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Facebook stuft Inhalte von Unternehmen und Medien zurück

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Facebook-Nutzer werden künftig mehr Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Damit solle das weltgrößte Online-Netzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden, persönliche Verbindungen zu ermöglichen, schrieb Gründer und Chef Mark Zuckerberg in einem Facebook-Beitrag in der Nacht zum Freitag. Die Änderung gehe auf Wünsche von Nutzern zurück.

Die Beiträge von Unternehmen und Medien sollen zudem danach priorisiert werden, «ob sie zu bedeutungsvollen Interaktionen ermutigen». Mit anderen Worten sollen Inhalte, zu denen sich ein Nutzer und seine Freunde äußern, höher im Newsfeed platziert werden. Dabei wird Facebook mithilfe seiner Algorithmen versuchen, vorherzusagen, über welche Beiträge man sich wohl austauschen wollen werde.

Radikaler Einschnitt

Das bedeutet, dass Beiträge von Facebook-Seiten zwar grundsätzlich weiterhin den Weg in den Newsfeed finden werden – aber bevorzugt, wenn sich der Freundeskreis darüber austauscht. Zugleich können die Inhalte-Anbieter Platz im Nachrichtenstrom der Nutzer über Facebooks Anzeigenplattform kaufen.

Für viele Unternehmen und Medien dürften die Änderungen einen radikalen Einschnitt bedeuten. Facebook hatte in den vergangenen Jahren im Gegenteil versucht, verstärkt zur Plattform für Medieninhalte zu werden. Viele Medien und Marken setzen darauf, Menschen über Facebook zu erreichen – schließlich hat das Online-Netzwerk weltweit mehr als zwei Milliarden Mitglieder. «Es stimmt, dass die Verbreitung dieser Inhalte zurückgehen wird, und dies bedeutende Auswirkungen für das Ökosystem haben wird», sagte Facebook-Manager John Hegeman der dpa. Die Zahl der Anzeigenplätze im Newsfeed werde zugleich nicht erhöht.

Kein passives Lesen oder Anschauen gewünscht

Damit wäre es denkbar, dass der Schritt den Wettbewerb um vorhandene Werbeslots anheizt. Zugleich können Nutzer selbst in den Einstellungen dafür sorgen, dass die Beiträge von Seiten, denen sie folgen, ganz oben im Newsfeed auftauchen – und damit die Änderung aushebeln. «Ich ändere das Ziel für unsere Produkt-Teams: Statt sich darauf zu konzentrieren, Sie beim Finden relevanter Inhalte zu unterstützen, sollen sie Ihnen helfen, bedeutsamere soziale Beziehungen zu haben», erklärte Zuckerberg.

Ein Grund für die Änderungen sei auch, dass laut Studien Kontakte über soziale Medien mit Menschen, die einem wichtig sind, gut für das Wohlbefinden sein könnten. «Andererseits kann das passive Lesen von Beiträgen oder das Anschauen von Videos – selbst wenn sie unterhaltsam oder informativ sind – nicht so gut sein.» Facebook fühle eine Verantwortung dafür, dass Dienste des Netzwerks gut für das Wohlbefinden seien, schrieb Zuckerberg. Hegeman machte auf Anfrage keine Angaben dazu, wie das Verhältnis der Beiträge von Freunden und Facebook-Seiten im Newsfeed der Nutzer derzeit ist – und welchen Wert Facebook anstrebt.

Keine politische Motivation

Er rechne damit, dass mit den Änderungen Menschen weniger Zeit bei Facebook verbringen würden, räumte Zuckerberg ein. «Aber ich erwarte auch, dass die bei Facebook verbrachte Zeit wertvoller sein wird.» Damit werde die Entscheidung auf lange Sicht auch für das Geschäft gut sein. «Wir müssen das System neu fokussieren», sagte der Facebook-Chef der New York Times.

Facebook-Manager Hegeman bestritt, dass die Änderungen zur sogenannten «Filterblase» führen könnten – einer Situation, bei der ein Nutzer von Algorithmen nur Inhalte angezeigt bekommt, die zu seinen Ansichten passen. «Es stimmt zwar, dass die Leute mehr Freunde haben, die mit ihnen einer Meinung sind.» Zugleich hätten aber die meisten Nutzer so viele Freunde bei dem Netzwerk, dass man unterm Strich verschiedenen Ansichten ausgesetzt sei.

Hegeman erklärte auch, hinter dem Schritt stecke kein Versuch, politische Kontroversen um Facebook-Inhalte zu entschärfen. «Nein, dahinter steckt keine politische Motivation.» Das Online-Netzwerk war vor allem nach dem US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 für die Ausbreitung gefälschter Nachrichten auch über dubiose Facebook-Seiten kritisiert worden.

Zuckerberg sagte der New York Times zugleich, dass die Diskussionen über Facebooks Verantwortung das Unternehmen veranlasst hätten, «einige der negativen Dinge, die im System passieren können, besser in Griff zu bekommen». Er ergänzte, dass die Geburt seiner beiden Töchter seinen Blick auf Facebook und sein Vermächtnis verändert habe. «Es ist wichtig für mich, dass wenn Max und August aufwachsen, sie das Gefühl haben, dass das, was ihr Vater aufgebaut hat, gut für die Welt war.»

Ein Algorithmus sorgt dafür, was und wie es zu sehen ist

Wie funktioniert die «Wall» − also wie setzt sich der Newsfeed eigentlich zusammen? Wenn sich ein Facebook-Nutzer mit seinen Zugangsdaten bei dem sozialen Netzwerk angemeldet hat, erscheint in der Regel der Newsfeed. Angezeigt werden Beiträge von befreundeten Mitgliedern, aber auch aus Unternehmen, Medien oder politischen Quellen, denen der Nutzer folgt.

In welcher Reihenfolge Inhalte dabei zu sehen sind, hängt von einem Algorithmus ab. Dieser analysiert Profilangaben, Verhalten und Aktivität des jeweiligen Nutzers. Danach werden automatisiert Beiträge ausgewählt, von denen Facebook glaubt, dass der Nutzer am wahrscheinlichsten mit ihnen interagiert. Die genaue Funktionsweise wird zwar geheim gehalten, doch einiges ist bekannt.

So kommen im Newsfeed häufiger Beiträge von Freunden vor, deren Inhalte man in der Vergangenheit bereits kommentiert, geteilt oder mit «Gefällt mir» markiert hat. Prominent platziert sind Themen, die heiß diskutiert werden und viele Likes erhalten. Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung eines Posts gilt als relevant. Der Nutzer hat über die Einstellungen zum Teil Einfluss auf die Auswahl und Reihenfolge der Inhalte.