Es erscheint logisch, dass man als Europameister auch bei einer Weltmeisterschaft zu den Favoriten gehört. Mathieu Kockelmann, der im Juli den Europameistertitel im Zeitfahren der Junioren feierte, peilt in Australien hohe Ziele an. „Ich will Weltmeister im Zeitfahren werden“, sagt er im Bewusstsein, dass dieses Ziel kein leichtes Unterfangen werden wird. „Das ist das Ziel. Ob ich das nun hinbekomme, ist eine andere Geschichte.“
Kockelmann hat sich zuletzt in starker Form präsentiert. Anfang September feierte er beim GP Rüebliland in der Schweiz einen Etappensieg und fuhr in der Gesamtwertung auf Platz 5. „Ich glaube, dass ich in einer guten Verfassung bin“, sagt er. „Ich habe das gemerkt, als ich in der Schweiz vorne die Arbeit erledigen musste. Wenn ich eine Lücke zufahren muss oder das Feld ziehen soll, dann ist das wie beim Zeitfahren. Ich muss mich klein machen und ständig dieselbe Watt-Zahl treten. Das hat gut funktioniert.“
Den Mann, den es laut Kockelmann zu schlagen gilt, ist der Brite Joshua Tarling. Tarling ist 18 Jahre alt und wird ab der kommenden Saison bis vorerst 2025 für Ineos Grenadiers fahren. Der Brite war beim Zeitfahren der Europameisterschaft nicht dabei – zuletzt fuhr er beim Saarland Trofeo im Juni, das Kockelmann gewann. In Deutschland gab es während des viertägigen Etappenrennens ein Zeitfahren, das der Brite für sich entschied. Kockelmann wurde Zweiter und war 15 Sekunden langsamer. Der Nachwuchssportler kennt seinen Gegner daher sehr gut: „Er ist ein sehr sympathischer Fahrer“, sagt der Luxemburger.
Technischer Parcours
2 Runden à 14,2 Kilometer müssen beim Zeitfahren der Junioren in Wollongong absolviert werden. Die Strecke in Australien ist, anders als die im Saarland, kurvenreich und eher flach. „Es ist extrem technisch“, sagt Kockelmann. „Die Kurven bringen einen aus dem Rhythmus. Man muss die Kurve gut ansetzen und danach immer wieder beschleunigen. Das kommt mir vom Cyclocross entgegen.“ Anders als Kockelmann ist Tarling mit 1,94 Meter Körpergröße und 88 Kilogramm Körpergewicht eher schwer. „Allein physikalisch sollte ich besser um die Kurven kommen als er. Es wäre auch besser für mich, wenn eine richtige Welle im Parcours wäre, aber ich denke, dass die Bedingungen letztendlich für uns beide gleich sind.“
Als großen Faktor für diese WM sieht Kockelmann die Adaptation in Australien an. „Wenn du Jetlag hast, kann das einen großen Unterschied machen“, sagt er. Um sich bis zum Zeitfahren an Down Under gewöhnt zu haben, befindet sich der 18-Jährige bereits seit Samstag, dem 10. September in Wollongong. Bereits in Luxemburg hatte sich Kockelmann vor seiner Abreise angepasst. Spätestens um 20.30 Uhr ging er zu Bett, und kurz vor 6 Uhr stand er morgens auf.
Bester Freund als Hauptkonkurrent
Doch auch für das Straßenrennen der Junioren, das am Freitag (23. September) stattfindet, ist Kockelmann ambitioniert. Zusammen mit Mil Morang werden dann zwei FSCL-Junioren starten. „Wir können zu zweit zwar schon als Team fahren, aber wir können weniger taktieren und probieren als andere Teams. Wir können aber mit anderen Nationen zusammenarbeiten“, weiß der Zeitfahr-Spezialist.
Ein besonderes Rennen wird es, weil Kockelmann vor allem auf seinen besten Freund, den Esten Romet Pajur, treffen wird. Beide fahren aktuell für Auto Eder und werden ab der kommenden Saison für das Continental Team Lotto-Kern-Haus starten – die neu gegründete Mannschaft ist Partner vom WorldTour-Team Bora-hansgrohe.
Pajur, der aktuell einer der besten Sprinter seiner Kategorie ist, gehört in Australien zu den großen Favoriten – wenn es denn zu einem Massenspurt kommt. „Wenn es zum Sprint kommt, ist glasklar, wer gewinnt. Keiner ist schneller als Romet“, sagt Kockelmann. „Ich weiß, was Romet will und ich weiß auch, wie gut er ist. Die Frage wird sein, ob er achtmal über die Kuppe kommt. Er fährt aber in den Bergen sehr schlau. Manchmal versucht er, vor dem Berg von der Gruppe wegzufahren, damit er mit der Gruppe über den Berg kommt. Bei der Weltmeisterschaft kann ich mir aber nicht vorstellen, dass er fahren gelassen wird.“ Der Mount Pleasant wird auf den insgesamt 135,6 Kilometern in jeder Runde, also achtmal, befahren. Der Anstieg weist eine maximale Steigung von 14 Prozent auf, ist mit 1,1 Kilometer Länge aber recht kurz.
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