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Wissenschaft im AlltagLerche oder Eule – wie schlafen wir eigentlich?

Wissenschaft im Alltag / Lerche oder Eule – wie schlafen wir eigentlich?
Während die anderen Artgenossen schlafen, putzmunter sein? So verhält es sich auch bei den verschiedenen Schlaftypen bei Menschen, wo die Wissenschaft zwischen Lerchen und Eulen unterscheidet. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

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In diesen trüben Januartagen mit tief hängenden Wolken scheinen sich auch die Augenlider kaum öffnen zu wollen. Doch manche Menschen schaffen es dennoch, am frühen Morgen putzmunter zu sein, andere hingegen kommen abends gar nicht in die Federn. Lerche oder Eule – welche Schlaftypen es gibt, interessierte auch unsere Korrespondentin Elke Bunge.

Ich gebe es unumwunden zu: Am Morgen schlafe ich gern etwas länger. Früh um sieben schon am gedeckten Frühstückstisch zu sitzen und Kaffee und Brötchen zu mir zu nehmen, ist mir ein Gräuel.

Abends hingegen, wenn sich die Ruhe über die Stadt senkt, ist meine kreativste Phase, in der ich auch am liebsten arbeite. Freundinnen und Freunde nennen mich eine „Nachteule“. Ich sehe darin nichts Beleidigendes und stehe zu meinem Rhythmus. Die meisten Mitmenschen sind jedoch an Schicht- oder Bürozeiten gebunden, ganz gleich, ob sie zu diesen Stunden produktiv und kreativ sein können oder nicht.

Die geltenden gesellschaftlichen Normen verlangen, dass Industriearbeiter frühmorgens um 6 oder 7 Uhr an der Werkbank stehen. Und für Angestellte gilt schon der klassische Nine-to-five-Job. Doch entspricht das auch unserem biologischen Rhythmus?

Chronobiologie gibt Antwort

Seit längerem ist bereits bekannt, dass sich der biologische Rhythmus aller Lebewesen der Pflanzen- und Tierwelt nach der Erdrotation richtet. Auch wir Menschen passen in der Regel unseren Wach- und Schlafablauf an die Tages- und Nachtzeiten, Hell- und Dunkelphasen an. Dennoch gibt es eben Abweichungen, die Lerchen und die Eulen. Die Ursache dieses Phänomens interessiert die Chronobiologie, eine Zweigwissenschaft der Biologie, die sich mit zeitlichen Abläufen des Lebens beschäftigt. Den Schlüssel für unsere „innere Uhr“ fanden die drei US-amerikanischen Forscher Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young. Sie erhielten 2017 für ihre Arbeiten den Nobelpreis für Medizin. Ihre Forschungen wiesen bereits in den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein bestimmtes Gen als verantwortlich für unseren Schlafrhythmus nach.

Ob wir also Eule oder Lerche sind, hängt von unserer genetischen Disposition ab. Da wir bei der Wahl unseres Lebenspartners aber sicher nicht die Frage nach dem Schlafbedürfnis stellen – das ja in der ersten Phase des Verliebtseins ohnehin nicht sehr ausgeprägt ist –, dürften sich in der Bevölkerung auch viele „Mischformen“ begegnen.

Dass es heute überhaupt Eulen und Lerchen gibt, ist der menschlichen Entwicklung geschuldet. Vor Millionen Jahren, als die ersten humanen Exemplare die Welt bevölkerten, gab es sicher nur wenige Eulen. Früh aufzustehen, war überlebenswichtig. Wer als Erster aus der Höhle kam, konnte als Erster auf die Jagd gehen, Nahrungsmittel finden und als starkes Exemplar auch einen Fortpflanzungspartner finden. Die Selektion machte den Jäger zur „Lerche“. Und erst als mit der Arbeitsteilung auch solche Tätigkeiten anfielen, die der Mensch irgendwann am Tage erledigen konnte, begannen auch die Schlafgewohnheiten sich zu ändern.

Eulen und Lerchen haben verschiedene Leistungshochs

Nicht nur, dass Eulen und Lerchen zu verschiedenen Tageszeiten Müdigkeitsgefühle haben, sie besitzen auch eine unterschiedliche Leistungskurve.

Der Frühtyp (Lerche) ist bereits am zeitigen Morgen ausgeschlafen und verfügt schon zwischen acht und zehn Uhr morgens über ein erstes Leistungshoch. Seine Leistungskurve flacht gegen Mittag etwas ab, um am Nachmittag dann nochmals ein Hoch zu erleben.

Anders verhält es sich beim sogenannten Spättyp (Eule). Morgens verspüren diese Menschen noch ein starkes Schlafbedürfnis, alle Körperfunktionen kommen erst im Laufe des Vormittags so richtig in Schwung und ein erstes Leistungshoch zeigt sich dann gegen Mittag. Dafür ist die Eule jedoch in der Lage, bei einem zweiten Hoch am Abend nochmals kreative Leistungen zu erbringen. Erst in späteren Nachtstunden treibt es sie ins Bett – wenn die Lerche schon längst in den Kissen ruht.

Sozialer Druck gegen Eulen

Wie in allen Lebensbereichen haben Psychologen und Soziologen auch das Wohlgefühl von Eulen und Lerchen untersucht. Allgemeine Studien sprechen davon, dass Lerchen sowohl produktiver als auch glücklicher scheinen als Eulen. Letzteren wird oft Missmut und auch geringere Leistungsfähigkeit bescheinigt.

Doch ist dies wirklich so? Eher scheint es, dass die sozialen Normen Druck auf die Eulen ausüben. Unsere Gesellschaft verlangt in der Regel, am (Arbeits-)Tag fit zu sein, und der findet im Prinzip zwischen acht und 16 Uhr statt. Erlaubte man den Eulen jedoch, ihrem chronobiologischen Rhythmus zu folgen und demgemäß zu arbeiten, gäbe es sicher genauso viele glückliche und zufriedene Menschen wie aus der Gruppe der Lerchen. Da allerdings ohnehin die meisten Menschen aus der Gruppe der Mischformen kommen, wird sich – so ist für die Eulen zu befürchten – am gesellschaftlichen Konzept nichts ändern.

Doch vielleicht könnte ja schon allein das Wissen um die unterschiedlichen biologischen Uhren helfen, Eulen im Alltag gegenüber etwas nachsichtiger zu sein. Deren Laune würde es auf jeden Fall bessern.