Spekulatius ist ein fremdartiger Name für ein traditionelles Gebäck und selbst Sprachexperten haben sich dazu ihre Gedanken gemacht. Die Wissenschaftler fanden dabei verschiedene Möglichkeiten, den Namen dieses Gebäcks zu erklären. Eine Erklärung, die sogar favorisiert wird, sieht den Ursprung des Namens tatsächlich in Verbindung mit dem Heiligen Nikolaus. Die Sprachforscher erläutern dies wie folgt: Der Name des Gebäcks könnte sich von dem Wort „speculator“ ableiten, und das bedeutet so viel wie „der Umherschauende“ oder „der Behüter“. Ein Attribut, das früher vor allem als Beiname des Heiligen Nikolaus benutzt wurde. So jedenfalls erklärt es das Deutsche Wörterbuch, das nach seinem Herausgeber, dem Sprachforscher Gerhard Wahrig, einfach „der Wahrig“ genannt wird.
Ein anderer Ansatz auf die Namensgebung des vorweihnachtlichen Gebäcks bezieht sich auf seine Herstellung. Auch hier beziehen sich die Wissenschaftler auf die lateinischen Wurzeln des Wortes „Spekulatius“. „Speculum“ bezeichnet den Spiegel. Und wie ein Spiegelbild schaut man auf die Abbildungen der würzigen Kekse, die Tiere oder bäuerliche Gegenstände darstellen. Denn bei der Produktion wird der Keksteig in Holzformen, sogenannten Modeln, gepresst. Deren unterschiedliche Motive stellen sich nach dem Herauslösen aus der Form wie ein Spiegelbild des Musters dar.
Mühlen, Schiffe und wilde Tiere
Die abgebildeten Motive wiederum könnten auch Hinweise auf den Heiligen Nikolaus sein. So verweisen einige typische Bilder auf die Legenden, die sich um den früheren Bischof von Myra rankten. Immer wieder taucht das Symbol der Mühle auf, ein Synonym für die Kornvermehrung, die Nikolaus bewirkte. Auch finden sich Schiffe auf den Spekulatius. Denn der Heilige Nikolaus, dem nachgesagt wurde, dass er einmal ein Schiff aus Seenot rettete, ist auch der Schutzpatron der Seefahrer.
Pferde, Esel und sogar Elefanten sind auf dem Gebäck zu sehen, Hilfsmittel für den Heiligen Nikolaus, um seine Gaben zu verteilen. Aber auch ein Mann mit Mütze und Stock ist unter den Motiven. Ist das etwa der Heilige Nikolaus selbst?
Bei dem häufigen Motiv der Windmühle gibt es auch noch weitere Erklärungen: So könnte die Mühle für reichhaltige Ernten stehen, sodass die Menschen stets hinreichend versorgt waren. Da viele Kekse jedoch traditionell aus den Niederlanden stammen, wollten die Holländer, so eine Erklärung, ihr Land von einer Mühle repräsentiert sehen. Dass Elefant oder Tiger unter den Motiven zu finden sind, könnte auf die verwendeten exotischen Gewürze des Spekulatius wie Zimt, Nelken und Kardamom hinweisen. Gewürzspekulatius ist wohl die verbreitetste Form des Gebäcks, seltener finden wir Mandel- oder Butterspekulatius.
Von Boxemännchen und Stutenkerlen
Nebst den Spekulatius gehören in Luxemburg vor allem auch die „Boxemännchen“ auf den Gabentisch zum Sankt Nikolaus. Diese kleinen Männchen aus weichem Brioche-Teig läuten die Weihnachtszeit bei uns ein. Sie sind nicht nur bei Kindern außerordentlich beliebt, sondern auch bei Erwachsenen. Die etwa zehn bis 30 Zentimeter hohen „Boxemännchen“ sind häufig mit Rosinen verziert.
Ebenso wie bei den im Niederdeutschen bekannten Stutenkerlen – die aus süßem Hefeteig, dem Stuten, gebacken werden – weist die Verzierung auf den Bischof von Myra, den Heiligen Nikolaus, hin. Stutenkerle tragen zur Rosinenverzierung an der Mantelleiste auch noch eine Mitra, einen Bischofshut. Die sowohl bei „Boxemännchen“ als auch bei den Stutenkerlen beigefügte Tonpfeife soll an den Hirten- oder Bischofsstab erinnern.
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