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Die Narren sind losTraditionell Kavalkaden uechter d’Land: Das sind die Hotspots in Luxemburg

Die Narren sind los / Traditionell Kavalkaden uechter d’Land: Das sind die Hotspots in Luxemburg
Fünf närrische Hotspots gibt es auch in dieser Kampagne wieder „uechter d’Land“ Foto: Herbert Becker

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Althergebracht ist das Brauchtum Karneval, Fasching, Fastnacht, Fastelovend, wie es bei unseren deutschen Nachbarn bezeichnet wird. Die ersten Karnevalsvereine wurden bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Köln und Mainz gegründet, als Persiflage auf das französische Militär. Der Ursprung des närrischen Treibens jedoch lässt sich bis zu den Römern zurückverfolgen, welche die sogenannten Saturnalien feierten, die zu jener Zeit schon karnevaleske Züge hatten. Populär bis heute – und das auch im Großherzogtum – ist der Straßenkarneval mit seinen farbenprächtigen Umzügen – hierzulande Kavalkaden genannt. Unser Korrespondent Herbert Becker, passionierter Karnevalist seit mehr als fünf Jahrzehnten, stellt die diesjährigen närrischen Lindwürmer vorausblickend vor.

„Wenn keine Narren auf der Welt wären, was wär’ die Welt?“ Diese Frage stellte sich schon Mitte des 18. Jahrhunderts der deutsche Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz. Es ist wohl davon auszugehen, dass er hierbei nicht die Karnevalisten gemeint haben kann, denn die traten erst im nächsten Jahrhundert auf den Plan.

Musikkapellen und Marching Bands sind das Salz in der Suppe der Kavalkaden
Musikkapellen und Marching Bands sind das Salz in der Suppe der Kavalkaden Foto: Herbert Becker

Tradition seit 1870

Der Politik den erhobenen Zeigefinger vor die Nase halten, dem Volk aufs Maul schauen, das ist das Ansinnen eines Karnevalisten. Was eignet sich da besser, als mit Motivwagen, bunt kostümierten Fußgruppen und Musikkapellen auf die Straße zu gehen und das närrische Volk zu belustigen. Auf die längste Tradition der Kavalkaden im Großherzogtum können hier die Sauerstädter aus Diekirch zurückblicken. Schon 1870 zogen sie mit dem ersten Umzug unter dem Motto „Expedition nach dem Schlaraffenland“ durch die Gassen des Städtchens. Rund ein Dutzend weitere sollten bis zum Jahr 1954 folgen. 1979 gründete sich schließlich die „D’Eselen aus der Sauerstad a.s.b.l.“, die fortan in nahezu ununterbrochener Reihenfolge die Kavalkade am Karnevalssonntag organisiert und durchführt (Ausfall 1991 wegen des Golfkrieges und 2021 wegen Covid-19).

55. Diekircher Kavalkade

Die diesjährige Auflage findet am Sonntag, dem 19. Februar, statt. Das Startsignal fällt um 14.30 Uhr. Das Organisationskomitee um Präsident Sandro Dimola erwartet mehr als 20.000 Zuschauer. Wie der Präsident dem Tageblatt mitteilte, hat man mehr als acht Monate mit Planung und Organisation aufgewendet, rund 1.800 Teilnehmer gestalten die Kavalkade. Der Eintrittspreis, einschließlich Gratistombola, liegt bei 7 Euro, Kinder bis 12 Jahre dürfen kostenlos dabei sein. Um 19.11 Uhr findet in der „Al Seeërei“ die Preisverleihung für die schönsten Fußgruppen und Motivwagen statt. An den drei tollen Tagen vor der Kavalkade offerieren die Sauerstädter zudem einen Altweiberbal am 16. Februar, einen Hippique’s Bal am 17. Februar sowie einen Kannerfuesbal am 18. Februar.


Escher Fuesent

Auch in der Minette-Metropole hat man sich seit geraumer Zeit der Narretei verschrieben und das lokale „Syndicat d’initiative“ organisiert seit 20 Jahren die Escher Kavalkade sowie tags zuvor eine große „Fues Fiesta“ auf dem Rathausplatz. Die Party steigt am 4. März ab 20.00 Uhr mit bekannten Bands wie „De Hofnarren“ aus der Eifel oder den „Zipfelbuben“ aus Berlin. Der närrische Umzug startet am Sonntag, dem 5. März, um 14.30 Uhr.


Nuetskavalkad Waasserbëlleg

Am Zusammenfluss von Mosel und Sauer, in Wasserbillig, organisieren die „Bëllia Bratzelgecken“ das karnevalistische Geschehen. Schon zwischen 1948 und 1964 gab es Kavalkaden an „Halleffaaschten“. Der heute tätige Verein wurde 2004 ins Leben gerufen und hatte 2016 die zündende Idee, den Umzug von „Bratzelsonndeg“ als „Nuetskavalkad“ auf den Vorabend zu legen. Das brachte einen großen Zuschauerzuspruch, auch seitens der deutschen Nachbarn, sodass am 18. März ab 18.11 Uhr die fünfte Auflage des nächtlichen Spektakels an der Esplanade starten wird.

Das Komitee um Präsident Christian Goergen sowie die neue Bratzelkinnigin Christiane I. erwarten rund 8.000 Besucher entlang der Zugstrecke und mehr als 1.000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Der Eintrittspreis liegt bei 6 Euro. Nach dem Festzug steigt im Kulturzentrum und im großen Festzelt noch eine „Fuesparty“ mit Live-Musik.


66. Péitenger Kavalkad

Das Petinger Prinzenpaar Marc Hermes und Mandy Krier erwartet Tausende Besucher zur 66. Kavalkade
Das Petinger Prinzenpaar Marc Hermes und Mandy Krier erwartet Tausende Besucher zur 66. Kavalkade Foto: KaGePe

Unweit von Esch „bléist de Péitenger Wand“. Der „KaGePe“ (Karneval Gemeng Péiteng) zeichnet hier verantwortlich für den wohl größten Karnevalszug im Großherzogtum. Er ist zudem der am längsten währende nach dem Zweiten Weltkrieg, die erste Auflage gab es bereits 1955 und im vergangenen Jahr war er gar Bestandteil von „Esch 2022“.

„Zu Péiteng ass déi grouss Parad; zu Péiteng, do ass d’Kavalkad; zu Péiteng, do hu mir vill Spass; zu Péiteng, dat ass décke Gas!“ So verheißungsvoll klingt es im Petinger Karneval-Hit „Olé, super KaGePe“. Wie wir von Präsident Roland Breyer in Erfahrung bringen konnten, startet der närrische Lindwurm am Sonntag, dem 19. März, um 14.11 Uhr. Nach den coronabedingten letztjährigen Absagen erwarten das Komitee sowie das aktuelle Prinzenpaar Marc Hermes und Mandy Krier in dieser Kampagne wieder um die 30.000 Besucher. An die 2.000 Teilnehmer gestalten den Umzug. Ein Alleinstellungsmerkmal in Petingen ist, dass die Besucher freien Eintritt an der Umzugsstrecke haben.


Kavalkade in Remich

Viel närrisches Volk erwarten auch die Macher der Kavalkade in der Moselperle Remich. Hier geben sich alljährlich am Halbfastensonntag zahlreiche Besucher aus ganz Luxemburg, Frankreich, dem benachbarten Saarland und aus Rheinland-Pfalz ein närrisches Stelldichein, da die Kampagne bei den deutschen Nachbarn ja bekanntlich bereits traditionell am Aschermittwoch endet.

Das „Comité d’organisation de la cavalcade de la ville de Remich a.s.b.l.“ wartet, ebenso wie anderenorts nach den Ausfällen und Absagen, in diesem Jahr am 19. März wieder mit einem stattlichen Festzug auf, bei dem die Besucher für ein paar Stunden die grauen Seiten des Alltags vergessen können. Neu in diesem Jahr ist die Zugstrecke. Wegen des hohen Besucheraufkommens und daher aus Sicherheitsgründen geht man raus der Ortsmitte und startet in der Route du Vin in Höhe des Weingutes Desom und zieht bis zur Minigolfanlage, wo der Zug sich dann auflöst.

Den Auftakt der drei närrischen Tage bildet eine „After-Work-Party“ am Freitag, dem 17. März im Festzelt auf dem Dr.-F.-Kons-Platz, gefolgt von einer „Halleffaaschten-Party“ am Samstagabend. Der Startschuss zum Umzug fällt um 14.30 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt in diesem Jahr 5 Euro, darin enthalten ist auch ein wiederverwendbarer Trinkbecher.

Sicherheit, Organisation und Kosten

Arg zu kämpfen haben in diesem Jahr die Karnevalsgesellschaften und Zugveranstalter bei unseren deutschen Nachbarn. Zahlreiche Umzüge sind in Rheinland-Pfalz schon abgesagt worden. Grund dafür sind die von den Behörden geforderten Sicherheitskonzepte, die die Vereine kostentechnisch vor unüberwindliche Hürden stellen. Im Großherzogtum sind die Auflagen nicht ganz so streng gehalten, wie die Veranstalter dem Tageblatt übermittelten. Entsprechende Maßnahmen werden hier von den Organisatoren mit den Gemeindeautoritäten, der Police grand-ducale, Feuerwehren und dem CGDIS ausgearbeitet. Finanziert werden die Kavalkaden größtenteils durch den Eintrittspreis sowie Sponsoren und Gönner.

Das Magazin-Team wünscht allen „Fuesgecken“ eine ausgelassene Kampagne 2023!

hs2001
4. März 2023 - 16.06

Natürlich ist das Geschmackssache. Man ist allerdings nicht forciert, sich das anzuschauen oder zu partizipieren. Tradition und Brauchtum sind aber auch als erhaltenswert zu erachten... Und Kriege und Katastrophen gibt es leider alljährlich auf der ganzen Welt, dann dürfte seit Jahrzehnten kein Karneval mehr gefeiert werden.

zeyen
12. Februar 2023 - 13.13

Also zur Zeit ist einem nicht so recht nach feiern. Mit Konfetti und Hellau gegen Krieg und Erdbeben? Geschmacksache