Ein Notruf ging bei der Feuerwehr ein: Ein 83-jähriger Mann wurde seit mehreren Stunden von seiner Familie vermisst. Im persönlichen Umfeld war er nicht zu finden, Angehörige, Freunde und Nachbarn konnten kein Lebenszeichen hören oder lesen. Schließlich wandte sich die Polizei, die auch keinen Sucherfolg verzeichnen konnte, an die Hundestaffel des CGDIS. Die „Groupe cynotechnique“, die von Serge Garidel geleitet wird, begab sich mit mehreren Hunden auf die Suche. „Jack“, der als „Mantrailer“ – als ein Hund, der die Spur eines bestimmten Menschen aufnehmen und verfolgen kann – ausgebildet wurde, bekam ein Kleidungsstück des Vermissten als Geruchsprobe. Zielsicher führte er seinen Hundeführer in ein Gebiet, in dem sich die ältere Person aufhalten musste. Dort begaben sich andere „Spürnasen“ auf die Suche und konnten den Mann, der beim Spazieren im Wald gestürzt war, schließlich finden.
So geschehen vor einigen Jahren in Düdelingen – ein Erfolgserlebnis für die Rettungshundestaffel. Doch nicht immer ist deren Arbeit von Erfolg gekrönt. Erst vor wenigen Wochen hatte sich auf der Landstraße CR 137 bei Bech ein PKW überschlagen und war mehrere Meter die Böschung heruntergerutscht. Von den Insassen fehlte jede Spur. Weder mit Wärmebildkameras ausgerüstete Suchhubschrauber der Polizei noch die ebenfalls eingesetzte Hundestaffel konnten Fahrer und Beifahrer ausfindig machen.
„Wenn man nur vage Geruchsproben hat und eigentlich nicht weiß, wonach man suchen muss, ist es auch für unsere sehr speziell ausgebildeten Hunde schwierig, eine Spur aufzunehmen und ihr zu folgen“, erklärt Serge Garidel.
Seit fast drei Jahrzehnten im Einsatz
Der seit langen Jahren beim CGDIS dienende Garidel arbeitet seit fast 40 Jahren mit Hunden. Vor etwa drei Jahrzehnten kamen ihm und befreundeten Kollegen die Idee, eine reguläre Hundestaffel ins Leben zu rufen. Zunächst unter der Schirmherrschaft der „Protection civile“, heute nun schließlich unter dem Dach von CGDIS agiert die Staffel, die 22 Hunde zu ihren vierbeinigen Mitarbeitern zählt. Je nach Eignung und Anstelligkeit werden die Hunde unterschiedlich ausgebildet. Die höchste Stufe ist dabei das „Mantrailing“. Dabei nimmt der Hund den Geruch eines bestimmten Menschen über einen persönlichen Gegenstand auf. Am besten eignen sich natürlich Kleidungsstücke, die nahe der Haut getragen werden. Soll der Hund seine Suche aufnehmen, so muss er nun vollends seiner Nase vertrauen. Winzige Geruchsmoleküle, die mit denen des Kleidungsstückes übereinstimmen, führen den Hund dann zur Zielperson. Das liest sich leichter, als es in der Praxis realisierbar ist. Nicht jeder Hund eignet sich für das „Menschensuchen“.
„Die Ausbildung eines Rettungshundes dauert in der Regel etwa zwei Jahre“, erklärt Serge Garidel, „vorausgesetzt natürlich, Hund und Hundeführer/in nehmen regelmäßig an den Trainingseinheiten teil und der Hund erweist sich auch als gelehrig und anstellig.“
Regelmäßig an den Trainingseinheiten teilnehmen – das ist auch eine hohe Verpflichtung für Mensch und Tier. „Ja“, räumt Serge Garidel ein, „es kommen immer mal wieder junge Leute mit ihren Tieren zu uns, aber etliche von ihnen halten das strenge Programm nicht durch.“ Dazu gehört ein zweimaliges wöchentliches Training, jeweils acht bis zehn Stunden pro Woche. Und natürlich auch die dazugehörige theoretische Ausbildung. Hunde wie Trainer müssen körperlich und mental fit sein – wie überall bei der Feuerwehr.
Wasserrettung steht nicht auf dem Programm
Dabei eignet sich nicht jede Hunderasse, um zum Rettungshund ausgebildet zu werden. In der „Groupe Cyno“ sind derzeit Malinois, Border Collies, Labradore sowie Deutsche und Holländische Schäferhunde im Training. Auf dem Stützpunkt in Altwies werden Hunde und Trainer zunächst in leichte Suchaufgaben unterwiesen. Bei den ersten Übungen ist der zu Suchende noch zu sehen, ein Belohnungshäppchen zeigt dem Hund, dass er die Aufgabe gut gelöst hat. Zunehmend werden die Anforderungen jedoch erhöht. Die Suchperson versteckt sich unter Buschgrün, später dann in Höhlen im eigens angelegten „Trümmerfeld“. Hier soll eine reale Unglückssituation so naturgetreu wie möglich nachgestellt werden. Die Tiere, die sich bei der Suche besonders anstellig zeigen, bekommen dann noch eine „Mantrailing“-Ausbildung. Die Ausbildung des Hundeführers? „Die endet nie, in den vierzig Jahren, die ich mit Hunden arbeite, lerne ich täglich etwas Neues von den Tieren“, schmunzelt Serge Garidel. Man muss jede Regung des Tieres genau kennen, genau verstehen, denn es geht immerhin um die Rettung von Menschenleben.
Und können auch Menschen aus Seen gerettet werden? Eine ernstzunehmende Frage, denn unter allen Unfallursachen rangiert das Ertrinken nach Verkehrsunfällen bereits an zweiter Stelle. Doch da ist Serge Garidel eher skeptisch. „Unseren Erfahrungen nach sind Hunde einfach zu langsam, wenn es gilt, einen im See oder in anderem Gewässer in Not geratenen Menschen zu Hilfe zu kommen. Zudem ist die Gefahr, dass der in Panik geratene Mensch den Hund mit unter Wasser drückt, einfach zu groß – mit dem Boot sind wir da schneller beim Verunfallten.“ Zudem müsste an den Badestellen ständig ein Team Dienst versehen, um bei eventuellen Unfällen einsatzbereit zu sein. Das ist bei der geringen Personaldecke gar nicht zu leisten.
Wo aber kommen die Rettungshunde zum Einsatz? „Unser Arbeitsterrain ist das gesamte Gebiet des Großherzogtums. Bei den meisten Einsätzen geht es darum, demente oder psychisch kranke Menschen zu suchen, Ältere oder auch manchmal Kinder, die sich verlaufen haben.“ Auch Einsätze außerhalb der Landesgrenzen habe es schon gegeben.
Seit einiger Zeit gibt es eine Zusammenarbeit mit der „Unité cynotechnique“ des Roten Kreuzes. Ihr Team besteht derzeit aus zwanzig Hunden, die bei schwierigen Aufgaben helfen, die Helfer des CGDIS zu unterstützen. Eine Aufgabe, die in Zukunft noch wichtiger werden kann, sollte es mit dem Extremwetteraufkommen auch zunehmend zu Naturkatastrophen kommen.
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