Wer Sternekoch René Mathieu kennt, weiß, dass er für Umwelt- und Naturschutz, für Wertschätzung von Lebensmitteln brennt und deren Verschwendung anprangert. Sein Einsatz für die Pflanzenküche hat ihm den ersten „Grünen Michelin-Stern 2021“ (Guide Michelin) eingebracht und ihn zum „Besten Chefkoch weltweit im Bereich Gemüse“ (Guide vert) gemacht. Solche Titel nutzt der gebürtige Belgier, der die Pflanzenkunde von seinem Großvater, der Förster war, lernte, um die Menschen zum achtsamen Umgang mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen in der Natur anzuregen. Mehr noch: „Wer zu uns (ins Restaurant) kommt, muss seinen Horizont öffnen!“ Nur wenn man weltoffen sei, könnten Veränderungen stattfinden, unterstreicht der Chefkoch im Tageblatt-Gespräch.
Und so setzt sein neuestes Projekt statt auf Ermahnung auf Ermunterung, sich auf etwas Neues einzulassen. „Die Kinder werden es ihren Eltern beibringen“, sagt René Mathieu über die Idee hinter seinem neuesten Projekt – einem Comic.
Lesestoff mit Augenzwinkern
Zum Autorenkollektiv gehören außerdem sein Geschäftspartner Mario Willems sowie René Mathieus Tochter Louise und Willems Sohn Theo.
Nachdem die Themenliste für die einzelnen Geschichten festgestanden hatte, machten sich die Autoren ans Zeichnen und Textschreiben. 48 Themen – von Umweltschutz über sinnvollen Umgang mit Wasser bis Lebensmittelverschwendung und Armut – hielten sie fest. Ihnen war es wichtig, die jeweiligen Kurzgeschichten nicht „trocken und langweilig“, sondern „stets mit einem Augenzwinkern“ den jungen Lesern zu präsentieren, erklärt Mathieu.
Jede Kurzgeschichte wird rund um ein Thema erzählt. So führt beispielsweise eine Erzählung in den Wald, wo Sternekoch René Mathieu und seine Tochter Waldfrüchte entdecken und sammeln. In den kleinen Gesprächsblasen sind Hinweise zur Vielfalt und Verarbeitung von Waldbeeren eingewoben. Tipps zu deren Konservierung und Erhaltung der Pflanzen für die kommenden Ernten hält der Chefkoch am Ende jeder Seite für die Leser parat.
Doch wer im Comic staubtrockene Geschichten und einen erhobenen Zeigefinger vermutet, irrt – mit einem Augenzwinkern zu informieren, ist hier den Autoren gelungen. Ob Stromaes Songzeilen von „Papaoutai“, eine Anspielung auf René Mathieus Frisur oder Wortspiele wie „Papaella“, mit denen Louise ihren Vater gerne anspricht, die Leser können immer wieder schmunzeln.
Umweltschutz will gelernt sein
„Die jungen Menschen entdecken die Welt, das weckt Emotionen, die sie lebenslang begleiten. Wenn wir ihnen nicht die Wertschätzung fürs Lokale, für die hiesigen Produkte beibringen, für deren Zubereitung – auch mal in einer neuen Art –, wie sollen sie es lernen und zukünftig bewusst mit Lebensmitteln und Natur umgehen?“
Das Problem sei, dass wir immer das Gleiche tun – das gleiche Gericht bestellen, das Gleiche einkaufen. „Veränderungen haben so keine Chance“, sagt der Koch. „Wir sollten uns mehr Zeit nehmen, um nachzudenken, was wir essen. Das hat mir meine Großmutter beigebracht, als ich klein war. Darum geht es.“ Weil wir nicht über unsere Ernährung nachdenken, kommt es auch zur Lebensmittelverschwendung, ist Mathieu überzeugt.
„Wir wollen auf diese neue Art die Leser stärken, ihnen Selbstvertrauen vermitteln, wir wollen sie nicht belehren“, sagt Mario Willems. „Die jungen Menschen sind heute offener, sie verstehen unsere Botschaft.“ Es sind die jungen Menschen, die ihre Eltern anhalten, Dinge zu ändern – zum Beispiel, wenn sie aus ethischen Gründen Vegetarier werden, schildert Willems.
Sein Sohn Theo, der sich als Ideengeber und Co-Autor in die Entstehung des Comics einbrachte, kritisiert: „Ich denke, wir machen jetzt viel falsch, um Geld zu sparen. Als das reichste Land der Welt nutzen wir Energien, die wenig kosten, aber dem Planeten wehtun. Das muss sich ändern.“ Theo Willems will sich einsetzen, „um eine Bewegung zu initiieren, damit die Menschen verstehen, dass es Zeit zum Handeln ist. Hoffentlich wird die ,Bande dessinée‘ zur Veränderung beitragen.“
Unterstützt wird das Vorhaben tatkräftig von der Supermarktkette Cactus. Das Luxemburger Traditionsunternehmen engagiert sich seit längerem für Nachhaltigkeit und bewussten Konsum. Als erfahrener Partner in der Vermarktung von Comics (Übersetzung des Albums Asterix und Obelix ins Luxemburgische) kümmert sich Cactus um den Vertrieb des Buches, das es ab diesem September und bis zum Sommer 2023 in den Geschäften der Kette gibt, so eine Mitteilung von Anfang September.
Die neue Kooperation schließt nahtlos an die 2021 gestarteten „Cartes blanches“ an. Damals teilte René Mathieu sein Wissen über eine bewusste, gesündere und vollwertige Ernährung mit den Supermarktkunden. Der jetzt erschienene Comic stellt einen weiteren Schritt in Richtung des 2021 ausgerufenen Ziels der Partnerschaft – „Verändern wir etwas! Lasst es uns tun!“ – dar.
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