In den vergangenen acht Wochen hat das Tageblatt in seiner Serie „Lëtzebuerg lieft Sport“ hinter die Kulissen der Vereine und Verbände geblickt. Die Sorgen und Probleme der Klubs und ihrer Verbände sind nicht neu. Einerseits fehlt es an geschultem Personal und freiwilligen Helfern, auf der anderen Seite herrscht besonders in den Ballungsräumen akuter Platzmangel. Das Sportministerium unterstützt die Schaffung neuer Hallen und Plätze auf Eigeninitiative der Gemeinden mit 135 Millionen Euro, die im Fünfjahresplan vorgesehen sind.
Denn – und das ist allen Beteiligten bewusst: Ein vielseitiges Sportangebot, wie es sich das Sportministerium für die kommenden Jahre wünscht, genießt nicht unbedingt überall oberste Priorität. Bewegungskonzepte und Infrastrukturen haben auf kommunaler Ebene nun einmal ihren Preis und werden auch zukünftig weitere Unkosten erfordern. Dabei gilt es schon heute, über die nächste Legislaturperiode hinweg zu planen – im Dienste einer gesunden Bevölkerung. Und hier wird es problematisch. Futuristisches, bewegungsorientiertes Denken bei der Konzeption von neuen Wohnvierteln oder auch der Wille, Sport und Bewegung auf Gemeindeebene zu überdenken und einen Sportkoordinator zu rekrutieren: In den Sport zu investieren, heißt für Bürgermeister und Gemeinderäte in vielen Fällen, nicht sofort mit konkreten Ergebnissen rechnen zu können. Zumindest keine messbaren.
Dabei muss der Ausbau des Sportangebots in Zukunft ein Anliegen in den Gemeinden sein – damit die ganze Gesellschaft profitieren kann. Das nationale LTAD-Konzept („Long-Term Athlete Development“), das auf Luxemburg angepasste Phasenmodell, wurde 2021 vorgestellt. Das Ziel dahinter: Eine ganzheitliche Entwicklung des Sportlers und des Bewegungsaktiven. Körperliche Aktivitäten führen dazu, dass die Bevölkerung länger gesund und aktiv bleibt, was die Wirtschaft am Laufen hält und gleichzeitig weniger belastend für das Gesundheitssystem ist. Profitieren kann also jeder, sofern er denn will.
Bei den Kommunen stehen andere Interessen im Vordergrund. Das Vereinsleben in einer Gemeinde aufrechtzuerhalten, ist wohl der günstigste Weg für gelebte Inklusion und Integration. Je breiter das Bewegungsangebot, desto zufriedener die Einwohner. Die Devise muss lauten: Eine Investition in den Sport ist ein Weg, die generelle Lebensqualität zu steigern.
Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis das LTAD-Konzept in Luxemburg tief verankert sein wird. Es wird auch noch viel Zeit vergehen, bis es aus uns eine Sportnation macht, die sich nicht einzig an die Erfolge ihrer Spitzenathleten und Topteams klammern muss. Und auf dem Weg dahin werden die sportbegeisterten Menschen – und die, die es noch werden wollen – auf den guten Willen und den verantwortungsvollen Einsatz ihrer Bürgermeister angewiesen sein.
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