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RadsportChristine Majerus über ihren Verletzungsstand, die kommende Saison und ihr neuestes Projekt

Radsport / Christine Majerus über ihren Verletzungsstand, die kommende Saison und ihr neuestes Projekt
Christine Majerus wird das Trikot von SD Worx noch bis 2024 tragen Archivbild: Anouk Flesch/Tageblatt

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Zum ersten Mal in ihrer Karriere musste sich Christine Majerus mit einer längeren verletzungsbedingten Zwangspause abfinden. Zwei Operationen hat sie mittlerweile hinter sich und ist nun auf dem Weg der Besserung. Ruhig war es während ihrer Pause aber dennoch nicht um die sechsfache Sportlerin des Jahres: zum einen gab sie ihre Vertragsverlängerung bei SD Worx bekannt, zum anderen arbeitete sie an einem ganz besonderen Projekt. 

Es war ein Sturz der schwereren Art, den Christine Majerus am 30. August dieses Jahres bei der Simac Ladies Tour widerfuhr. Bei etwa 50 km/h stürzten vor ihr zwei Konkurrentinnen, Majerus konnte nicht mehr ausweichen. Die Radsportlerin stürzte auf die linke Schulter – und musste sich wegen einer Fraktur an der Verbindung zwischen dem Schlüsselbein und dem Brustbein  operieren lassen. Weil ihr Körper mit einer Infektion auf den Eingriff reagierte, musste eine zweite Operation her. „Die zweite Operation hat mich weit nach hinten geworfen“, sagt Majerus. „Ich mache aber Fortschritte. Die Infektion ist behoben, ich bin immer noch unter Antibiotika, aber ich darf mich bewegen. In den letzten zwei Wochen konnte ich schon auf den Rollentrainer. Es ist gut, dass ich im Alltag keine Schmerzen verspüre. Ich denke, dass ich das Schlimmste überstanden habe.“

Für Majerus ist die aktuelle Situation ungewohnt – in ihrer Karriere stürzte die 35-Jährige nicht oft, einmal brach sie sich die Hand. „Ich bin über einen Monat kein Rad mehr gefahren. Das ist mir noch nie passiert. Die Form ist total hinüber, das muss ganz von vorne aufgebaut werden.“ Aktuell darf Majerus ihren Arm noch nicht über Schulterhöhe heben. Ein „Go“, um auf der Straße zu fahren, hat sie daher noch nicht – zu hoch ist das Sturzrisiko. Auch die Cyclocross-Saison wird sie wohl auslassen. „Ich brauche einen ruhigen Winter, um meine Form wieder aufzubauen. Meiner Meinung nach passt Cyclocross diesen Winter nicht ins Schema rein. Die Priorität ist wie die anderen Jahre auch die Straße. Es hat mir immer Spaß gemacht und ich konnte die Rennen gut integrieren, was mir auch bei der Vorbereitung zur Straßensaison half. Ich muss aber jetzt die Handbremse ziehen.“ 

Zwei weitere Jahre für SD Worx

Unterstützung erhält Majerus dabei aber von ihrem Team SD Worx. Erst kürzlich wurde bekannt ,dass der Vertrag der Luxemburgerin bis Ende 2024 verlängert wurde. „Mein Ziel ist dabei Olympia 2024 in Paris“, sagt Majerus. „Das Team will mich weiterhin. Das beweist, dass ich gute Arbeit leiste und dass ich meinen Platz im Peloton verdiene. Wenn ich noch zwei Jahre weitermachen kann, wäre es komisch, wenn ich nicht davon profitieren würde.“

Mit etwas Unsicherheit blickt Majerus wegen ihrer Verletzung aber auf die kommende Straßensaison. „Ich weiß nicht, wie meine Saison aussehen wird. Ich bekomme von der Mannschaft viel Unterstützung. Mein Hauptziel ist, mich für Paris zu qualifizieren.“ Für Majerus, die im Pariser Großraum lebt, wären die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt der runde Abschluss ihrer Karriere. 

Die Saison 2023 ist wichtig, um die begehrten Olympia-Tickets zu bekommen. Die Tour de France könnte eine der wichtigen Veranstaltungen Richtung Olympia sein. Doch das Rennen hat ohnehin sein ganz eigenes Prestige. Vergangenen Donnerstag wurde in Paris die Strecke der Damen vorgestellt. „Es ist eine sehr, sehr schwere Tour“, sagt Majerus. „Es wird eine offene Tour, mit den letzten vier Etappen, die unter anderem über den Col d’Aspin oder den Tourmalet führen. Es wird eine tolle Tour und ich hoffe, dass sie denselben Erfolg wie die erste Ausgabe der Tour de France Femmes feiert wird.“ 

Buch: „E Vëlo fir de Muli“

In der vergangenen Saison hat sich Majerus an einem neuen Projekt beteiligt: Zusammen mit Catherine Anen hat sie an einem Kinderbuch gearbeitet. Während Anen für die Texte zuständig war, arbeitete Majerus an den Illustrationen. „Catherine ist die Tochter von meinem Cyclocross-Mechaniker. Sie hat eine Geschichte für ihre Nichte geschrieben und mich gefragt, ob ich das Buch mit Illustrationen lebendiger machen möchte. Ich habe mich dabei sehr amüsiert.“ Fünf Exemplare des Buches „E Vëlo fir de Muli“ hat das Duo drucken lassen, um positive Resonanz der Familien zu erhalten. 

Christine Majerus sorgte für die Illustrationen im Kinderbuch „E Vëlo fir de Muli“
Christine Majerus sorgte für die Illustrationen im Kinderbuch „E Vëlo fir de Muli“ Foto: c_majerus/instagram

„Als wir das Buch in der Hand hielten, dachten wir, dass wir es auch publizieren könnten. Wir hatten Glück und haben Leute gefunden, die uns dabei unterstützen wollten. Wir sind nun gespannt auf die Reaktionen von außerhalb der Familie. Die Meinungen der engsten Angehörigen sind nicht immer ganz objektiv“, schmunzelt Majerus. In der Geschichte geht es dabei um die Freunde Mia und Muli. Beide fahren gerne Rad, doch Muli findet keines, das ihm so richtig passt. Das Buch ist dabei komplett auf Luxemburgisch verfasst. „Luxemburgisch ist eine komplizierte Sprache“, weiß Majerus. „Wir sind aber froh, dass wir es auf Luxemburgisch gemacht haben – auch, wenn es dann wohl nicht für das ‚grand public’ sein wird. Aber wenn es gut ankommt, kann man es noch immer übersetzen lassen.“ 

Veröffentlichungsdatum ist wohl der 21. November. Für Majerus kam die Arbeit an dem neuen Buch vor allem in den letzten Wochen, in denen sie aufgrund ihrer Verletzung nicht viel machen konnte, gerade recht. „Es war nach meiner Verletzung, aber auch während der normalen Saison eine Art Beschäftigungstherapie für mich. Mein Tag ist nicht zu 100 Prozent ausgelastet. Vieles ist auch der Erholung und dem Nichtstun gewidmet. Das Zeichnen ist eine gute Art und Weise, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich habe vor ein paar Jahren mit dem Zeichnen angefangen und habe mich verbessert. Es macht mir Freude, Leuten mit meinen Zeichnungen Freude zu bereiten. Ich hoffe, dass das mit dem Buch auch so laufen wird.“

Nach Koma und Therapie: Amy Pieters macht erste Schritte

Nach über vier Monaten im künstlichen Koma und einer langen Therapie kann die schwer verunglückte dreimalige Bahnrad-Weltmeisterin Amy Pieters wieder laufen. Wie es in einer Mitteilung auf ihrer Website heißt, mache die Niederländerin kleine Schritte und „konnte bereits auf einem Duo-Bike mitfahren“. Jedoch gibt es weiterhin Komplikationen bei der Reha der 31-Jährigen. „Sprechen ist noch nicht möglich, was es ihr schwermacht, sich auszudrücken“, heißt es in dem Update. Es sei ihr aber möglich, „kurze Momente zu laufen, wenn sie unterstützt wird. Das wollen wir sehen. „Zuletzt habe Pieters allerdings einen epileptischen Anfall erlitten und dadurch „einen massiven Rückschlag“ erlebt. Dank des schnellen Handelns und durch viel Ruhe hoffe man, dass sie „außer einer erheblichen Müdigkeit keine weiteren schwerwiegenden Folgen“ davontrage. Pieters, dreimalige Weltmeisterin im Madison, hatte im Dezember vergangenen Jahres im spanischen Calpe einen schweren Trainingsunfall erlitten. Nach einer Not-OP wurde sie in ein künstliches Koma versetzt, aus dem sie erst Ende April erwacht war. (SID)