Die ehemalige Benediktinerabtei Kloster Seeon, heute ein Tagungs- und Bildungszentrum, inmitten der Seeoner Seenplatte mit sieben Einzelseen gelegen, ist Ausgangspunkt einer spannenden Exkursion auf den Spuren des genialen Musikers, der hier im Chiemgau und speziell in der Abtei in jungen Jahren des Öfteren zu Gast war. Auf Schritt und Tritt begegnen dem Besucher Relikte, Erinnerungen, Hinterlassenschaften und Gedenktafeln des kleinen „Wolferl“, wie er liebevoll von seinen Eltern genannt wurde. Bereits als Kind reiste er, begleitet von seinen Eltern, zu Konzerttourneen durch Europa. Sein Weg führte ihn dabei auch mehrfach nach Seeon, wo er als Elfjähriger zwei Offertorien für die Benediktiner komponierte. Die Aufführungen, von ihm auf der Orgel in der Klosterkirche gespielt, wurden schon damals mit großer Begeisterung aufgenommen. Bis heute ist die Orgel die einzige weltweit, die sich „Mozartorgel“ nennen darf.
„Mozarteiche“ und „Mozart-Radweg“
Gleich beim Klostersee entdeckt man mit dem „Seerosenweg“ eine idyllische Wanderroute, die u.a. zur „Mozarteiche“ führt. Unter dem monumentalen Baum soll der junge Mozart bei seinen Besuchen im Kloster öfters geruht haben. Vorzüglich erkunden lässt sich die Region mit dem Rad. Auf dem „Mozart-Radweg“ beispielsweise führt eine wunderschöne Route durch die Natur bis zum Obinger See. Kultur- und musikhistorisch interessierten Gästen ist ein Besuch bei Klavierbauer Michael Kaltenecker in Altenmarkt zu empfehlen. Der über die Grenzen der Region hinaus bekannte Klavierbaumeister baut nicht nur Tasteninstrumente, er restauriert auch historische Cembalos, Spinetts und Klaviere. Highlight in seinem Atelier jedoch ist ein altes Clavichord, das der Firmengründer Johann Schadhauser entdeckt und restauriert hat und auf dem der junge Mozart gespielt hat. Man sieht also: Der große Meister ist hier in der Region allgegenwärtig.
Wenn das „Wolferl“ mit seinen Eltern mit der Postkutsche von Salzburg in den Chiemgau gereist ist, wurde auch an Poststationen haltgemacht. Auch hierüber gibt es noch steinerne Zeugen in manchen Ortschaften, wo die Familie seinerzeit eine Rast eingelegt hat.
Liebhaber der klassischen Musik sollten sich einen Besuch in der Gemeinde Grassau nicht entgehen lassen. Hier beheimatet war der weltberühmte Dirigent und Pianist Wolfgang Sawallisch, Leiter des Staatsorchesters Hamburg, der Wiener Symphoniker und des Philadelphia Orchestra. In der „Villa Sawallisch“ erlebt man ganzjährig Klassikkonzerte bis in die Adventszeit und urlauben kann man hier im Gästehaus auch, in dem u.a. die Schüler der Meisterklassen aus der ganzen Welt logieren. Neben Kammermusik oder Arien aus den bekanntesten Opern gibt es im Oktober noch einen musikalischen Salon unter dem Motto „Mozart, Mozart, immer nur Mozart“. Worauf jetzt noch warten?
Konzert- und Übernachtungsbuchungen möglich unter www.sawallisch-stiftung.de
War sie oder war sie es nicht?
Eine besondere Pilgerstätte am Kloster Seeon ist der kleine russisch-orthodoxe Friedhof der kleinen Kirche St. Walburgis. Die alteingesessene Adelsfamilie Leuchtenberg hat diesen Friedhof angelegt. Hier haben u.a. die Herzöge Nikolaus und Georg ihre letzte Ruhestätte gefunden, direkte Verwandte der russischen Zarenfamilie. Seit 1984 ruhen hier auch die sterblichen Überreste von Anastasia Manahan, die seit 1920 bis zu ihrem Lebensende behauptete, die letzte Zarentochter von Nikolaus II. zu sein, die als einzige das Massaker an der russischen Zarenfamilie 1918 überlebt habe. Mit ihrer Behauptung löste sie einen weltweiten Hype aus, der es bis zur Verfilmung ihrer Geschichte in Hollywood brachte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte sie eine Zeit lang, unterstützt von deutschen Adelsfamilien, im Schwarzwald, ehe sie 1968 in die USA auswanderte und dort den Historiker John Manahan ehelichte. Wenige Monate nach ihrem Tod wurde ihre Urne von der Familie Leuchtenberg nach Seeon überführt. Spätere DNA-Analysen, verglichen mit den sterblichen Überresten der Zarenfamilie, belegten zweifelsfrei, dass das Leben der Anastasia Manahan, die eigentlich Francisca Anna Czenstkowski hieß, eine einzige Lüge war.
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