Bei den Gemeindewahlen 2017 verpassten die Piraten nur knapp den Einzug in den hauptstädtischen Gemeinderat. 1.995 Stimmen konnte der damalige Spitzenkandidat Sven Clement auf sich vereinen. Sein Vater Pascal soll es bei den kommenden Wahlen im Juni 2023 besser machen. 2017 errang dieser zwar lediglich 631 Stimmen, was ihn dennoch auf Platz vier seiner Partei in der Hauptstadt katapultierte – ein beachtliches Resultat, in Anbetracht der Tatsache, dass Vater Clement erst das Jahr vor den Wahlen der Partei beigetreten war.
Auf das Vater-Sohn Verhältnis angesprochen, meint Sven Clement, bei den Piraten sei es anders als sonstwo üblich: Bei ihnen würde halt der Sohn dem Vater Platz machen. Er wolle sich seinerseits auf die im gleichen Jahre stattfindenden Parlamentswahlen konzentrieren.
2023 treten die Piraten mit einer Doppelspitze an. Zusammen mit Clement führt Marie-Marthe Muller die Partei in der Hauptstadt an.
Punkten wollen die Piraten bei den Bürgern vor allem mit drei Schwerpunkten: mehr Bürgerbeteiligung; eine Stadt für jeden; eine Stadt, die auf die Zukunft ausgerichtet ist. Vor allem will man den Bürgern ihre Stadt zurückgeben. Das bedeute vor allem, ihnen Wohnraum zu verschaffen und öffentlichen Raum zur Verfügung zu stellen. Es gebe kaum noch Plätze, wo sich Menschen treffen könnten.
Mehr Bürgerbeteiligung und mehr Transparenz in der Politik fordern die Piraten ebenfalls. Um sich an der Politik beteiligen zu können, bedarf es jedoch zunächst Wissen um die jeweiligen Themen. Jeder soll Zugang zu der Information haben, die er benötigt. Am Herzen liegt der lila Partei auch eine lebenswerte Stadt für jedermann. Vorfahrt für die sanfte Mobilität steht dabei ganz oben auf der Liste. Pascal Clement ist sich bewusst, dass im autoverrückten Luxemburg eine Forderung, wie das Auto ganz aus der Stadt zu verbannen, der Partei wohl keine Stimmen einbringen würde. Allerdings müsse dem Auto in der Innenstadt weniger Platz zugestanden werden als es momentan der Fall sei. Es dürfe nicht sein, dass Menschen im Rollstuhl sich wegen parkender Autos nicht frei im Stadtkern bewegen könnten.
Bei aller Zuversicht, dass sie den Sprung ins Rathaus schaffen werden, sind die Piraten nicht übermütig. Sie sind sich der Tatsache bewusst, dass sie das Rathaus-Schiff nicht entern können. Sie hätten gar nicht den Anspruch, dass „die Stadt komplett mit lila (die Farbe der Piraten) Fahnen bedeckt sei“, sagt Pascal Clement. „Wir treten nicht an, um den Bürgermeister zu stellen.“
Man sei sich auch bewusst, dass man nicht stellvertretend für jüngere Generationen stehe, sagt Pascal Clement. Doch Marie-Marthe Muller und er brächten über 120 Jahre geballte Lebenserfahrung mit – das sei auch was wert.
Marie-Marthe Muller
Bevor Marie-Marthe Muller (60) ab 1993 beim Außenministerium und später beim „Haut-Commissariat à la protection nationale“ arbeitete, hatte sie berufliche Erfahrungen – nach vier Jahren in einem katholischen Orden in Brüssel – in der Verwaltung des Bistums gesammelt. Nachdem sie 1998 Mutter wurde, legte sie die berufliche Karriere auf Eis und engagierte sich später als freiwillige Helferin beim Roten Kreuz und der „Protection civile“.
2013 ging sie für sieben Jahre in die Schweiz, wo sie einen Bachelor in klassischer Philologie und Germanistik absolvierte. Momentan macht sie an der Uni Luxemburg einen Master in Luxemburgistik, mit dem Schwerpunkt „Jéinesch“.
2021 trat sie den Piraten bei. Als Schwerpunkte ihres politischen Engagements nennt sie die multikulturelle Gleichberechtigung, eine faire Bildungspolitik für jeden sowie politische Transparenz.
Marie-Marthe Muller wuchs in Hollerich auf und wohnt heute in Merl.
Pascal Clement
Der 62-Jährige ist momentan Koordinator der „Stater Piraten“ und Vorstandsmitglied im Bezirk Zentrum. Beruflich war er 35 Jahre lang im Bankenwesen tätig; neben Sport, wie Radfahren und Basketball, war seine große Leidenschaft die Zauberei, die er 25 Jahre lang als begeisterter Amateur betrieb. Coronabedingt habe er beschlossen, nicht mehr als Magier in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Als Politiker will er sich vor allem für soziale Gerechtigkeit, eine inklusive Gesellschaft und Mobilitätsthemen einsetzen. Er ist Mitbegründer der Initiative „Open Home – Accueillir un réfugié chez soi“, im Rahmen dessen er und seine Frau 2017 und 2018 jeweils einem Flüchtling ein Zuhause boten.
Pascal Clement wuchs in der Oberstadt und auf dem Limpertsberg auf und wohnt heute in Beggen.
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