Was ist Bio und ist es gesünder?
Im Dschungel der vielen Zertifikate wird es für den Konsumenten schnell undurchsichtig und sehr schwer, sich zurechtzufinden. Damit ein Produkt sich Bio nennen darf, muss es mindestens der Bioökoverordnung der EU entsprechen. Allgemein gilt bei Bio, dass beim Anbau weder Gentechnik noch künstliche Düngemittel oder Pestizide eingesetzt werden dürfen. Ob Lebensmittel dadurch gesünder und nachhaltiger werden, ist noch ziemlich unklar. Ein internationales Forschungsteam hat dafür 343 Publikationen aus Fachzeitschriften ausgewertet und somit die bisher umfassendste Studie zum Thema geliefert.
Die Forscher stellten fest, dass ein „Wechsel zu einer Ernährung mit biologischem Obst, Gemüse und Getreide so viele zusätzliche Antioxidantien zur Verfügung stellen würde wie eine bis zwei zusätzliche Portionen Obst und Gemüse täglich“. Doch ob Bio-Lebensmittel deutlich gesünder sind als konventionell erzeugte, dies zweifeln auch nach dieser Studie einige Experten an. Antioxidantien werden eine gesundheitsfördernde Wirkung zugesprochen. Doch nur bestimmte antioxidative Stoffe hatten erhöhte Werte in der Studie. Bei Eiweißen und Aminosäuren seien geringere Werte aufgefunden worden. Die Studie konnte auch keine bedeutenden Unterschiede bei den meisten Mineralstoffen finden. Es gibt darüber hinaus viele Studien, die so gut wie gar keinen Unterschied zwischen Bio und konventionellen Lebensmitteln erkennen lassen.
Ist Bio besser für die Umwelt?
Das weitere Argument für Bio ist, dass es besser für die Umwelt sei. Vor kurzem hat die schwedische Agentur für Lebensmittel (Svenska Livsmedelsverket SLV) einen Bericht über eine vielschichtige Aufschlüsselung der Umweltauswirkungen der Landwirtschaft pro Kilogramm landwirtschaftlicher Erzeugnisse veröffentlicht. Sie untersuchte den Einfluss von Produkten aus über 700 Produktionsquellen auf Dinge wie Treibhausgase, Energieverbrauch und Flächennutzung. Sie kamen zum Ergebnis, dass kein Produktionsverfahren dem anderen überlegen ist. Es werden bei den Biobauern genauso viele Treibhausgase produziert wie bei konventionellen Bauern.
Ein Bio-Hof benutzt weniger Pestizide, braucht aber viel mehr Fläche für den Anbau seiner Produkte. Die größten Unterschiede zwischen Bio und Nicht-Bio-Höfen findet man bei der Flächennutzung und der Ökotoxizität. Mit der Ökotoxizität sind die Auswirkungen von Stoffen auf die belebte Umwelt gemeint, zum Beispiel Pestizide. Insgesamt ergeben Studien, dass die konventionelle Landwirtschaft den geringeren Einfluss auf die Umwelt hat. Da die Nachfrage von Bio ständig steigt, wird beim Versuch, mehr zu produzieren, die Umwelt umso mehr belastet. Es wird auf Anbaumethoden zurückgegriffen, die die Umwelt auf andere Weise schädigen. Spanien zum Beispiel produziert für den Export riesige Mengen in Gewächshäusern. Dabei wird sehr viel Energie verbraucht, die große Menge Treibhausgase produziert.
Die Nachfrage steigt stark
Auch der weltweite Handel mit Biolebensmitteln wird dadurch erhöht, da die heimische Produktion der Nachfrage nicht mehr nachkommen kann. Die Versorgungsketten werden dabei immer komplexer und es wird immer schwieriger, Qualitätsstandards durchzusetzen. Das vereinfacht auch den Betrug, bei denen herkömmliche Lebensmittel als Bio-Ware ausgegeben werden.
2018 hatte eine italienische Fälscher-Bande im großen Stil Etikettenschwindel mit angeblichen Bio-Produkten betrieben. 700.000 Tonnen Mehl, Soja und Trockenfrüchte wurden fälschlicherweise als biologisch gekennzeichnet und in mehrere europäische Länder verkauft. Teile der Bio-Industrie halten zwar alle Regeln ein, handeln aber auch wie große Industriebetriebe. Erträge sollen maximiert werden und Kosten um jeden Preis gesenkt werden.
Ist Bio nun besser?
Resümiert sind Biolebensmittel allerhöchstens ein kleines bisschen gesünder als konventionelle Lebensmittel. Doch ist es oft schlechter fürs Klima, dafür besser für die Artenvielfalt und das Grundwasser. Auch wenn mal auf Höfen EU-Standards nicht eingehalten werden, sind das größtenteils Einzelfälle. Die offiziellen Biosiegel bei Lebensmitteln haben ihre Daseinsberechtigung, da die strengeren Kontrollen in Biobetrieben viele solche Missstände verhindern und einen höheren Produktionsstandard erbringen.
Beide Arten von Landwirtschaft haben Vor- und Nachteile und vielleicht sollte man aufhören, sie so strikt zu trennen. Für eine effiziente Produktion von nachhaltigem Essen sollten die Aspekte beider Methoden kombiniert werden. Doch wie können Sie nun nachhaltiger, tierfreundlicher und gesünder einkaufen? Sie sollten sich Ihrer Absichten bewusst werden. Möchten Sie gesünder essen, kaufen Sie mehr Obst und Gemüse, egal ob Bio oder nicht. Sorgen Sie sich um die Umwelt, kaufen Sie regionale und saisonale Produkte. Letztendlich stellt das Biosiegel nur ein Herstellungshinweis und keine Sicherheit dar.
Wollen Sie noch mehr über Bio-Lebensmittel erfahren?
Hier geht es zu den entsprechenden Studien:
Studie zur Ernährungsphysiologische Qualität von Bio-Lebensmitteln:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19640946/
Studie zur Meta-Analyse über Antioxidantien in Bio-Lebensmitteln:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24968103/
Studie über klimaneutrale Bio-Landwirtschaft:
https://www.oekolandbau.de/service/nachrichten/detailansicht/fibl-studie-klimaneutrale-bio-landwirtschaft-in-der-schweiz/
Bio ist nicht immer Bio,
manches ist überhaupt nicht
haltbar, ausser dem noch
überteuert,muss nicht unbedingt
Bio sein.