Der gewaltige Sonnensturm, den Wissenschaftler auf der ganzen Welt seit Dienstag beobachtet haben, hat keine Auswirkungen auf die Erde gehabt. «Es wird nichts mehr passieren, die Wolke ist eigentlich schon durch», sagte Werner Curdt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
«Es waren sehr spektakuläre Beobachtungen», betonte Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen. Doch so spektakulär wie der Ausbruch aussah, waren die Folgen längst nicht. Die ausgestoßene Wolke aus geladenen Teilchen habe sich nicht zentral auf die Erde zubewegt, sagte Bothmer. Die Messanlagen seiner Arbeitsgruppe registrierten zwar Sonnenwindstörungen, aber schnell stand fest: Die magnetisierte Gasblase hat uns nicht getroffen.
Keine Störungen
Demzufolge wurden keine Störungen bei GPS- oder Handysignalen gemeldet. In den Stromnetzen gab es ebenfalls keine Probleme, wie die vier großen deutschen Übertragungsnetzbetreiber berichteten. Auch für eventuelle stärkere Sonnenstürme sei man gewappnet, erklärte Wolfgang Schley, Sprecher des Energiekonzerns RWE. «Die europäischen Netze sind mit einem modernen, leistungsfähigen Überspannungsschutz ausgerüstet. Damit besteht auch ausreichender Schutz gegen atmosphärisch induzierte Störungen.»
Im Luftverkehr wurden Polarflüge etwas weiter nach Süden geleitet, wo sie stabilere Funkverbindungen nutzen konnten, wie der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, berichtete. «Für den Flugverkehr ist das kein großes Problem», erläuterte Handwerg. Die Flugzeuge würden außerdem nicht nur mit Hilfe von GPS navigiert, sondern auch mit Hilfe der sogenannten Trägheitsnavigation, die nicht anfällig für Sonnenstürme sei.
Polarlichter blieben aus
Polarlichter, die als Folge des Sonnensturms hätten auftreten können, blieben offensichtlich aus. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Sternwarte Bochum haben keine Besonderheiten beobachtet und auch keine Hinweise aus der Bevölkerung bekommen.
Doch warum dann die Aufregung nach den ersten Meldungen des Sturms? Der Ausbruch selbst sah nicht nur spektakulär aus, sondern die Aktivität der Sonne hat während der letzten Monate auch deutlich zugenommen, erläuterte Forscher Curdt. Jetzt beginne eine Phase, in der es öfter – sogar mehrmals pro Monat – vergleichbare Sonnenstürme geben könnte. «Das ist jedenfalls immer so gewesen, aber man kann es nicht vorhersagen.» Treffe eine Plasmawolke die Erde, könne dies etwa an Stromleitungen Überspannungen auslösen und den Strom ausfallen lassen. Dies sei vor Jahren in Quebec in Kanada passiert.
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