Zu diesem Ergebnis sind portugiesische Forscher bei Versuchen mit Ratten gekommen. Der Einfluss könne bei den Tieren auch wieder rückgängig gemacht werden, erläutern sie im Fachblatt «Molecular Psychiatry».
Um bei den Rattenweibchen vorgeburtlichen Stress zu simulieren, injizierte das Team um Ana João Rodrigues und Nuno Sousa von der Universität Minho in Braga ihnen bestimmte Stress-Hormone (Glukokortikoide). Ratten, die vor der Geburt diesen Hormonen verstärkt ausgesetzt waren, wiesen als ausgewachsene Tiere Gehirnanomalien auf, die auch bei Drogensüchtigen anzutreffen sind. Zudem waren sie suchtanfälliger – etwa für Opiate und Alkohol.
«Glückshormon»
Durch Verabreichung des Neurotransmitters Dopamin – auch als «Glückshormon» bekannt – hätten die Anomalien wieder rückgängig gemacht werden können, erläutern die Forscher in einer Mitteilung ihrer Universität. Auch das Suchtverhalten sei reversibel gewesen.
«Das ist ein erstaunliches Ergebnis, weil es darauf schließen lässt, dass mit einem relativ einfachen pharmakologischen Ansatz, der Wiederherstellung des Dopamin-Niveaus, man eventuell in der Lage ist, die Drogensucht zu behandeln. Und, wichtiger noch, der potenziellen Drogensucht bei anfälligen Menschen vorzubeugen», wird Rodrigues zitiert. Die Forscherin weist darauf hin, dass «wir natürlich noch einen langen Weg vor uns haben».
Dopamin-Niveau
Die Methode der Wiederherstellung des Dopamin-Niveaus sei in einigen Fällen bereits zur Behandlung von Kokain-Abhängigkeit eingesetzt worden – ohne eindeutige Ergebnisse jedoch, heißt es weiter. Das könne möglicherweise an der Dauer der Behandlung oder auch der Dosierung liegen. Die Portugiesen ermittelten bei ihrer Studie, dass Ratten, die einer dreitägigen Behandlung unterzogen wurden, schon nach drei Wochen wieder ins Suchtverhalten fielen. Wurde die Behandlung auf drei Wochen verlängert, sei das nicht mehr der Fall gewesen, hieß es.
Nun müssten neue Ansätze für drogenabhängige Menschen entwickelt und getestet werden, erläutern die Forscher. Größere Studien, wie sich vorgeburtlicher Stress später im Leben auf die Babys auswirkt, würden zur Zeit unter anderem in Kanada durchgeführt. Beim «Project Ice Storm» werde die Entwicklung jener Kinder über Jahre verfolgt, die während des Eissturms im Januar 1998 in Quebec geboren wurden.
Mitten im Winter wurden damals mehrere Millionen Menschen von einem zum Teil wochenlangen Stromausfall heimgesucht, das Stressniveau der werdenden Mütter schoss entsprechend in die Höhe. Bei den heute 13-jährigen Kindern seien bereits Gehirn-Anomalien festgestellt worden, in einigen Jahren könne sich dann auch ein möglicher Zusammenhang zwischen Vorgeburtsstress und Suchtanfälligkeit zeigen.
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