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EditorialVon wegen Kind und Karriere: Im Frauen-Profifußball hat Familienplanung keinen Platz

Editorial / Von wegen Kind und Karriere: Im Frauen-Profifußball hat Familienplanung keinen Platz
Sara Björk Gunnarsdottir (l.) spielt inzwischen bei Juventus Turin Foto: dpa/Gabriel Buoys

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„Und dann wurde ich schwanger.“ Es ist die Geschichte der isländischen Profispielerin Sara Björk Gunnarsdottir, die vergangene Woche eine Debatte über Frauenrechte im Fußball ausgelöst hat. Ihr Ex-Klub Olympique Lyon, immerhin achtmaliger Champions-League-Gewinner und absoluter Branchenprimus des Frauenfußballs, kam den Zahlungsverpflichtungen während ihrer Schwangerschaft im Jahr 2021 nicht mehr nach. Am 17. Januar 2023 ging die 32-jährige Mittelfeldspielerin mit ihrer Version der Geschehnisse auf der Plattform „The Players Tribune“ an die Öffentlichkeit und brachte eine Welle der Empörung ins Rollen.

Ihr Kampf um das fehlende Geld endete vor Gericht und brachte den französischen Topklub – der sich offiziell als Pionier der Gleichberechtigung darstellt – ganz schön in die Bredouille. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen, als Trainerin Sonia Bompastor nach Bekanntwerden der Schwangerschaft von einer Premiere im Verein gesprochen hatte: „Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen.“ 

Wie sich später herausstellen sollte, teilten die Vereinsbosse die Euphorie allerdings nur begrenzt. „Ich machte mir keine Sorgen um das Gehalt. Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass etwas schiefgehen würde“, schrieb die Spielerin im Artikel. „Bis ich nach zwei Monaten merkte, dass man mir nur einen kleinen Anteil der Sozialversicherung überwiesen hatte.“ Der Fußballverein teilte ihr mit, dass man ihr wohl das Gehalt der ersten beiden Monate nachzahlen würde, ab dem dritten würde dann das französische Gesetz greifen, wonach man ihr nichts schulde. – Ein Vertragsbruch.

Es kam zu einem Rechtsstreit – mit großen Konsequenzen für die Spielerin. Die Entscheidung, das fehlende Gehalt vor Gericht einzuklagen, kostete Sara Björk Gunnarsdottir ihren Job in Frankreich. Aus ihren Zeilen geht klar hervor, dass sich die Vereinsführung weder während der Schwangerschaft noch nach der Geburt bei ihr erkundigt hat. Die FIFA entschied, dass der Klub der Spielerin über 80.000 Euro Lohn nachzahlen müsse – so, wie es das Regelwerk (angepasst im Jahr 2021) vorsieht. „Niemand hat sich während der Schwangerschaft um mich gekümmert oder sich erkundigt, wie es mir mental und physisch gehen würde. Weder als Angestellte noch als Mensch. Dabei wäre es eine Verpflichtung des Vereins gewesen, nach mir zu sehen.“

Für den Fußballklub stellte die Isländerin während ihrer Schwangerschaft eine kostspielige Last dar. Die Art, wie mit Sara Björk Gunnarsdottir umgegangen wurde, beweist wieder einmal, dass im knallharten Business kein Platz für Menschlichkeit bleibt. Schlimmer noch, Olympique Lyon ließ es darauf ankommen und sich vor Gericht zerren – hat vorher eindeutig darauf spekuliert, die Machtposition als Arbeitgeber ausnutzen zu können. Die Spielerin wurde dann vom Verein aufs Abstellgleis verfrachtet und musste sich nach ihrer Rückkehr einen neuen Klub suchen.

Auch wenn der Vergleich zum Männer-Profifußball nichts mit dem besagten Thema zu tun hat: Bei den Herren wäre die Summe, die nachgezahlt werden musste, ein Tropfen auf den heißen Stein. Lyon wollte bei einer seiner Profispielerinnen auf die harte Tour Geld einsparen – während OL-Topverdiener Corentin Tolisso (laut fussballtransfers.com) ein Monatsgehalt von 329.000 Euro vom gleichen Verein erhält. Selbst wenn diese Zahl nicht bestätigt werden kann, liefert sie trotzdem ein gutes Bild von den Verhältnissen.

Dieses Schicksal wird im Frauenfußball wohl kein Erdbeben auslösen. Die 32-Jährige hat ihr Geld inzwischen zwar erhalten, doch eine Zukunft beim stärksten Klub der Welt aufgeben müssen. Im Profifußball bleibt das Kinderkriegen anscheinend weiterhin die Aufgabe der Spielerfrauen.