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Rentrée 2022/2023Einschulung auf Französisch und das Aus für Quereinsteiger: Bildungsminister Claude Meisch stellt neue Projekte vor

Rentrée 2022/2023 / Einschulung auf Französisch und das Aus für Quereinsteiger: Bildungsminister Claude Meisch stellt neue Projekte vor
Bildungsminister Claude Meisch (DP) auf der traditionellen Rentrée-Pressekonferenz Foto: Editpress/Tania Feller

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Eine Serie an Initiativen – unter diesem Motto könnte man die Schulrentrée dieses Jahr aus der Sicht des Bildungsministeriums zusammenfassen. Bildungsminister Claude Meisch hat kurz vor Schulbeginn nämlich zahlreiche Projekte für die Rentrée 2022 vorgestellt. Gratis Hausaufgabenhilfe und Betreuung in den „Maisons relais“ und das Auslaufen des Quereinsteiger-Programms stechen besonders hervor. Die Pandemie und Energiekrise und deren Auswirkungen auf den Schulbetrieb haben hingegen kaum Beachtung in den Ausführungen des DP-Ministers gefunden.

Was angesichts der Energiekrise und ohne Kontext etwas unglücklich klingt, ist grundsätzlich alles, was Bildungsminister Claude Meisch (DP) auf der offiziellen Rentrée-Pressekonferenz am Dienstagmorgen zur Energiesparkampagne in den Schulen sagte. „Es wird nicht so sein, dass die Fenster geöffnet werden und die Heizungen ausbleiben“, sagte Claude Meisch auf die Anfrage eines Journalisten, ob die Schulen sich an der Sparkampagne beteiligen werden. Denn, wer heizen und Energie sparen will, sollte die Heizung während des Lüftens tatsächlich ausschalten. Was tatsächlich gemeint war: Wenn die Santé den Schulen die Empfehlung aussprechen sollte, regelmäßig zu lüften, müssten diese die Räume wieder auf die Mindesttemperatur von 20 Grad hochheizen dürfen. „Das gilt für die Lyzeen des Landes – Grundschulen und Betreuungsstrukturen sind von der 20-Grad Empfehlung ausgenommen“, sagte Meisch.

Die diesjährige Rentrée-Pressekonferenz wurde auch nicht vom Thema Corona-Pandemie dominiert. Lernrückstände würden von Lehrkräften in sogenannten „Appui“-Stunden nachgeholt werden, Initiativen wie die „Summerschool“ seien dafür ins Leben gerufen worden. „Der Distanzunterricht hat gut funktioniert und die Schulen waren ja auch lange geöffnet“, sagte Claude Meisch. „Es gibt deshalb keine signifikanten Lernrückstände, wie sie etwa in Deutschland festgestellt wurden.“ Für das kommende Schuljahr erwarte man sich aufgrund der derzeitigen Variante auch nicht, noch einmal auf Maßnahmen wie Schulschließungen oder Distanzunterricht zurückgreifen zu müssen. „Es kann jedoch immer noch anders kommen“, meinte Meisch. Angesichts der derzeit zirkulierenden dominanten Omikron-Variante bestehe aber in der Hinsicht kein Grund zur Sorge.

Neue Bildungswege

Ansonsten dominierten bei der Pressekonferenz die zahlreichen neuen Projekte, die mit der Rentrée ihren Startschuss erleben. „In der Ecole de commerce et de gestion (ECG) wird ab der Rentrée eine neue Sektion für den klassischen Sekundarunterricht angeboten“, sagte Meisch. Die Sektion N soll einen Schwerpunkt auf die Themenfelder Unternehmertum, Finanzen und Marketing setzen. „Für die kommende Rentrée ist eine weitere Sektion mit dem Schwerpunkt Geisteswissenschaften geplant“, kündigte Meisch zudem an. Auf der Sektion P sollen demnach Fächer wie Psychologie, Soziologie oder auch Philosophie unterrichtet werden, die im Luxemburger Schul-Curriculum bisher eher weniger Beachtung gefunden haben. Zudem wird ab Schulbeginn am 15. September auf jeder 7e-Klasse das Fach „Digital Sciences“ unterrichtet. Bis 2024 soll das Schulfach kontinuierlich ausgeweitet und schlussendlich bis zur 5e unterrichtet werden.

Für die Berufsausbildung wurden ebenfalls weitere Curricula geschaffen. So soll zukünftig ein „Diplôme d’aptitude professionelle“ (DAP) in den Bereichen Bildung und Elektrotechnologien angeboten werden, für das Technikerdiplom wird es zwei neue Ausbildungsrichtungen geben: Tourismus und Kommunikation respektive Garten- und Landschaftsbau.

Für das Schuljahr 2022/2023 gibt es eine weitere Neuerung. In vier Schulen wird ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Kinder auf Wunsch der Eltern hin auf Französisch eingeschult werden. „Das soll den Schülern in ihrer Entwicklung helfen, deren Muttersprache näher am Französischen liegt“, sagte Meisch. Zudem wird landesweit im Cycle 4 ein neues Französischbuch angewandt, das an die neu eingeführte Methodik anknüpft, die bereits in den niedrigeren Klassen gilt. „Diese Herangehensweise soll von klein auf ein positives Verhältnis zur französischen Sprache herstellen“, sagte Meisch und sprach von positiven Rückmeldungen auch aus dem persönlichen Freundeskreis.

Mit der Rentrée 2022 öffnet auch die Europaschule Gaston Thorn ihre Türen in Luxemburg-Stadt. 139 Grundschüler sollen in Zessingen und 174 Sekundarschüler auf dem „Geesseknäppchen“ ein neues Zuhause finden. Im Mathias Adam in Petingen wird erstmals ein internationaler Sekundarabschluss in französischer Sprache angeboten. Angefangen mit einer 4e-Klasse bei der Rentrée 2022, sollen bis 2026 alle Schulklassen im „Bac international“ angeboten werden.

Aus für Quereinsteiger

Quereinsteiger soll es zukünftig keine mehr geben – das entsprechende Programm läuft demnächst nämlich aus. „Eine Verlängerung ist nicht geplant“, sagte Meisch. Stattdessen soll mehr Lehrpersonal an der Universität ausgebildet werden. Eine neue Konvention mit der Luxemburger Universität sehe vor, dass pro Jahr 180 Lehrkräfte ausgebildet werden. „Das Quereinsteiger-Programm wird durch eine Weiterbildung an der Universität ersetzt.“ In einer Vollzeit-Ausbildung sollen Bachelor-Absolventen verschiedener Fachrichtungen ausgebildet werden – im vorherigen Studium erbrachte Leistungen sollen dabei ebenfalls anerkannt werden. Zudem sieht die Konvention mit der Universität Luxemburg vor, dass auch drei neue Masterstudiengänge von 60 ECTS-Punkten angeboten werden sollen, die an einen „Bachelor of Education“ (240 ECTS) angehängt werden können.

„Die genaue Umsetzung wird in den kommenden Monaten diskutiert“, sagte Meisch, der von einer Investitionssumme von insgesamt zwölf Millionen Euro sprach. Üblicherweise werden Bachelorstudiengänge auf 180 ECTS-Punkte und Masterstudiengänge auf 120 ECTS-Punkte angesetzt. Die Regelstudienzeit bleibt im Fall eines Masterabschlusses jedoch auch bei den neuen Studienangeboten bei insgesamt fünf Jahren – üblicherweise soll von Studierenden Leistungen im Wert von 60 ECTS-Punkten pro Jahr erbracht werden.

Schulpflicht ab 18 Jahren

Eines der wichtigen „politischen Dossiers“ der diesjährigen Rentrée ist laut Meisch das Anheben der Schulpflicht von 16 auf 18 Jahre. „Das Gesetz liegt derzeit beim Staatsrat und ich wäre froh, wenn auch die Chamber sich des Problems annehmen würde“, so Meisch. Es sei ein weiterer Schritt, um zu verhindern, dass jugendliche Schulabbrecher inaktiv zu Hause bleiben. Ein weiteres wichtiges Projekt sei die Integration von Schülern, die ihre Schullaufbahn im Ausland angefangen haben, ins Luxemburger Schulsystem.

Zudem soll die Inklusion in den Schulen weiter ausgebaut werden. „Wir merken, dass das Rezept in den Grundschulen Erfolg hatte“, so der Minister. Die Schüler, die von einem „service de soutien“ in der Grundschule begleitet wurden, wechseln nun in die Sekundarschule. „Auch da müssen wir solche Betreuungsleistungen anbieten“, so der DP-Minister. Das Abkommen, das zwischen Bildungsministerium und den Vertretern des sozialpädagogischen Personals unterschrieben wurde, soll in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden.

Stichwort: Gratisbetreuung

Für die Schulrentrée 2022/2023 übernimmt der Staat die Kosten für die Betreuung der Kinder in den „Maisons relais“ während der Schulzeit. Kombiniert wird die Gratisbetreuung in den „Maisons relais“ mit der Hausaufgabenhilfe, die zukünftig ebenfalls von den Erziehern in den Betreuungsstrukturen beaufsichtigt werden soll. „Mit dem Angebot spart eine Familie um die 1.400 Euro im Jahr – das ist in etwa der Benzinverbrauch eines Mittelklassewagens im Jahr“, sagte Meisch. In Zeiten der Energiekrise und der Inflation sei das zwar nicht die Welt – „mee et ass alt dat“. Zusammen mit dem gratis Musikunterricht und dem gratis Essensangebot würden besonders einkommensschwache Familien gestärkt werden. Koordiniert wird sich mit dem Schulpersonal auch anhand des „E-Bichelchen“, auf das sowohl Eltern, Erzieher als auch die Lehrkäfte Zugriff haben sollen.

Claude Meisch kündigte zudem an, dass ab der Rentrée im kommenden Jahr ein Ableger des „Lycée technique pour professions éducatives et sociales“ (LTPES) und eine „Ecole nationale pour adultes“ (ENAD) auf Belval entstehen sollen. Auch würden derzeit Überlegungen geführt, wie die „Chargés de cours“ im Sekundarunterricht– die die gleiche Ausbildung haben wie die verbeamteten Lehrkräfte – anders integriert werden können. „Eventuell gibt es eine Möglichkeit, dass diese den ‚Concours’ später nachholen können“, stellte Meisch in Aussicht. Das sei jedoch ein Projekt, das nicht in dieser Woche in Angriff genommen werden könne.

Romain
14. September 2022 - 17.03

Möchte die Regierung das Aussterben der Lux-Sprache

Selam
14. September 2022 - 10.55

Einschulung auf Französisch, warum nicht in Ukrainisch?

jan
13. September 2022 - 18.48

Die MINT-Fächer bleiben wie immer ganz am Rande.....