Ergebnisse von Umfragen sind stets mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Das gilt auch für die vom Landesplanungsministerium in Auftrag gegebene Studie zum Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Stadtentwicklung bzw. über die Meinung der Menschen zur Flächenversiegelung. Unter dem Strich können dann mitunter widersprüchliche Resultate herausspringen. Wichtig für die Menschen ist so zum Beispiel der Zugang zur Natur, Ruhe, Sauberkeit und wenig Verkehr, aber gleichzeitig auch der Parkplatz vor der eigenen Haustür und nahe Einkaufsmöglichkeiten. „Der Luxemburger hätte gerne alles“, schließt daraus Tommy Klein vom Umfrageinstitut Ilres.
Rund 2.000 Menschen hatte Ilres in zwei verschiedenen Umfragen Ende des Jahres 2021 (Lebensqualität) und im Frühjahr 2022 (Versiegelung) befragt. Dabei kam heraus, dass 69 Prozent der Einwohner jetzt schon in dem Umfeld leben, das sie als ideal betrachten. Immerhin gaben 63 Prozent ihre Präferenz für den ländlichen Raum zu Protokoll, während rund 30 Prozent lieber im urbanen Umfeld leben. Elemente, die als positiv eingestuft werden, sind der Zugang zum Wald, Sauberkeit, Ruhe, Verkehrsanbindung und Sicherheit. Bei Tempo-30- bzw. Tempo-20-Zonen scheiden sich unterdessen etwas mehr die Geister, während kaum jemand neben einer Baustelle leben will, und sei es einer Baustelle für neue Wohnungen.
Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) bevorzugen im Übrigen einen Parkplatz vor der eigenen Haustür und eine ruhige Begegnungsstätte wie einen Park in wenigen hundert Metern Entfernung. Umgekehrt: Einen Park vor der Haustür und einen Parkplatz in wenigen hundert Metern Entfernung wollen lediglich 26 Prozent.
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Eine Broschüre zur Präsentation der Studie gibt es hier als PDF in französischer Sprache.
57 Prozent können sich unterdessen autoautoarme bzw. -freie Stadtviertel vorstellen. Natur im urbanen Raum finden 97 Prozent wichtig, den Zugang zu Geschäften 81 Prozent. Zusammengefasst möchte der Luxemburger also einen Parkplatz vor der Tür, eine direkte Anbindung an den öffentlichen Transport, den Bäcker, Café, Restaurant und Kiosk nebenan, Ruhe und viel Grün sowie einen direkten Zugang zum Wald.
Was die Bodenversieglung angeht, so sind acht der zehn Befragten für eine Deckelung der Flächenversiegelung, was auch bei großen Bauprojekten gilt. Was bedeutet, dass verstärkt in die Höhe gebaut werden müsste. Die Begeisterung fällt rapide, wenn es um die Rückkonvertierung von Parkplätzen oder breite Straßen geht. 64 Prozent wären dafür, Besitzer von Bauland ohne Verkaufsabsichten stärker zu besteuern.
Für Minister Claude Turmes („déi gréng“) spiegeln die Umfrage-Ergebnisse die Grundstimmung im Land wider. „Wir probieren in der Landesplanung dem Wunsch der Menschen nach mehr Natur Rechnung zu tragen“, so Turmes. Dabei strebt man eine aktive Bürgerbeteiligung an. Die Bebauungspläne für existierende Viertel sollen dank neuer Werkzeuge wie das 3D-Kataster besser planbar werden. „Die Wildwestverdichtung muss aufhören“, so der Grünen-Politiker. Dazu kommen die neuen Projekte, bei denen der Staat seine Verantwortung übernehmen will. 600 Hektar versiegelte Fläche der Industriebrachen stünden momentan zur Umnutzung bereit. Da dem Luxemburger die Parkplätze wichtig sind, bräuchte es auch hier ein neues Angebot wie zum Beispiel multifunktionale Parkhäuser, wie sie u.a. im neuen Esch-Schifflinger Stadtviertel „Metzeschmelz“ entstehen sollen.
Nordstad, Hauptstadt, Differdingen, Belval und Foetz
Minister Claude Turmes berichtete über konkrete Projekte, die von seinem Ministerium vorangetrieben werden:
Nordstad: Es wird an einem Konzept eines Landschaftsparks für die Nordstad gearbeitet. Als „Friche commerciale“, die es zu überdenken gilt, bezeichnete Turmes zudem die Straße zwischen Ettelbrück und Diekirch.
Luxemburg-Stadt: Geplant ist ein Grüngürtel rund um die Hauptstadt. Strassen zum Beispiel läge unmittelbar am Bambësch, der Zugang ist jedoch durch die Autobahn gesperrt. Es gelte, die „Sünden der Vergangenheit“ auszumerzen, so Turmes, womit er den Straßenbau meinte.
Differdingen: Im Zuge von „Luxembourg in Transition“ soll Differdingen als Modell für die Umwandlung alter in moderne Stadtviertel gelten. Im April will man das Projekt, das 4.000 Häuser umfasst, vorstellen.
Belval: Ebenfalls um diese Zeit soll das neue Verkehrs- und Begrünungskonzept für Belval präsentiert werden und „anschließend schnell Nägel mit Köpfen gemacht werden“.
Foetz: Foetz war ebenfalls ein Bestandteil von „Luxembourg in Transition“. Nun soll mit der Monnericher und Schifflinger Gemeinde ein Masterplan erstellt werden, wie man aus der „Zone commerciale“ eine „Zone mixte“ macht, also Wohnraum ins Gewerbegebiet integriert.
Süden: Die „Minett Unesco Biosphere“ soll auf das Grenzgebiet ausgeweitet werden.
@lupus-canis
"dat ass ganz einfach"
Nee, ass et net, Dir megnt das just ëmmer, keng Ahnung vu näischt.
"Kee Millioune-Staat Awunner..
a schons ass de Probleem geléist"
Mir hu Niddderloossungsfräiheet an der EU, mir ginn net gefrot, genee wéi d'Preisen, d'Fransousen an d'Belsch net gefrot gi wann eis Bierger dohinner plënneren.
" Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen," (Helmut Schmidt) Aber der kannte unsere Müslis noch nicht.
Im winden Westen des Landes gibt's Bauplätze zuhauf, aber wer will da schon wohnen?
Ich will ein Wachstum, wo die Regierung wieder Verantwortung für Leute trägt, die hier auf Luxemburger Boden geboren wurden. Sprüche wie "Wenn du hier nicht genug verdienst, dann versuch es doch in England." kann ich nicht gebrauchen. Wer hier das Schulsystem durchgemacht hat, der soll auch Bestandteil der Luxemburger Gesellschaft sein. Es sind die jungen Jahre, wo sich Wurzeln entwickeln. Wenn man jetzt Arbeitskräfte aus dem Ausland "importiert" und Luxemburger wegen "mangelnder" Bildung ausgrenzt, werden diese Wurzeln zerschlagen. Und zusätzlich sollte die Zuwanderung gebremst werden solange diese Zuwanderung den Luxemburgern mit Wurzeln nicht zugute kommt. Die Grenzgänger sind nur am Meckern, wissen aber ganz genau, dass sie nachher in ihrem Urpsrungsland ein schönes Häuschen bekommen. Die Wurzel-Luxemburger hingegen, die hier bleiben wollen, kriegen gar nichts.
@ Jemp
Genau so ist es. Aber so sind die Grünen eben. Hoffentlich erinnern sich alle an ihre Widersprüche/Augenwischerei/Verarschung bei den Nationalwahlen.
Wildwestverdichtung - eine Wort-Neuschöpfung, noch nie davon gehört! Beim Scrabbeln gilt es nicht, steht in keinem Wörterbuch... vielleicht irgendwann mal
„Wildwestverdichtung“ was bedeutet das?
Lebensqualität, für mich ein kleines Häuschen mit Aussicht auf 2 Apfelbäume im kleinen Garten, bezahlbare Energie, Bananen und Lieblingskekse zum angemessenen Preis, H2 Tanke in der Nähe, einen zeitigen Termin bei Tante oder Onkel Doktor, ach was.
A propos Häuschen, in Kleinbettingen bekommt man schon Bauland für 160000 € / Ar. Ist das nicht günstig, so vermeidet man Wildwestverdichtung!
deen Turmes do misst dach nëmmen treppelen aa ganz schnell,
trotz sengem scheinhellégen Gesabbels gëtt ower nach virun
weider am Land zoubetonéiert.
dat ass ganz einfach
Kee Millioune-Staat Awunner..
a schons ass de Probleem geléist
Wieviel % wollen denn CO2 sparen, aber ein kohlendioxydintensives Velodukt aus Stahl vor der Haustür bauen, fordern die Abschaffung aller Autos und fahren ein dickes SUV? Ich sag es Ihnen, es sind zwischen 10 und 15%, nämlich die Grünen und ihre Wähler. Diese Leute demonstrieren auch freitags gegen das Klima, erweitern samstags ihr Weekendhäuschen in der Grünzone, demonstrieren sonntags für eine neue Windmühle und schalten montags eine ab, weil sie angeblich Rotmilane aus der Luft haut. Der Widerspruch ist für sie eine nachhaltige Sache, bei einer Friedenspartei, die jetzt Waffen in Kriegsgebiete liefert, zum Stromsparen aufruft und Elektroautos subventioniert. (Ich bin übrigens für eine Unterstützung der Ukraine gegen den Agressor, aber gegen eine grüne Verbotspartei, die für individuelle Freiheit eintritt und schlussendlich die perfekte Verkörperung des Orwellschen Doublethink darstelt.) Politlakaien wie Allegrezza bringen es dann fertig, Fragen zur Statistik so auf so verdrehte, krumme und faule Art zu stellen, dass es einem Turmes bei den entsprechenden Ergebnissen leicht fällt, den Leuten vorzuzeigen und vorzuwerfen, dass sie nicht wissen was sie wollen, obwohl er selbst der widersprüchlichste Spinner ist, der je in der Luxemburger Politszene herumgegeistert ist.