Gesünder essen, mehr bewegen, ein paar Kilo abnehmen, das Rauchen aufgeben – wer kennt nicht die „guten Vorsätze“ zum Neuen Jahr. Diesmal aber soll es ganz bestimmt klappen, nehmen wir uns jedes Mal wieder vor. Und nicht selten landen wir dann bei Mark Twain: „Sich das Rauchen abzugewöhnen, ist ganz leicht, ich hab es schon tausendmal geschafft …“
Doch im Ernst: Wie können wir die Pläne, die wir uns zum Neujahrstag auf die Fahne geschrieben haben, wirklich umsetzen? Da wir, wie die gelebte Erfahrung zeigt, selbst oft nicht in der Lage sind, unsere gut gemeinten Vorsätze auch durchzuziehen, können wir die Tipps von Fachleuten beherzigen. In Luxemburg beschäftigen sich mit dieser Thematik die Psychologen des „Département Sciences comportementales et cognitives“ der Uni Luxemburg.
Analyse ist hilfreich
Zunächst wollen wir uns erst einmal klarmachen, was wir an unserem bisherigen Lebensstil ändern wollen, warum uns Gewohnheiten nicht mehr gefallen, die sich in den Alltag eingeschlichen haben. Die Erkenntnis „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ ist dabei schon ein erster wichtiger Schritt. Im Alter von etwa 40 Jahren hat man bereits etwa 7.500 Tage im Erwachsenenalter zugebracht. Das ist eine hohe Anzahl von Tagen, in denen sich deutliche Routinen – positive wie auch negative – ausgeprägt haben, die sich in der Regel eben nicht von einem auf den anderen Tag ändern lassen. Unsere Gegenwart ist häufig von ungünstigen Faktoren gekennzeichnet: Wir arbeiten zu viel und unter zu großem Stress, wir bewegen uns zu wenig, wir sitzen zu lange vor dem Computer, Smartphone oder Fernseher, wir ernähren uns ungesund, wir treiben keinen oder zu wenig Sport, wir vernachlässigen die Kultur.
Doch wenn wir hieraus jetzt allgemeine Schlüsse ziehen, wie „abnehmen, das Rauchen aufgeben, mit dem Rad zur Arbeit, mal wieder ins Theater“, dann wird eine Umsetzung wenig realistisch und die Vorsätze werden auch bald vergessen sein.
Konkrete Ziele setzen
Psychologen raten daher, sich jeweils ein konkretes Ziel zu setzen. Wer sich nur allgemein vornimmt, sein Gewicht zu reduzieren, wird mit diesem Plan sicher scheitern. Besser ist es, sich eine Zielmarke zu setzen („bis Mai drei Kilo“), dieses Vorhaben schriftlich zu fixieren und dann auch regelmäßig zu kontrollieren. Statt des Wunschtraums, einen Marathon zu laufen, ist es auch realistischer, mehrfach in der Woche einen ausgedehnten Spaziergang in straffem Tempo anzuvisieren. Kleine Ziele, die das Wohlbefinden erhöhen, sind leichter zu erfüllen und vermeiden zusätzlichen Stress, so Georges Steffgen, Professor für Sozial- und Arbeitspsychologie im oben genannten Fachbereich der Uni Luxemburg. Wesentlich für ein Erreichen persönlicher Ziele sind weder Zeit noch Streckenlänge, sondern vielmehr das Beachten des eigenen Körpergefühls.
Eigenvertrauen ist gut, Kontrolle besser
Vorsätze lassen sich mit einem exakten Plan besser umsetzen, sagen Fachleute. Mit einem schriftlich fixierten Programm schafft man sich auch eine innere Verpflichtung, der zu folgen es deutlich leichter ist, als wenn der Vorsatz nur vage formuliert ist. Zudem kann man bei regelmäßiger Kontrolle auch Fortschritte festhalten, an denen wir uns dann erfreuen können. Auch schafft es Freude, sich den Erfolg am Ende schon einmal vorauszuträumen. Ein Lauftagebuch kann hier ebenso Wunder wirken wie eine regelmäßig geführte Gewichtstabelle.
Verbündete suchen
Es mag vielleicht ein kontemplatives Gefühl auslösen, allein mit sich und der Natur durch den Wald zu laufen. Doch vielleicht macht es ja auch großen Spaß, in der Gruppe Sport zu treiben, mit der Partnerin oder dem Partner oder Freunden zu joggen. Das schafft nicht nur Austausch, sondern hilft vielleicht auch, den „inneren Schweinehund“ dann zu überwinden, wenn man gerade nicht Lust hat, Kilometer unter die Füße zu nehmen.
Studien über dies zeigten, dass eine Gruppendynamik zum Beispiel bei den Weight Watchers dazu beitrug, dass jedes Gruppenmitglied seine selbst gesteckten Ziele leichter erreichen konnte als Personen, die ohne äußere Hilfe versuchten, ihr Gewicht zu reduzieren. Zudem hilft die Gruppe auch, tatsächliche oder moralische „Niederlagen“ besser meistern zu können.
Rückschläge nicht ausgeschlossen
Denn nach Vorsätzen bestimmte Lebensgewohnheiten zu ändern, ist kein leichtes Unterfangen. Hier sei gar nicht an den Jojo-Effekt gedacht, bei dem nach dem Abnehmen einiger Pfunde diese sich bei nächster Gelegenheit gleich wieder – und vielleicht vermehrt – einstellen. Es sind die kleinen Gelegenheiten, den Vorsätzen auszuweichen: Schmuddelwetter hindert am Laufen, eine Geburtstagsfeier bietet einen verlockendes Büffet, von dem man bald hier, bald da nascht und alle Vorsätze gesunder Ernährung beiseite lässt. Psychologen raten, mit diesen Situationen locker umzugehen, sie zu akzeptieren und nicht sofort den ganzen Plan aus den Augen zu verlieren. Auch hier hilft der Austausch mit Freunden und Partnern.
Beherzigen wir diese Tipps, gibt es vielleicht gute Chancen, die Vorsätze auch zu realisieren. Silvester ist dabei sicher eine Zäsur, doch im Jahr gibt es auch 365 andere Möglichkeiten, sein Leben umzukrempeln.
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