„Es gibt drei Pollensaisons in Luxemburg“, erklärt der Pneumologe Marc Schlesser vom „Centre hospitalier Luxemburg“: Baumpollen, Gräserpollen und die Krautpollen. Nimmt man die drei zusammen, geht das Pollenwetter von Februar bis September. Was die Betroffenen angeht, so gibt es für Luxemburg keine präzisen Zahlen. Es wird davon ausgegangen , dass in den westeuropäischen Ländern 30 bis 35 Prozent der Menschen eine Allergie haben. Allerdings entwickeln nur zehn bis 20 Prozent eine Krankheit daraus. Sei es Asthma – die schlimmste in diesem Zusammenhang –, Heuschnupfen oder Augenprobleme. „Eine Allergie ist eine Sache“, so Schlesser, „aber es ist auch die Frage, welche Krankheit das gibt. Sie können allergisch sein, aber das heißt nicht, dass sich das als Krankheit äußert.“ Die Pollen selber bestimmen nicht die Krankheit. Nur bei den Gräserpollen gibt es eine Tendenz zu Heuschnupfen. In der Regel hängt es von der Veranlagung des Einzelnen ab. Und von der Quantität an Pollen. Weil jede Saison anders verläuft, kann es passieren, dass Menschen, die nie ein Problem damit hatten, plötzlich damit geplagt sind.
In den letzten Jahren haben die Baumpollen zugenommen, die Gräserpollen haben abgenommen, was wohl zum großen Teil mit den klimatischen Veränderungen zusammenhängt. Bei den Krankheiten scheint sich die Asthma-Prävalenz stabilisiert zu haben, während sie die letzten Jahre eigentlich konstant anstieg. Das gilt auch für andere Symptome, aber das Ganze ist offenbar dabei, sich zu verlagern. Von Problemen mit Gräserpollen auf Baumpollen. Schwer zu bestimmen sind aber die Ursachen der Allergien. „Wir können zwar immer besser beschreiben, was es bedeutet, wenn jemand eine Allergie hat. Was aber genau dafür sorgt, dass sie entsteht, dazu gibt es viele Hypothesen.“ Schlesser nennt u.a Umwelteinflüsse und Infektionen, die man als Kind hatte.
Was tun?
Aber die Frage ist, was man tun kann. „Wenn es sehr schlimm ist, ist es besser, die Fenster zu Hause mal geschlossen zu lassen. Man kann auch den Kopf waschen oder die Kleider wechseln, wenn man draußen war. Das ist nicht die richtige Therapie, aber wenn es sehr schlimm ist, kann das helfen.“ Besser wirken Medikamente.
„Wir können das behandeln“, so Schlesser, „aber wir können es nicht heilen. In spezifischen Fällen können wir auch versuchen, eine Impfung gegen das Allergen zu machen. Damit kann man die Krankheit vielleicht zum Teil verschwinden lassen. Aber das ist nur bei bestimmten Indikationen möglich.“ In den meisten Fällen können die Ärzte die Krankheit bzw. die Symptome wie Schleimhautreizungen aber gut kontrollieren.
Feinstaub und Co.
Alle Ursachen für die Intensität des Pollenflugs auszumachen, ist schwierig. Sicher ist aber, dass Luft- und Umweltverschmutzung eine Rolle dabei spielen. „Das versetzt die Bäume in eine Stresssituation und sie produzieren mehr Pollen“, erklärt Marc Schlesser. Hinzu kommt Feinstaub, der die Pollen derart verändern kann, dass sie stärker allergisierend sind. Und der Feinstaub kann für die Pollen zum Transportmittel werden. Auch eine hohe Ozonkonzentration in der Luft kann die Symptome verstärken. Hinzu kommt, dass auch in Luxemburg Pollenallergien beobachtet wurden, die es bisher hier nicht gab. Etwa die Ambroise, eine Pflanze, die vor allem in Südfrankreich beheimatet ist.
Kurz, Allergiker haben offenbar allen Grund, sich über nasses Wetter zu freuen. Wobei auch das erstmal alles schlimmer machen kann. Beispiel „Thunderstorm-Asthma“, so Schlesser, Wenn im Sommer plötzlich ein Unwetter losbricht, kann es sein, dass sehr viele Pollen in der Luft sind. Neben den atmosphärischen Veränderungen, die dafür sorgen, dass die Pollen sinken oder steigen, passiert aber noch etwas. „Die Pollen sind ganz trocken in der Luft, dann fallen die Regentropfen drauf und die Pollen explodieren förmlich. Dann werden Pollen und Antigene, die eigentlich im Inneren der Pollen liegen und sonst nicht in der Luft sind, freigesetzt.“ Ein Trost: Wenn es bis nass ist, legt sich das Problem.
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