Oma mit den Springerstiefeln hatte es eilig. Sie freute sich, endlich mal wieder in einer Sport- oder Coupé-Limousine zu fahren. „Aber, bist du sicher, dass das ein reiner Elektriker ist?“, fragte sie, als sie ein leises, sportliches Brummen hörte, als wir losfuhren. Klar, auch E-Autos muss man hören können, so verlangt es das Gesetz, bis zu einer gewissen Geschwindigkeit, damit die anderen Verkehrsteilnehmer, meist sind das Fußgänger oder Radfahrer, die gerade kein Handy am Ohr haben, ihre Anwesenheit auch bemerken. Im Innenraum hat der Hersteller die Freiheit, die Akustik nach seinen Vorstellungen zu gestalten, beim Audi e-tron erklingt ein Sound, den die Ingenieure eigens für dieses Auto entworfen haben. Eine angenehme Geräuschkulisse, die zu den sportlichen Ansprüchen des GT passt, obwohl Oma meinte: „Schade, dass Pete Townshend oder Angus Young nicht bei Audi arbeiten, da hätte man noch mehr draus machen können.“
Die wirkliche Musik des e-tron GT machen zwei E-Motoren, einer vorne und einer hinten, die zusammen 350 kW/476 PS leisten und ein Drehmoment von 630 Nm abgeben, sobald man das Fahrpedal entsprechend bedient. Gespeist werden die Motoren aus einer Batterie mit 83,7 kWh Nettogehalt, was Reichweiten von etwa 450 bis 480 km ermöglicht, laut Werksangaben, die von durchschnittlich 19 kWh pro 100 km ausgehen. Doch der e-tron GT ist ein Sportcoupé, das bei gemütlicher Fahrt durch die Stadt oder entspanntem Gleiten über Landstraßen mit seiner elegant-dynamischen Linie alle Blicke auf sich lenkt, das jedoch mit seinem Leistungsaufwand gerne etwas angriffslustiger und rasanter gefahren werden möchte. Dazu wählt man das „Dynamic“-Fahrprogramm und schon erreicht man eine andere Dimension von Gran-Turismo-Feeling mit Zugabe, sprich zusätzliche PS durch den Boost-Mode, der die Leistung kurzfristig auf 390 kW/ 530 PS anhebt.
Entspannt und sportlich rasant zugleich
Eine erste Etappe ging über 150 km im „Efficiency“-Modus, limitiert auf max. 140 km/h, was völlig ausreichend ist heutzutage. Hier zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 15,6 kWh/100 km auf. Das geht, wenn man es nicht eilig hat und auf langen Bergabfahrten oder bei genügend Schub auf flacher Strecke den Fuß vom Pedal nimmt. Dann ging es etwas forscher zu Werk und die nächsten 170 km wurden mit Durchschnitt 22,4 kWh/100 km absolviert, was Oma zur Bemerkung veranlasste: „Gut, dass du dich jetzt vom Shirley-Bassey-Level langsam Ritchie-Blackmore-Niveau näherst!“ Nach einer Gesamtstrecke von 800 km und zweimaligem Laden an Tesla-Säulen, was übrigens in weniger als 40 Minuten von 40 auf 90 Prozent Ladevorrat ablief, wurde ein Durchschnitt von 19,9 kWh/100 km angezeigt. Angenehmer, komfortabler, entspannter und/oder sportlich rasanter geht nicht. Das hat seinen Preis. Und so ganz billig ist der Strom ja auch nicht mehr.
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