Mit ihrem zehnten Studioalbum ist Taylor Swift nach Ausflügen ins Indiefolk-Genre zu den Beats zurückgekehrt. Die 32-Jährige hat sich für „Midnights“, das am Freitag nach großer Verschwiegenheit aller Beteiligten veröffentlicht wurde, wieder mit dem Pop-Produzenten Jack Antonoff zusammengetan. Er ist bekannt für eingängig-reduzierte Beats und hat auch schon mit Lana del Rey oder Lorde gearbeitet.
Swift und Antonoff waren bereits für das Album „Lover“ (2019) ein erfolgreiches Team. Die US-Sängerin, die in ihrer steilen Karriere unter anderem elf Grammys gewonnen hat, schrieb in der Nacht zu Freitag: „,Midnights‘ ist als Album ein wilder Ritt, und ich könnte nicht glücklicher sein, dass mein Co-Pilot bei diesem Abenteuer Jack Antonoff war.“
Zurück zu den Wurzeln
Dies sei die erste Platte, die die beiden größtenteils nur zu zweit produziert hätten. Das Album habe seine Form angenommen, während ihre Partner – jeweils Schauspieler – zufällig gemeinsam einen Film gedreht hätten. „Jack und ich befanden uns in New York, allein, jede Nacht am Aufnehmen, lange Aufbleiben und gemeinsame Erinnerungen und vergangene Mitternächte erkunden.“
Nach ihren gefeierten Akustik-Werken „Folklore“ und „Evermore“ von 2020 beschränkt sich „Midnights“ ganz auf Swifts Gesang und reduzierte elektronische Beats plus Synthies. Im Hintergrund gibt es Antonoffs zielsichere Spielereien zu hören: Mal wird der Bass kellertief nach unten geschraubt oder ein Beat kurz mit einem Schellenring punktiert. Zu den Highlights gehören die Lieder „Lavender Haze“ oder „Vigilante Shit“.
„Midnights“ ist allerdings kein Tanzalbum. Eher im Midtempo gehalten, sind überwiegend ruhige Stücke dabei. Auf Tanzflächen-Knaller wie „Shake It Off“ wartet man vergebens. Die ätherische Ballade „Snow On The Beach“ bringt ein Duett mit einem weiteren Star der US-Popmusik: Swift konnte dafür Lana del Rey gewinnen. Diese „zählt meiner Meinung nach zu den besten Musikern aller Zeiten“, sagte Swift unlängst.
Wichtig sind bei Swift, die mit zehn Jahren einen nationalen Gedichtwettbewerb gewann, auch immer die Texte. „Midnights“ handelt von bereits bekannten Motiven der talentierten Songwriterin: Rache, Feminismus, das Leben in der Öffentlichkeit – und Liebe. Einzelne Songzeilen werden die „Swifties“ – so die Bezeichnung für die Millionen Fans der Musikerin – sicherlich für ihre Instagram-Profile oder anderswo in den sozialen Medien auskoppeln.
Zum Beispiel im Englischen eingängige Wortspiele wie: „Well, he was doin› lines and crossin› all of mine“ (aus „Vigilante Shit“). Oder: „So put me in the basement/ When I want the penthouse of your heart“ (aus „Bejeweled“). Ob die Fans diese Textzeilen nach Jahren des coronabedingten Wartens auch wieder live erleben können? Noch hat Swift keine Tour angekündigt.
Wie alle Vorgänger seit „Fearless“ (2008) dürfte auch „Midnights“ wieder locker auf Platz eins der US-Charts – und der Hitlisten vieler anderer Länder – springen. Die 1989 geborene Sängerin aus Reading/Pennsylvania, die vom eher biederen Country kam, ist längst zu einer globalen Musik- und Stil-Ikone geworden.
Und das auch, weil sie bei aller Freundlichkeit Ecken und Kanten zeigt: Im US-Wahlkampf 2020 positionierte sich Swift klar gegen erzkonservative Trump-Wähler unter ihren Fans, und nach Streit um die Musikrechte an ihren früheren Alben nahm sie alte Musik als „Taylor’s Version“ neu auf. Im März wurde der vielfach Ausgezeichneten dann sogar die Ehrendoktorwürde der New York University (NYU) verliehen. (dpa/Lisa Forster)
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