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N7 bei SchierenKran-Gigant hebt 700-Tonnen-Brücke über die Gleise

N7 bei Schieren / Kran-Gigant hebt 700-Tonnen-Brücke über die Gleise
Der Spezialkran hebt die 700 Tonnen schwere Brücke über die Gleise.  Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Mehrmals hatten wir bereits über die Arbeiten an der neuen Brücke zwischen Colmar-Berg und Schieren berichtet. Übers Wochenende wurde die 700 Tonnen schwere Bogensehnenbrücke in einem für Luxemburg bis dato einmaligen Verfahren über die Gleise der Eisenbahn-Nordstrecke hinweg gerollt, gehievt und gezogen und liegt nun an ihrem definitiven Platz.

Die regelmäßigen Untersuchungen an der 1960 in Betrieb genommen Brücke zwischen den Ortschaften Colmar-Berg und Schieren hatten gezeigt, dass sich ihr Zustand rasant verschlechtert hatte und dass Flickarbeit keine Lösung mehr war. Die „OA232“ (die beiden Buchstaben stehen für „ouvrage d’art“), so die genaue Bezeichnung dieser Brücke, kränkelte seit vielen Jahren. Was die Bautechnik dieser mit Spannbeton und geschlossenen Kastenprofilen gebauten Brücke anbelangte, so galt diese zu den damaligen Bauzeiten als eine der modernsten. Laut Informationen der Straßenbauverwaltung hatte die komplexe Trägerkonstruktion die Brücke sehr anfällig gemacht.

Der Kran kommt aus Belgien und wiegt selbst 1.000 Tonnen
Der Kran kommt aus Belgien und wiegt selbst 1.000 Tonnen Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Nach 62 Jahren hatte die „OA232“ also ausgedient. Ende März/Anfang April letzten Jahres hatten die Abrissarbeiten an der Brücke begonnen, nachdem seitlich eine Behelfsbrücke angelegt worden war, über die der Verkehr während der Bauzeit umgeleitet werden konnte. In rund 14 Tagen musste ein Großteil des Übergangs abgetragen sein. Während der Zeit war der gesamte Zugverkehr zwischen Ettelbrück und Luxemburg lahmgelegt. „Die doch sehr spezielle Bauweise dieser Brücke erfordert ein ebenso spezielles Vorgehen bei den Abrissarbeiten“, so Frédéric Di Oliveira und Gilberto Fernandes der Straßenbauverwaltung damals gegenüber dem Tageblatt.

Was den Neubau anbelangte, hatten sich die Fachleute für eine sogenannte „Bowstring-Brücke“ entschieden. Eine konventionelle Bauweise mit vor Ort gegossenen Betonstrukturen kam aufgrund zahlreicher standortbedingter Bauauflagen nicht infrage. Die Kosten für das Gesamtprojekt (Behelfsbrücke, Abriss und Neubau der Brücke) wurden mit rund 14 Millionen Euro veranschlagt.

72 Meter lang, 16,5 Meter breit

Im September 2022 kamen die ersten Teile der Bogensehnenbrücke, die in Luxemburg geplant, jedoch bei einer Firma in Belgien gebaut wurde, vor Ort an. Auf einem stillgelegten Teil der Nationalstraße 7 wurde die neue 72 Meter lange und 16,5 Meter breite Brücke in den vergangenen Monaten zusammengebaut. Die Arbeiten verliefen ganz nach Plan, so dass der rund 700 Tonnen schwere Übergang am Wochenende an seinen definitiven Platz gebracht werden konnte. Dazu brauchte es aber ein Verfahren, das zum allerersten Mal in Luxemburg angewandt wurde.

Anfangs vergangener Woche wurden die Teile eines 1000-Tonnen-Spezialkrans aus Belgien nach Schieren gebracht, wo dieser Gigant seit Mittwoch mithilfe von zwei weiteren Kränen Stück für Stück zusammengebaut wurde. Er wurde auf dem Brückenaufleger auf Seiten der Ortschaft Schieren platziert.

Nachdem der Zugverkehr zwischen Ettelbrück und Luxemburg in der Nacht zum Samstag komplett gesperrt worden war, begannen ab 2 Uhr die letzten Vorbereitungsarbeiten für das Manövrieren der Brücke. Das erwähnte Spezialverfahren bestand aus folgenden Etappen: Die neue 700 Tonnen schwere Brücke wurde vom stillgelegten Teil der N7 über eine Distanz von 30 Metern über die Eisenbahngleise hinweg in Richtung Schieren gerollt, dann wurde sie an den Krangiganten angehängt, der sie anschließend leicht anhob und zu sich Richtung Schieren zog, und das in einer mit den Rollen auf der Gegenseite genau abgestimmten Geschwindigkeit.

Am Samstagmorgen hatten sich zahlreiche Zaumgäste eingefunden, als die Brücke sich langsam in Bewegung setzte. Kurzfristig hatte sich auch Großherzog Henri angemeldet, der vor Ort u.a. vom Minister für öffentliche Bauten, François Bausch, und vom Direktor der Straßenbauverwaltung, Roland Fox, empfangen wurde. Gegen 10 Uhr waren die ersten 30 Meter geschafft, dann dauerte es etwas länger, bis dass die restlichen 40 Meter bewältigt werden konnten. Vier Stunden später hatte man das Ziel erreicht. Die Brücke wurde zunächst auf hydraulischen Stützen aufgesetzt. Am Sonntag wurde sie dann zentimetergenau auf ihre Verankerungen herabgelassen und befestigt.

Im April soll die neue Brücke für den Verkehr freigegeben werden und die Behelfsbrücke wird voraussichtlich noch vor dem Sommerkollektivurlaub abgetragen.