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KinderwissenWenn die Vögel in den Süden ziehen

Kinderwissen / Wenn die Vögel in den Süden ziehen
 Foto: dpa/Thomas Warnack

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Herbstzeit, Vogelflugzeit. Viele Arten der gefiederten Tiere verlassen in diesen Wochen unsere Breiten. Einzeln oder in Schwärmen fliegen sie in wärmere Regionen der Erde. Manche stellen sogar Flugrekorde auf. Elke Bunge hat darüber nachgeforscht, warum die Vögel ziehen und welche Ziele sie anstreben.

In diesen Tagen hören wir manchmal seltsame Laute am Himmel: Wenn wir den Kopf nach oben richten, sehen wir vielleicht einen Keil großer Vögel ziehen. Das können Wildgänse, genauer Graugänse, sein, die ihre herbstliche Flugroute in den Süden angetreten haben. Auch Kraniche treten zum selben Zeitpunkt ihre Reise an. Beide Vogelarten fliegen im Keil oder in langen schrägen Reihen, um durch die Aerodynamik Kraft zu sparen. Unterscheiden kann man sie darin, dass die Kraniche lange, nach hinten ausgestreckte Beine haben.

Doch nicht nur solche großen Vögel machen sich auf die Reise in Winterquartiere. Auch kleinere, wie die Stare, ziehen dann, wenn die Tage kürzer werden, in den Süden. Der Starenzug bietet spektakuläre Bilder: Sie ziehen in wahren Wolken, in denen zehntausende Vögel sein können. Jäh wendet eine solche Vogelwolke die Richtung, um Feinden keine Angriffsmöglichkeit zu bieten.

Warum ziehen die Vögel?

Im Frühjahr und Sommer bietet das warme Wetter in unseren Breiten gute Nahrungsmöglichkeiten. Viele Insekten sind geschlüpft und fliegen in der Luft herum. In Teichen und Bächen gibt es jede Menge Frösche und anderes Kleingetier, auf den Wiesen Mäuse, Schnecken und Würmer. Das Nahrungsangebot ist also sehr gut. Davon können sich die Vögel nicht nur selbst, sondern auch ihre junge Brut ernähren. Die Tage sind im Norden lang dadurch bekommen die Vögel auch mehr Zeit zur Nahrungsaufnahme. Insgesamt sind die Umstände so günstig, dass die Tiere Frühjahr und Sommer nutzen, um ihre Eier abzulegen und die Nachkommen auszubrüten und großzuziehen.

Wenn sich jedoch das Nahrungsangebot in unseren Breiten wegen abnehmender Temperaturen verschmälert, sind die Vögel gezwungen, sich neue Lebensräume zu suchen. Die finden sie in den wärmeren Ländern der iberischen Halbinsel oder Afrikas. Allerdings konzentrieren sich in den Räumen der Winterquartiere so viele Vögel, dass auch dort die Nahrung relativ knapp wird und nicht zur Aufzucht von Nachkommen geeignet ist. Deshalb gibt es in diesen Ländern auch keine Brutplätze „unserer“ Zugvögel.

Wie orientieren sich die Vögel?

Die einfachste Orientierung geschieht auf Sicht. Vögel richten sich nach dem Stand der Sonne oder der Sterne, sie nutzen auch aus Erfahrung sogenannte Landmarken. Das können Flüsse, Seen, Hügel und Berge, aber auch Städte und andere Ortschaften sein.

Etliche Vogelarten haben eine Art inneren „Kompass“. Wie dieser richten sich Magnetrezeptoren in den Tieren nach dem Magnetfeld der Erde aus. Untersuchungen bei Haustauben haben gezeigt, dass sie einen solchen Sensor in der Haut des Oberschnabels besitzen. Bei Rotkehlchen vermutet man ihn hinter dem rechten Auge. Je nachdem, auf welchem Breitenkreis der Erde sich die Vögel befinden, findet sich dort eine veränderte Feldstärke des Erdmagnetfelds. Auch hieran können sich die Tiere orientieren.

Vererbt sind zusätzlich die Flugrouten, die die Zugvögel einschlagen. So fliegen zum Beispiel Weißstörche, die westlich der Elbe geboren wurden, über Spanien und Gibraltar in westafrikanische Länder südlich der Sahara. „Ostelbische“ Störche hingegen nehmen die Route über Bulgarien und die Türkei nach Ostafrika. In einem Experiment haben Vogelwissenschaftler beide Vogelarten gekreuzt, die heranwachsenden Jungen hatten daraufhin keine genaue Orientierung und versuchten, einen Mittelweg zwischen beiden Routen zu wählen.

Tagflieger, Nachtflieger

Wenn wir Kraniche, Gänse oder Störche bei ihren Flügen in der Dämmerungen sehen, so beobachten wir dabei zumeist den Anflug auf Nachtquartiere an Gewässern oder den morgendlichen Start. Die größeren Zugvogelarten bevorzugen es nämlich, am Tage zu fliegen. Dann nutzen sie die von der Sonnenstrahlung verursachten thermischen Aufwinde, um sich in höhere Schichten ziehen zu lassen und segeln hoch oben ihrem Ziel entgegen.

Kleinere Zugvögel hingegen, wie Nachtigallen, Kuckucks, Trauerschnäpper oder Gartengrasmücke, die oft auch allein fliegen, nutzen die Nacht zum Flug. Am Tag ruhen sich die Tiere aus, da die von der Thermik ausgelösten Turbulenzen in der Luft den Leichtgewichten mehr Kraft kosten würden.

Gefiederte Rekordhalter

Manche Zugvögel legen enorme Strecken zurück. Die Küstenseeschwalbe fliegt von allen Zugvögeln am weitesten. Der Vogel brütet in der Arktis und überwintert in der Antarktis. Dabei legt die Seeschwalbe für beide Strecken zwischen 30.000 und 50.000 Kilometer zurück. Das entspricht dem Umfang der Erde.

Einen Rekord im Dauerflug hat auch eine weibliche Pfuhlschnepfe erzielt. Das mit einem Sender markierte Tier flog 2007 nonstop von Alaska nach Neuseeland und legte dabei 11.500 Kilometer zurück.