Headlines

„Astronautik und die Fliegerei haben mich schon immer fasziniert“

„Astronautik und die Fliegerei haben mich schon immer fasziniert“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Luxemburger Ingenieur Roland Loos will als CEO der SolarStratos-Gesellschaft dem Piloten Raphaël Domjan in die Stratosphäre verhelfen. Das Tageblatt hat mit ihm gesprochen.

Der studierte Ingenieur Roland Loos ist der CEO der SolarStratos-Gesellschaft und steht als solcher voll und ganz hinter dem Rekordversuch von Raphaël Domjan. Im Interview mit dem Tageblatt erklärt der Luxemburger seine Rolle im Unternehmen.

Von Christian Schaack

Tageblatt: Herr Loos, wie kommt es, dass Sie in der Schweiz leben?
Roland Loos: Nach meinem Ingenieurstudium an der „Ecole polytechnique fédérale de Lausanne“ habe ich mich durch Pfadfinder-Aktivitäten und eine kirchliche Gemeinschaft gesellschaftlich integriert. Mein erster Job war, die Technik der Satelliten-Kommunikation für die Schweizer Post zu verfeinern. Dann haben wir eine eigene Firma gegründet. Wir waren damals auch SES-Kunden und sollten zum Beispiel für Gesellschaften wie Agip oder Total Satellitenkommunikationen an Orten aufbauen, die fernab von jeder Zivilisation lagen. Die Firma wurde 2015 an Panasonic verkauft, sodass ich seitdem mehrere Start-ups im Bereich Kommunikationstechnik und Raumfahrt berate.

Wie kam es zu Ihrem Einstieg bei SolarStratos?
Astronautik und die Fliegerei haben mich schon immer faszinierten. Dann las ich eines Tages einen Artikel über Raphaëls Vorhaben. Der brachte mich dazu, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Da wir uns auf Anhieb blendend verstanden, bin ich gleich eingestiegen. Am Anfang nur für einen halben Tag pro Woche, mittlerweile sind daraus Wochen mit 60 Stunden Präsenz geworden. Daneben begleite ich wie gesagt noch neun Start-ups. Meistens leiste ich auch dabei als Verwaltungsratsmitglied strategische Beratungsarbeit. Und genau dies tue ich auch in meiner Funktion als CEO bei SolarStratos. Da baue ich Kontakte auf, kümmere mich um alle Anfragen, um die Zusammenarbeit mit der Militärhierarchie hier auf dem Flugplatz usw. Falls Ingenieurkenntnisse gebraucht werden, helfe ich natürlich auch aus.

Die Arbeit wird hier wohl größtenteils auf freiwilliger Basis verrichtet?
Stimmt, wir werden tagtäglich mit grenzenloser Begeisterung belohnt!

Ist dies für Sie so etwas wie die Krönung inmitten Ihrer Start-up-Arbeit?
Nein, denn obschon SolarStratos mehr Zeit verschlingt, bleiben die restlichen Start-ups genauso wichtig. Keiner soll zu kurz kommen. Das Marketing oder das Erscheinungsbild bleiben eh ganz alleine Raphaëls Domäne. Ich kümmere mich eben nicht um alles, so bleibt mir noch genug Luft für die anderen …

Wie würden sie Raphaël beschreiben?

Er ist kein Draufgänger. Man hat Raphaël schon mehrmals gesagt, dies und das sei nicht möglich. Das steigert im Endeffekt aber nur seine Entschlossenheit, die Herausforderung wird dadurch lediglich größer. Und sein Projekt bleibt auch in meinen Augen machbar.

Wann wird der Rekordversuch vor der Tür stehen?
Wir können nicht garantieren, dass er in einem Jahr stattfinden kann. Es wird wohl noch etwas länger dauern …

Welche technischen Veränderungen stehen noch an?
Am Propeller werden noch einige Verbesserungen angestrebt. Wir werden ihn auf einen Durchmesser von 2,2 m vergrößern. Auch wird das Leitwerk umgebaut und wegen des Propellers wird ein höheres Fahrwerk unumgänglich. Für den Rekordflug müssen die Räder aus aerodynamischen Gründen mit einem Motor einfahrbar werden. Dazu benötigt man einen zusätzlichen Motor, welcher wiederum etwas Mehrgewicht bedeutet. Das Flugzeug wird auch so gestaltet, dass es bei einer Motorenpanne problemlos segeln kann, dies mit einem gemächlichen Sinkflug. Während des Flugs laden die Motoren auch die Batterien auf. Als Bedingung zum Rekordflug gehört nämlich auch, dass die Batterien nach dem Flug dieselbe Aufladung besitzen wie beim Start. Dazu müssten die sechs bis sieben Stunden Gesamtflugdauer auch ausreichen. Vielleicht werden wir etwas mehr Zeit benötigen, doch wir kommen dem Ziel schon näher.


EXTRA: Felix Baumgartners Sprung 2012

Am 14. Oktober 2012 wurde Felix Baumgartner mit seinem Sprung aus der Stratosphäre weltberühmt.
Durch die Unterstützung eines Brauseherstellers wurde das Projekt medial sehr umfangreich – u.a. berichteten 200 TV-Sender live – begleitet. Baumgartner stellte einige neue Rekorde auf, u.a. der höchste Absprung eines Fallschirmsprungs (38.964,4 m), längster freier Fall (4:20 Minuten) oder auch die größte im freien Fall erreichte Geschwindigkeit ohne Stabilisierungsschirm (1.357,6 km/h). 25 Millionen Euro soll das Projekt gekostet haben.
Der Österreicher hatte sich davor einen Namen als Base-Jumper gemacht.
Baumgartner stieg von der Walker Air Force Base bei Roswell, New Mexico (USA), mit einem Heliumballon in einer Druckkapsel in die Stratosphäre auf, um mit Schutzanzug und Fallschirm abzuspringen.