Weltweit gibt es etwa 7.000 Sprachen und unzählige Dialekte. Allein in Papua-Neuguinea, dem Land mit der höchsten Sprachenvielfalt, zählt man etwa 800 verschiedene Sprachen. Das Land vor der Küste Australiens hat viele natürliche Abgrenzungen, die einzelne Bevölkerungsgruppen voneinander trennen, sodass sich viele unterschiedliche Sprachen isoliert entwickelten.
Nun wird wohl kaum jemand auf die Idee kommen, eine dieser vielzähligen indigenen Sprachen zu erlernen, wenn er das Ziel hätte, in diese Region zu reisen. Denn neben Hiri Motu und Tok Pisin gehört Englisch zu den drei Amtssprachen und wäre somit die favorisierte Sprache, die man bei Bedarf erlernen oder auffrischen würde. Und wer z.B. Deutsch als Muttersprache spricht, hat in der Regel mit Englisch keine großen Probleme, denn die beiden Sprachen sind eng verwandt.
Schwere Sprache, leichte Sprache
Eine gemeinsame Wurzel ist eine gute Basis, eine Sprache leicht zu erlernen. Während es Menschen, die Deutsch oder Luxemburgisch als Muttersprache haben, in der Regel leicht fällt, das Englische zu erlernen, haben Italiener es da häufig schon schwerer. Das merkt man bereits, wenn man nach Italien in Urlaub fährt. Möchte man sich mit den Einheimischen verständigen und kann selbst kein Italienisch, kommt man abseits der Metropolen mit Englisch nicht sehr weit. Eher hat man hier noch mit Französisch Erfolg; auch hier sind es die gemeinsamen Wurzeln, die ein Erlernen der jeweils anderen Sprache erleichtern.
Können gemeinsame Ursprünge das Erlernen einer Sprache vereinfachen, so können andererseits grammatikalische Eigenarten – wie die 15 Fälle der finnischen Sprache – neue Hürden bilden. Wenn dann noch, wie im Japanischen, fremde Schriftzeichen zu erlernen sind, wird der ganze Prozess nochmals erschwert.
Das US-amerikanische Foreign Service Institute (FSI) hat eine Liste erarbeitet, die – ausgehend von der englischen Sprache – die Dauer zum Erlernen einer neuen Sprache angibt. Das Trainingszentrum des FSI bereitet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Regierungsbehörden auf Auslandseinsätze vor und bietet dazu Vollzeitunterricht in über 65 Sprachen an. Nach ihren empirischen Erfahrungen haben die Institutsmitarbeiter die zu erlernenden Sprachen in vier Kategorien eingeteilt. In der ersten finden sich Sprachen, die der englischen Muttersprache ähnlich sind, darunter neben den skandinavischen Sprachen auch Niederländisch, Französisch und Portugiesisch. Um diese Sprachen flüssig lesen und sprechen zu können, beträgt die durchschnittliche Kursteilnahme zwischen 24 und 30 Wochen. In der nächsthöheren Schwierigkeitsstufe – zu denen erstaunlicherweise trotz der Nähe zum Englischen auch Deutsch zählt – setzt das FIS bereits 36 Wochen Lernzeit an.
In der Kategorie 3 finden wir „schwere Sprachen“. Zu dieser Gruppe gehören die slawischen und die finno-ugrischen Sprachen (z.B. Estnisch, Finnisch, Ungarisch) sowie hebräisch und griechisch. Kursteilnehmer müssen für diese Ausbildung bereits 44 Wochen die Schulbank drücken.
Um dasselbe Lernziel zu erreichen, veranschlagen die Unterrichtenden des Instituts für die vierte Kategorie, zu der Sprachen wie Chinesisch, Japanisch und Arabisch zählen, eine eineinhalb Jahre lange Studienzeit.
Nun werden wohl die wenigsten von uns mit der Intensität von 25 Wochenstunden Sprachunterricht und drei Stunden täglichem Selbststudium, wie am FSI vorgesehen, an eine neue Sprache herangehen. Der Vergleich zeigt jedoch deutlich, wie groß der Unterschied ist, bis jemand eine Sprache erlernt. Hat man beispielsweise vor, Japanisch zu lernen, sollte man wesentlich geduldiger sein als beim Erlernen des Portugiesischen. Und eine Liebe zum Einüben der ostasiatischen Kalligraphie sollte auch mit dazugehören.
Wie lerne ich am besten?
Habe ich mich erst mal für eine Sprache, egal, ob leicht oder schwer, entschieden, stellt sich die Frage, wie ich diese gut erlernen kann. Da gibt es den klassischen Fremdsprachenunterricht, bei dem vor allem Grammatikregeln, Vokabeln und Lesen gelehrt und gelernt werden. Diese klassischen Säulen stammen, so Kritiker, aus Zeiten, in denen Lateinisch und Altgriechisch den Sprachunterricht dominierten.
Der New Yorker Linguist Paul Pimsleur entwickelte dagegen in den 60er Jahren ein Sprachlernsystem, das gänzlich anders aufgebaut ist. Seine sogenannte audio-linguale Methode basiert auf Zuhören und Nachsprechen. Dabei läuft der Unterricht in der Regel einsprachig ab, gelernt wird durch Hören und Nachsprechen.
Wichtigste Voraussetzung ist, wie bei fast allen Dingen, die Freude, etwas Neues zu erlernen (und sei es vielleicht auch Mandarin – die Sprache von 70 Prozent der chinesischen Bevölkerung) und das neu gesteckte Ziel mit einer gewissen Kontinuität zu verfolgen. Methoden, die das Erlernen einer neuen Sprache erleichtern, folgen im nächsten Beitrag.
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