Herr Turmes, durch die Pandemie ist die Qualität des öffentlichen Raums als Rückzugsort verstärkt in den Fokus gerückt. Wie definieren Sie einen qualitativ hochwertigen öffentlichen Raum?
Claude Turmes: Das ist ein Raum, der allen Menschen eine komfortable und vielfältige Situation bietet und das Miteinander fördert. Dabei spielt der Sport eine große Rolle. Im nationalen Leitprogramm für die Raumentwicklung (PDAT) wird probiert, der Bewegung und dem Sport im öffentlichen Raum mehr Platz einzuräumen.
Stuttgart hat dazu eigens einen Masterplan entwickelt. Wo steht Luxemburg im Vergleich?
Eine Reihe Gemeinden geben sich viel Mühe. Aber dort, wo Stuttgart ist, sind wir nicht. Während wir in Luxemburg viel darüber nachdenken, wie wir den urbanen Raum stärker begrünen können, sind sie einen Schritt weiter. Sie machen sich Gedanken, wie sie Infrastrukturen bewegungsfreundlicher gestalten können. Mit zum Teil ganz erstaunlichen Ideen, wie einbetonierten Trampolinen oder Schaukeln an den Bushaltestellen.
Wie könnte ein Masterplan zur Bewegungsförderung im öffentlichen Raum in Luxemburg aussehen?
Meine Aufgabe als Landesplanungsminister ist es, zuerst einmal darauf hinzuweisen, dass wir im öffentlichen Raum eine andere Qualität brauchen. Und zwar eine, die Bewegung fördert und nicht hemmt. Das kann ich, indem ich Konzepte wie das Stuttgarter zeige. Danach liegt der Ball in den Ministerien, v.a. beim Sportministerium. Aber auch beim Nationalen Olympischen Komitee (COSL), das sich länger mit dem Thema beschäftigt, und natürlich bei den Gemeinden.
Stuttgart ist von der Einwohnerzahl mit Luxemburg vergleichbar. Aber es handelt sich um eine Stadt, die Entscheidungswege sind demnach kurz. Luxemburg dagegen ist ein Land mit 102 Gemeinden, die müssen mitspielen …
Ja, aber ich denke, dass das Beispiel Stuttgart unsere Gemeinden interessiert. Es ist wichtig, ein Konzept auszuarbeiten. Das geht nur, wenn so viele Gemeindedienste wie möglich involviert werden. Und natürlich die Einwohner. Denn es dient niemanden, wenn etwas über das Knie gebrochen wird, was dann zum Beispiel in einer Lärmbelästigung für die Anwohner endet.
Ist ein Masterplan wie in Stuttgart etwas für unsere Städte, oder auch für die Dörfer?
Die Dörfer sind genauso wichtig, da wir ja dort ein wenig das Phänomen der Schlafgemeinden haben, in denen es nicht genug Aktivität gibt. Wir brauchen ganz einfach Plätze, in denen Menschen unterschiedlicher Generationen sich begegnen. Sport und Bewegung fördern genau das.
Sie haben es angesprochen: Der Schuss kann auch nach hinten losgehen. In Esch musste ein Pumptrack nach Protesten der Anwohner wegen Lärmbelästigung wieder abgebaut werden …
Ja gut, als Bürgermeister muss man ab und zu den Mut haben, neue Wege zu gehen. Da kann auch mal etwas schiefgehen. In Stuttgart sind die Menschen aus allen Stadtvierteln mit eingebunden worden. Dann gibt es auch keine negativen Überraschungen. Wir haben das Glück, auf die Erfahrung aus Stuttgart zurückgreifen zu können. Deshalb ist es mir wichtig, dass wir einen Austausch mit den Experten von dort kriegen, um zu verstehen, wie man das konzeptuell realisieren kann und wie man dabei den Bürger einbeziehen kann, um eine möglichst große Akzeptanz zu bekommen. Das läuft über einen Masterplan. Wichtig ist aber auch, dass man in diesem Rahmen Provisorien erlaubt, ein wenig wie beim Guerilla-Urbanismus: etwas schnell umsetzen, um es zu testen – wie bei den Pop-up-Fahrradwegen. Wenn es sich als gut herausstellt, dann kann man eine definitive Infrastruktur daraus machen. Wenn nicht, dann wird es eben wieder verändert.
Rolle des Autos
In Luxemburg ist das aber mitunter schwierig. Beim Pop-up-Radweg in Esch war der Aufschrei der Autofahrer riesig. Ist eine Verbesserung der Qualität des öffentlichen Raumes nicht automatisch damit verbunden, dem Auto Platz wegzunehmen?
Stuttgart ist wohl kaum weniger autoaffin als Luxemburg. Da kann man ja mit ihnen sprechen, wie sie es gemacht haben. Man muss immer die reellen Bedürfnisse der Bürger im Auge behalten. Wenn Parkplatzmangel in einem Stadtviertel besteht, ist es schwierig, weitere Abstellplätze zu opfern. Dann muss man nach anderen Lösungen suchen, wie kleine Parkhäuser z.B. Deshalb ist die Planung auch so wichtig. Man muss zuerst das Mobilitätsproblem proaktiv lösen, ehe man loslegt.
In Stuttgart wurde mit konkreten Zahlen gearbeitet. 0,23 m2 Fläche für Bewegung und Sport pro Einwohner gibt es da. Existieren solche Statistiken für Luxemburg?
Noch nicht. Aber natürlich muss man mit dem Inventar beginnen, um seine Ziele definieren zu können.
Die Konferenz ist also so etwas wie ein Startpunkt für Luxemburg. Gibt es einen Zeitplan, wie es weitergeht?
Mir ist es wichtig, dass wir Bewegung und Sport im öffentlichen Raum als einen der Schwerpunkte der neuen Landesplanungspolitik sehen. Deshalb haben wir im neuen PDAT auch ein Kapitel dazu. Nun geht es darum, mit dem Sportministerium und anderen Partnern wie dem COSL das Projekt weiterzuentwickeln. Ich nehme den Kirchberg als Beispiel. Hier ist ein Laufparcours im Park eingerichtet worden, den ich selbst oft in der Mittagspause nutze. Ziel ist es, so etwas in jedem Viertel zu haben. Natürlich kann das nicht immer ein Laufparcours sein. Aber eine permanente Motivation und Möglichkeit, sich zu bewegen. Wichtig ist dabei auch die Schnittstelle zu den Naherholungsgebieten und Parkanlagen. Die soll bestehen, ob vom Arbeitsplatz oder von zu Hause aus. Das ist die Grundüberlegung der Landesplanung.
So eine Schnittstelle soll auch beim neuen Esch-Schifflinger Stadtviertel Metzeschmelz via eine Brücke zum Naherholungsgebiet rund um den Lallinger Berg entstehen. Ist das neue Viertel so etwas wie ein Vorzeigemodell für die Bewegungsförderung im öffentlichen Raum?
Absolut, aber nicht nur durch die Brücke. Die Renaturierung der Alzette wird neue Grünflächen schaffen, die mit denen im Zentrum verbunden sein sollen, so dass jeder Einwohner die Möglichkeit haben wird, von seiner Haustür aus eine schöne Runde durch die Natur joggen oder spazieren zu gehen. Prinzipiell muss man sagen, dass wir ein kleines Land sind, mit einem hohen Siedlungsdruck. Wir müssen also lernen, verstärkt auf Mehrzweck zu setzen. Stuttgart hat die gleichen Herausforderungen, also können wir von ihnen lernen.
Wenn wir über Metzeschmelz reden, dann ist der Vergleich zu Belval nicht weit. Vielleicht sogar als Negativbeispiel. Wie könnte man in Belval den öffentlichen Raum umgestalten, um Sport und Bewegung zu fördern?
Ja, es fehlt in Belval an Grünflächen. Es wurde nicht weit genug überlegt, wie Studenten oder Bewohner in den Park und zu anderen Plätzen kommen. Deshalb wird momentan ein neues Konzept ausgearbeitet, ein Verkehrskonzept vor allem. Zumal man die Ankunft der Tram antizipieren muss. Das werden wir nutzen, um mehr Platz für den Fußgänger, Radfahrer und auch für die Natur zu schaffen. Prinzipiell geht es aber um den gesamten öffentlichen Raum. In Stuttgart haben sie sich Gedanken gemacht, wie man auch den kleinsten nicht genutzten Platz im Sinne der Förderung der Bewegung umgestalten kann.
Weiteres Mandat angestrebt
Wenn man über Sport- und Bewegungsförderung spricht, wäre es da als erster Ansatz nicht sinnvoller, die bestehenden Sportinfrastrukturen wie Sporthallen oder Schwimmbäder in den Oberschulen besser zu nutzen? Also auch hier auf Mehrzweck zu setzen?
Das ist ein gutes Stichwort. Die Regierung hat dazu eine Arbeitsgruppe gebildet. Heute scheitert das oft an Details wie den Arbeitszeiten des Hausmeisters. Da müssen wir strukturell denken und vielleicht ein Budget zur Verfügung stellen, um einen weiteren Hausmeister einzustellen. Bei Neubauten wird die Mehrzwecknutzung mittlerweile in Betracht gezogen.
Was hat Sie am Stuttgarter Masterplan noch beeindruckt?
Zum Beispiel die Bemalung der Treppen, die zur Benutzung anregen soll. D.h. es sind oft ganz einfache Ideen, die bestehende Infrastrukturen bewegungsfördernd machen.
Abschließend noch eine Frage zu Ihrer Person. 2023 sind Wahlen. Wie sehen Sie ihre Zukunft? Ist Ihr Job in der Landesplanung erledigt?
Um als Minister einen Impakt zu haben, musst du zwei Legislaturperioden wirken. Ein Problem der Landesplanung in Luxemburg war, dass jedes fünfte Jahr ein neuer Minister kam. Wir müssen in Luxemburg viel systematischer planen und aufhören, wild zu verdichten.
Sport- und Bewegungsräume im urbanen Kontext
Konferenz heute von 18.30 bis 20.30 Uhr im LUCA (Luxembourg Center for Architecture, 1, rue de la Tour Jacob in Luxemburg-Stadt). Auftakt mit einem Vortrag von Franziska Borst, Sportwissenschaftlerin und Projektleiterin bei der Stadt Stuttgart. Nach Borsts Vorstellung des Masterplans spricht die erste Regierungsrätin (und Agora-Präsidentin) Marie-Josée Vidal zum Kapitel der Bewegungsförderung im PDAT. Anschließend findet eine Diskussionsrunde statt. Teilnehmer sind Claude Turmes (Minister für Landesplanung), Raymond Conzemius (technischer Direktor des COSL), Luc Wagner (Geschäftsführer des Architekturbüros WW+) und Véronique Linster (Sportlehrerin).
Här Turmes,
"One way ticket to the moon ..." Eng Recommandatioun!
1959 vum Neil Sedaka gesongen. Just 1 Joer virun ärer Menschwerdung. Dir kënnt dach bestëmmt dee Song nach aus ärer Kandheet.
Nur grüne Spinnereien,gehirnloses Getue, Geldverschwendung
u.v.a. mehr,Unterhalt usw. was soll dieser Grünspecht noch
von sich geben,immer unglaubhafter,macht alles zunichte
wo nur möglich durch utopisches Getue, sollte doch schnellstens
sich in die Wüste verschanzen.
Das Leben ist ein grosser Sandkasten, rein ins Vergnügen. Die bunten Plasteförmchen sind so hübsch, Backe backe Kuchen...Nur ist der Kuchen aus Sand nicht bekömmlich.
Spinnen war früher im Alltag sehr nützlich, kam Wolle zum Stricken dabei raus. Nun spinnen wir unbrauchbare Nichtwolle?
Friedliche Grüsse zur Nacht❣️
Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb.
Friede, Freude, Eierkuchen, Klodi Turmes hat gerufen.
Hüpfen, singen, Ringelreihen, Grün wird nicht mehr lang gedeihen.
Am Eescht, bei deem wat dee Mann alles vun sech gett... do kann een sech nëmmen nach un de Kapp greifen!
All Wuert, all Kritik, all Meenung déi een vis-à-vis vun deem Tuerm do huet, ass irrelevant, onnéideg, verlueren Energie, Roserei an Zäit.
A Plaz dass mer all emol op d‘Strooss ginn an dee ganzen Apparat emol flachleeën, gëtt gemeckert a gesouert.
Peine perdu mes chers amis! Soulang mer deem alles brav nokucken, solle mer och de Bal halen!
@Yves
Et schengt Dir sidd happy mat
all deem grengen Kaabes,
ech sinn frouh fir ärt Wuelbefannen,soll Iech gegönnt
bleiwen. Een scheinen Daag.
Viele währen froh wenn überhaupt ein Überdach installiert währe um nicht im Regen zu stehen
'Mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer und auch für die Natur schaffen.'
Das hört sich gut an; hoffentlich ist es nicht nur Wahlpropaganda. Es braucht ja viel Mut, um Autos Platz wegzunehmen.
Wann ech Loscht op Sport hunn, man ech es och. Ech brauch net animéiert ze ginn. Et kann net sinn dass de Staat d'Soen huet iwwer meng Besoinen, meng Besoinen sollen d'Soen hunn iwwer de Staat.
@Julius Ironescherweis sidd Dir et dee grad kloot a meckert.
Lauter gréngt Turmes-Gesabbels,
wéini soll dann nach geschafft ginn, d'Arbécht ass nëtt méi
wichtég,gëtt ower andauernd gekloot an gemeckert,
waat eng Gesellschaft.
Dann därf Kluntsch awer nett ze no bei da Mauer Stoen ,
muaaaahhahahaha,
dann Kluntschen ech leiwer virum Comptoire bis den lechten Bus könnt...