Es gibt nicht viele Musiker, die ein solches Abo auf Platz eins haben wie die Arctic Monkeys in Großbritannien. Vom jugendlich rauen Debüt „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ (2006) bis zum reifen „Tranquility Base Hotel & Casino“ (2018) – stets sprangen Frontmann Alex Turner und seine Kumpels an die Spitze der Albumcharts. Und dies, obwohl das Quartett seinen Stil im Laufe der Zeit mehrfach einer Runderneuerung unterwarf.
„The Car“, Album Nummer sieben und wie gewohnt beim Indie-Label Domino erschienen, hat also hohe Erwartungen zu erfüllen. Turner scheint der Druck, die Fans mit einem vertrauten, kommerziellen Sound zu locken, jedoch nicht zu hemmen. Diesmal hat er zehn Songs im Angebot, die sein riesiges (und berechtigtes) Selbstbewusstsein als Sänger und Songwriter zeigen. Der schon beim Karrierestart vom UK-Magazin New Musical Express als „coolster Mann auf dem Planeten“ bezeichnete Musiker gibt diesmal den stilvollen Dandy und Soul-Crooner. Und ist damit an Coolness erneut kaum zu übertreffen.
Alle neuen Lieder – angefangen bei der ersten Single „There’d Better Be A Mirrorball“, die mit ihren sahnigen Streicherklängen einen James-Bond-Film verzieren könnte – sind großartig inszeniert und herausragend gesungen. Turner (36) nähert sich auf „The Car“ (schon das an den Einsamkeitsmaler Edward Hopper erinnernde Cover-Artwork ist eine Wucht) den opulenten Stücken seiner Zweitband The Last Shadow Puppets an – und übertrifft deren Klasse deutlich.
Wer nach Referenzen sucht: David Bowie in seiner Soul-Phase Mitte der 1970er Jahre, Frank Sinatra, Scott Walker. Aber dieser Musiker hat selbst ehrenvolle Vergleiche eigentlich gar nicht mehr nötig. Auf „The Car“ wagt er sich abermals in neue Bereiche bis zum mondänen Nachtclub-Jazz vor – und kommt auch damit durch. Ob die Band aus der einstigen englischen Stahlstadt Sheffield dafür erneut mit einer Nummer-eins-Platzierung belohnt wird, steht auf einem anderen Blatt. (dpa/Werner Herpell)
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