Seit mehr als 60 Jahren verfolgen junge Leseratten die aufregenden Abenteuer von Jim Knopf, dem Lokomotivführer Lukas und der sie treu begleitenden Lokomotive Emma. Gegen Naturgewalten, Drachen und hinterlistige Piraten müssen sie sich behaupten, jeder kleine Sieg bringt auch etwas Erfahrung und Weisheit mit sich, einen neuen Blick auf die Welt.
Erdacht hat sich die Geschichten der deutsche Schriftsteller Michael Ende. Als er die Bücher von Jim Knopf und dessen Freunde aufschrieb, war er 30 Jahre alt.
Geboren wurde Michael Ende im November 1929 im kleinen bayerischen Dorf Garmisch. Dorthin hatte es seinen 27 Jahre alten Vater aus dem Hamburger Stadtteil Altona im Norden Deutschlands verschlagen. Der Kunstmaler Edgar Ende suchte ein Mädchen, in das er verliebt war. Der romantischen Geschichte zufolge sollen die Eltern das Mädchen im tiefen bayerischen Garmisch versteckt haben. Der Maler fand nun nicht seine Liebste, dafür aber Luise Bartholomä. In ihrem Geschäft suchte Ende Schutz vor einem starken Regenguss, der auch nach Ladenschluss nicht aufhörte. So lernten die beiden sich kennen und lieben, heirateten und bekamen schließlich einen Sohn: Michael.
Der Junge war vier Jahre alt, als die Nazis in Deutschland eine faschistische Diktatur errichteten. Vater Ende gehörte zu den „unerwünschten Künstlern“ des neuen Regimes. Ihm ging es wie vielen Freunden: Unter den Nazis erhielten sie Berufsverbot. Traf man sich zu Hause, tauschte man stets vorsichtig und in versteckten Andeutungen Meinungen aus. Vielleicht stammte aus dieser Zeit der Hang Michael Endes, zu fabulieren – wahre Geschichten in Märchenhaftes zu verkleiden.
Vom Schauspieler zum Autor
Als Michael Ende 21 Jahre alt war, besuchte er eine Schauspielschule in München. Sein eigentlicher Plan war jedoch nicht, auf der Bühne zu stehen, sondern selbst Theaterstücke zu schreiben. Damit hatte er jedoch keinen großen Erfolg. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Kabaretttexten und Filmkritiken, die er für den Bayrischen Rundfunk schrieb. Fast nebenbei begann er, an der fantastischen Geschichte von Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas zu schreiben.
Bei den Kindern wurde das Buch ein großer Erfolg. Erwachsene Kritiker hingegen erklärten, Michael Ende sei kein Schriftsteller, sondern nur ein „Schreiberling für Kinder“, der dem wirklichen Leben entfliehe. Er selbst kommentierte dies einmal mit den Worten: „Man darf von jeder Tür aus in den literarischen Salon treten, aus der Gefängnistür, aus der Irrenhaustür oder aus der Bordelltür. Nur aus einer Tür darf man nicht kommen, aus der Kinderzimmertür.“
Dabei waren – und sind bis heute – vor allem seine jungen Leser von den Büchern begeistert. Und von wegen: lebensfremd. Gerade aus den Geschichten Endes konnten die Kinder Wichtiges für das Leben lernen: dass eine Freundschaft wertvoller ist als Geld und Schätze, dass man füreinander da ist, auch wenn Schwierigkeiten zu überwinden sind, dass Solidarität ein wichtiges Gut in unserer Gesellschaft ist, weil es viele Menschen gibt, die die Hilfe anderer benötigen. Dies sehen wir gerade an unseren heutigen Tagen.
Momo und die unendliche Geschichte
Von den Kindern geliebt, doch von der Erwachsenen missverstanden, zieht Michael Ende Anfang der 1970er-Jahre nach Italien. Dort, in einem kleinen Ort bei Rom, schreibt er die Geschichte von Momo auf. Momo ist ein kleines, schwarzhaariges Mädchen, das vor allem anderen gut zuhören und sie, wenn nötig, trösten kann. Momo ist ein fröhliches Mädchen. Ihre Gegenspieler, die „grauen Herren“, wollen allen Menschen die Zeit stehlen und ihnen ein graues, eintöniges Leben geben. Momo und ihre Freunde müssen viel Geschick und Intelligenz aufbringen, um die Pläne der „grauen Herren“ zu zerstören.
In der „Unendlichen Geschichte“ wird der einsame, zehnjährige Bastian beim Lesen eines Buches in die Geschichte des Landes Phantásien gezogen. Die dort herrschende kindliche Kaiserin ist erkrankt und mit zunehmenden Fortschritt der Erkrankung wird Phantásien vom Nichts übernommen. Beim Weiterlesen wird Bastian immer stärker in die Geschichte verwickelt, mit Atréju und dem Glücksdrachen soll er nicht nur die kindliche Kaiserin, sondern auch Phantásien vor der Macht des Nichts – einer übermächtigen Diktatur – retten. Freundschaft und Solidarität spielen auch hier wieder im Kampf gegen alles unterdrückende Mächte eine große Rolle.
In seinen Geschichten, so scheint es, hatte Michael Ende die Erlebnisse seiner Kindheit verarbeitet. Mit dem Wunsch: Kinder sollen in einer hellen und nicht in einer düsteren Welt aufwachsen.
Michael Ende ist bereits 1995 nach einer schweren Krankheit verstorben. Am Samstag (12.11.) wäre er 93 Jahre alt geworden. Jim Knopf und alle anderen Freunde hätten ihm sicher herzlich gratuliert.
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