplatz. Ein Hauptziel war die Einführung des Wahlrechts.

1917 streikten die Bewohnerinnen der armen Stadtviertel im russischen Petrograd. Daraus entwickelte sich die spätere Februarrevolution, die die Zarenherrschaft beendete. Zu Ehren der Rolle der Frauen in der Revolution wurde auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau, auf Vorschlag der bulgarischen Delegation, der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt.

1922 wurde der Internationale Frauentag erstmals in verschiedenen Ländern einheitlich begangen.

Während des Nationalsozialistischen Regimes, zwischen 1933 und 1945, war der Frauentag gänzlich verboten und das nationalistische Regime führte den Muttertag ein, der dem nationalsozialistischen Frauen- und Mutterideal entsprach. In den 60er Jahren wurde der Internationale Frauentag von der Frauenbewegung wiederbelebt, sodass sich der 8. März zu seinem heutigen Pendant entwickelte, wo weltweit auf die Anliegen von Frauen in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken.

Am 8. März organisiert die Plattform „Journée internationale des Femmes“ wieder eine „Marche féministe“ in Luxemburg-Stadt
Am 8. März organisiert die Plattform „Journée internationale des Femmes“ wieder eine „Marche féministe“ in Luxemburg-Stadt Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Die Bewegung in Luxemburg

Vor etwas mehr als 100 Jahren, 1919, wurde in Luxemburg das allgemeine Wahlrecht eingeführt und blieb für lange Jahre die einzige greifbare Gleichstellung, die den Frauen gewährt wurde. Rechtlich und wirtschaftlich blieben sie in vielerlei Hinsicht Bürgerinnen zweiter Klasse.

Die Bewegungen der 68er Jahre beeinflussten auch die Frauen in Luxemburg. Inspiriert aus diesen Initiativen, wurde 1972 der Verbund MLF („Mouvement de libération des femmes“) gegründet. Dieser hatte zum Ziel, die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu verändern und zu verbessern. 1976 feierte die MLF zum ersten Mal den 8. März, den Internationalen Frauentag. Auf seine Initiative hin fanden nun bis Anfang der 1990er Jahre regelmäßige Aktionen anlässlich des Internationalen Frauentages statt.

2011 wurde im Rahmen des 100. Jubiläums des Internationalen Frauentags die Plattform JIF („Journée internationale des Femmes“) ins Leben gerufen. Sie besteht aus mehr als 20 Organisationen, politischen Parteien und Gewerkschaften, welche die Errungenschaften des Feminismus als Konzept und Bewegung in den Vordergrund rücken. 2020 initiierte die Plattform den ersten Frauenstreik in Luxemburg und schloss sich damit internationalen Bewegungen an.

Die bisherigen Errungenschaften in Sachen Frauenrechte (im Allgemeinen)

– Reform des Familienrechts
– Freier Zugang zur Bildung (Schulbücher und Schulfahrt, Schul- und Heimbeihilfen)
– Reform des Namensrechts
– Reform des Scheidungsrechts
– Unterhaltsbevorschussungsgesetz
– Gleichbehandlungsgesetz
– Fristenregelung (straffreier Schwangerschaftsabbruch während der ersten zwölf Wochen)
– Verbesserte Mutterschutzbestimmungen
– Väterkarenz („Papamonat“ in Österreich)
– Abschaffung der Frauenlohngruppen in den Kollektivverträgen
– Vergewaltigung in der Ehe wird unter Strafe gestellt
– Verfassungsmäßige Gleichstellung der Geschlechter
– Benachteiligungsverbot bei Klage wegen sexueller Belästigung
– Schadenersatz, wenn Unternehmen/Unternehmer Belästigungen nicht verhindern